Anzing:Kommando zurück

Der Gemeinderat Anzing möchte doch keine Flüchtlinge im Gewerbepark

Von Jessica Morof, Anzing

Nun bekommt das Landratsamt im Gewerbepark Anzing doch keinen Platz für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. So hat es der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung entschieden, indem er einen Beschluss aus dem Vorjahr wieder aufhob. Damals hatte man sich dazu durchgerungen, dem Landratsamt für eine Dauer von fünf Jahren das Grundstück westlich des Feuerwehrgerätehauses als Containerstandplatz zu überlassen. Daraus wird nun nichts, da sich zwischenzeitlich eine andere Unterbringungsmöglichkeit für Asylbewerber aufgetan hat.

"Wir sprechen heute von einer völlig anderen Gesamtsituation als damals", betonte Reinhard Oellerer (Grüne).Ursprünglich sollten die Container eine Möglichkeit bieten, die bis dahin einzige Flüchtlingsunterkunft in der Wendelsteinstraße zu entlasten. Diese ist für maximal 27 Asylbewerber ausgelegt - wäre dann aber sehr voll. Durch den geplanten zusätzlichen Standort im Gewerbepark für etwa 15 Menschen, hätte die Personenzahl in der Wendelsteinstraße auf 15 reduziert werden können. Sprich: Überall mehr Platz für eine Höchstzahl von 30 Flüchtlingen. Damit wäre die Gemeinde einverstanden gewesen.

Inzwischen sind in der Wendelsteinstraße allerdings bereits 25 Asylbewerber untergebracht. Und das wird sich wohl auch nicht ändern. Zusätzlich hat sich mit dem ehemaligen Forsthaus in der Parkstraße eine Wohnmöglichkeit ergeben, die 20 weiteren Personen Platz bieten könnte. "Das wären dann schon 45", rechnete Bürgermeister Franz Finauer (UBA) dem Gemeinderat vor. "Das wären 150 Prozent von dem, was wir damals beschlossen haben", schloss sich Tobias Bönte (SPD) der Rechnerei an.

Würden zusätzlich dazu noch Container im Gewerbepark aufgestellt, könnten es schnell 90 Personen insgesamt sein, die untergebracht und auch betreut werden müssten, vermutet Finauer. Und das wären seiner Meinung nach zu viele. "Ich will den Helferkreis nicht überlasten", betonte er. Momentan laufe es bei den etwa 100 Helfern nämlich sehr gut mit der Unterstützung für die Asylbewerber. Darauf ist er stolz, und das möchte er nicht zerstören. Er sprach sich dafür aus, den ursprünglichen Beschluss aus dem Vorjahr aufzuheben und dem Landratsamt das Grundstück nicht zur Verfügung zu stellen.

Florian Alte (CSU) stimmte zu, dass man mit Blick auf den guten Helferkreis einen zweiten Standort gut bewerkstelligen könne. Doch mit den Containern übersteige die Zahl das Machbare. "Es wäre sinnvoll, ein Signal an die Nachbargemeinden auszusenden", sagte er. In Anzing habe man seine Pflicht getan; nun müssten auch die anderen in diese Pflicht genommen werden. Deshalb würde er einer Rücknahme des Beschlusses zustimmen. Und Bönte fügte hinzu: "Wenn die Menschen nicht mehr an die Hand genommen werden können, tun wir ihnen damit nichts Gutes."

"Ich reiße mich auch nicht darum, dass wir 90 Leute bekommen", sagte Oellerer dazu. Schließlich habe man mit dem zweiten Standort "sicherlich das erfüllt, was verlangt wurde". Doch er wisse auch, dass der Flüchtlingsstrom nicht abreißen werde. Er berichtete von einem Gespräch mit Stefanie Geisler, Leiterin der Abteilung Soziales im Landratsamt. Demnach sei man dort nicht nur für langfristige Lösungen dankbar, sondern auch für Notfallunterkünfte, wenn der Winter kommt. Sprich: für die Container im Gewerbepark. Auf diese Information, die dem Bürgermeister so offenbar nicht bekannt war, schlug Finauer vor, den Beschluss nun aufzuheben und erst einmal abzuwarten. Sollten im Winter dringend Plätze benötigt werden, könne man kurzfristig noch einmal über eine Lösung für "einen kurzen Zeitraum" sprechen. Damit zeigte sich der Gemeinderat einverstanden und stimmte mit drei Gegenstimmen zu.

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