Anzing:Klavier auf Wohnungssuche

Benefiziatenhaus Anzing Musikinitiative

Nur noch wenige Monate kann die Musikinitiative das Benefiziatenhaus nutzen, danach ist sie auf Übergangslösungen angewiesen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Anzinger Musikinitiative muss das Benefiziatenhaus räumen. Eine Alternative ist immer noch nicht gefunden

Von Anselm Schindler, Anzing

Der Anzinger Rathaussaal hat eine trockene Akustik, für Konzerte eigne er sich deshalb nicht sonderlich gut, erklärt Maria Brummer, Vorsitzende der Anzinger Musikinitiative. Doch für den Klavierunterricht sei er schon in Ordnung. Noch bis Ende August kann der Verein seine Unterrichtsstunden im Benefiziatenhaus an der Erdinger Straße abhalten, doch dann muss die Schule die Räume verlassen - das Erzbistum München hat der Initiative bereits im vergangenen Jahr gekündigt, die Kirche wollte mit der Initiative einen Erbpachtvertrag abschließen, das aber war dem Verein zu unsicher und kostspielig.

Seither sucht die Initiative nach Räumen, damit der Unterricht aufrechterhalten werden kann. Eine Zwischenlösung wurde bereits Ende vergangenen Jahres gefunden, übergangsweise wird der Verein diverse gemeindliche Einrichtungen für Musikstunden nutzen. Und dann war, als langfristige Lösung, ursprünglich geplant, die Initiative gemeinsam mit Wohnungen in einem neuen Gebäudekomplex neben dem örtlichen Feuerwehrhaus unterzubringen. Derzeit liegt die Fläche brach. Doch dieser Plan ist nun gescheitert, auch diese Lösung sei zu kostspielig für den Verein, erklärt Maria Brummer. Gebäude werden auf der Wiese trotzdem entstehen, jetzt aber ohne Platz für Instrumente und musizierende Menschen.

Laut Bürgermeister Franz Finauer (UBA) könnten in den zwei Häusern, so sieht der derzeitige Planungsstand aus, 16 Wohneinheiten entstehen. Gebaut und vermietet werden sollen sie über das Gemeinsame Kommunalunternehmen des Landkreises (gKU). Neben Anzing sind unter anderem die Gemeinden Zorneding und Grafing Teil dieses Unternehmens. Mit dem gKU will der Landkreis zusammen mit Gemeinden und Städten günstigen Wohnraum schaffen. Es handelt sich dabei aber nicht um den klassischen sozialen Wohnungsbau, sondern um Wohnungen, deren Mieten sich an den Obergrenzen dessen bewegen, was das Jobcenter Sozialhilfeempfängern für das Wohnen zur Verfügung stellt. 30 Prozent der Kosten, welche die Kommunen für das gKU aufwenden müssen, würden von der Landesregierung übernommen. Der Musikinitiative ist damit freilich nicht geholfen, und so wird für den Verein aus einer Übergangslösung vorerst ein Dauerzustand: Während der Klavierunterricht im Rathaussaal stattfindet, können die Schüler im Anzinger Jugendzentrum Schlagzeug üben, weitere kostenlose Räume stellt die Gemeinde dem Verein von September an im Gemeindehaus und in der Grundschule zur Verfügung. Zufrieden ist man bei der Initiative damit nicht, "es fehlt uns ein Stützpunkt, ein Zuhause", erklärt Maria Brummer.

Im Benefizatenhaus gibt es auch eine Küche, die der Verein nutzen kann, "da gibt es einen Mittagstisch, auch der geht uns künftig ab", sagt Brummer. "In so einer Gesamtsituation können wir uns nicht weiterentwickeln." Der Verein habe bereits auf eigene Faust nach neuen Räumlichkeiten gesucht, die man für Unterricht anmieten könnte, doch bislang sei diese Suche erfolglos. Bürgermeister Finauer liegt es nach eigenen Angaben am Herzen, dass in seiner Gemeinde vernünftig musiziert werden kann, doch auch er könne der Initiative derzeit nichts als eine Übergangslösung anbieten, so der Bürgermeister.

Ein Trostpflaster ist es da vielleicht, dass die Gemeinde plant, den Verein in eine Musikschule umzuwandeln. Träger wäre dann die Gemeinde, was die Finanzierung des Musikunterrichtes erleichtern würde. Auch die Musiklehrer wären dann künftig bei der Gemeinde angestellt. In einer nichtöffentlichen Sitzung will der Gemeinderat noch in diesem Monat über das Vorhaben diskutieren, beraten werden die Gemeinderäte dabei vom Landratsamt und dem Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen. Der Verband ist dem Bayerischen Staatsministerium unterstellt.

Die Sitzung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil es auch um die Bezahlung der Lehrkräfte gehen wird. Sobald es Ergebnisse gibt, werden sie öffentlich im Gemeinderat vorgestellt. Und auch die Raumsuche für den Unterricht wird dann wohl wieder auf der Tagesordnung des Gremiums stehen.

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