Anzing:Rathaus-Allergie

Seit November arbeiten die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung im frisch sanierten Altbau. Jetzt zeigen viele von ihnen Krankheitssymptome.

Lena Grundhuber

Kaum ein Vierteljahr nach dem Einzug macht das frisch sanierte Anzinger Rathaus Ärger - offenbar gibt es Gesundheitsprobleme. Mitarbeiterinnen klagten über "allergische Reaktionen" sagte Bürgermeister Franz Finauer (UBA) am Dienstag in der Gemeinderatssitzung.

"Massive Beschwerden" nennt es eine der Betroffenen, die wie die anderen Verwaltungsangestellten im sanierten Altbau untergebracht ist. Seit ihrem Einzug ins Rathaus Anfang November leide sie an Hals-, Kopf- und Magenschmerzen sowie an einem Schwindelgefühl, "immer so, als ob man leicht betrunken wäre". Da die Symptome am Wochenende und abends abgeklungen seien, schließe sie eine Erkältung aus - zumal viele Kollegen Reaktionen zeigten. Eine Mitarbeiterin sei deshalb sogar krankgeschrieben. Womöglich sei man zu schnell eingezogen, bevor das sanierte Haus ausreichend auslüften konnte, vernutet sie. Jetzt, im Winter, sei es kaum möglich, für genügend Durchzug zu sorgen: "Wir haben die Wahl zwischen Erfrieren und Vergiftet-Werden."

Laut Bürgermeister Finauer ist für den heutigen Donnerstag ein Besuch des Betriebsarztes angesetzt, das Gesundheitsamt ist informiert. Vor zwei Wochen bereits habe man eine Baubiologin zu Rate gezogen. Die Luftproben seien allerdings noch nicht ausgewertet. Obgleich er selbst keine allergischen Reaktionen zeige, nehme er die Beschwerden seiner Mitarbeiter ernst, versichert Finauer: "Das ist keine Einbildung". Zwei hätten offenbar ein echtes allergisches Problem, drei andere verspürten Symptome. So wie Verwaltungsmitarbeiter Daniel Zygalakis, der Kratzen in den Augen und im Hals bemerkt, aber "Gott sei Dank keine schlimmen Beschwerden". "Jeder reagiert anders", sagt der Bürgermeister. Von einem eigentümlichen Geruch im Haus berichteten allerdings alle.

Finauer selbst glaubt an einen unverträglichen "Cocktail" aus mehreren Stoffen. Ähnliches hält auch sein Sohn Johannes Finauer für möglich, der als Verwaltungsmitarbeiter federführend die Sanierung organisiert hat und nun selbst allergisch reagiert, wie er berichtet. "Es muss etwas sein, das in jedem Büro ist", vermutet er. Auch Schimmel will er nicht ausschließen. In der Bauphase habe es Schimmelbildung gegeben, die man bekämpft habe. Momentan sei teils ein modriger Geruch wahrnehmbar.

Ein Problem sei wohl der fehlende Luftaustausch. Durch Wärmedämmung und Fenster sei das Gebäude abgedichtet "wie ein Boot", was man durch Lüften auszugleichen versuche. Beim Ebersberger Gesundheitsamt will man zu diesem Zeitpunkt keine "Kaffeesatzleserei" betreiben. Die Gemeinde habe die Empfehlung befolgt, den Betriebsarzt und ein baubiologisches Institut einzuschalten, so Amtsleiter Hermann Büchner: "Die Untersuchungen sind erst abzuwarten."

Das sanierte Anzinger Rathaus mit seinem neuen Holzanbau war erst im November feierlich eingeweiht worden. Die Kosten für das Projekt beliefen sich auf rund 3,8 Millionen Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: