Antrag des Gemeinderats:Vaterstetten will Express-S-Bahn

Wirtschaftsministerium und MVV sollen die Gemeinde in das neue Expressnetz aufnehmen. Nur die SPD ist dagegen.

Lars Brunckhorst

Die neue Express-S-Bahn soll nach dem Willen des Vaterstettener Gemeinderats auch in der Großgemeinde halten. Wie das Gremium am Donnerstagabend auf Vorschlag des Rathauses beschlossen hat, wird die Gemeinde beim bayerischen Wirtschaftsministerium und beim MVV die Aufnahme der Haltestelle Vaterstetten in das geplante Expressnetz beantragen.

S-Bahn in München, 2010

Die Express-S-Bahn, die zusammen mit der zweiten Stammstrecke ihren Betrieb aufnehmen wird, soll auch in Vaterstetten halten.

(Foto: Robert Haas)

Es sei "nicht akzeptabel", dass Vaterstetten nicht an das S-Bahn-Expressnetz angebunden werden solle, so die Gemeinde. Bisher sind im Landkreis für einen Stopp der Express-S-Bahn nur die Haltepunkte Ebersberg, Grafing-Bahnhof und Zorneding vorgesehen. Halten soll die neue schnelle S-Bahn außerdem in Haar. Die Express-S-Bahn, die zusammen mit der zweiten Stammstrecke ihren Betrieb aufnehmen wird, soll die Fahrtzeiten nach München um bis zu zehn Minuten verkürzen. Im Gegensatz zu dem 15-Minuten-Takt, der mit der zweiten Stammstrecke auf allen S-Bahn-Linien eingeführt werden soll, wird die Express-S-Bahn allerdings nur im 30-Minuten-Takt verkehren.

In der Begründung der Gemeindeverwaltung zu dem Antrag heißt es: Angesichts eines Einzugsgebiets von mehr als 26000 Einwohnern - so viele Menschen leben in Vaterstetten und im Nachbarort Neukeferloh - müsse die Express-S-Bahn auch an einer der beiden Bahnhöfe der Gemeinde halten. Bis auf die SPD teilen diese Sichtweise alle Fraktionen im Gemeinderat. SPD-Mitglied Sepp Mittermeier bezeichnete es zwar als nachvollziehbar, dass eine Gemeinde "in der Größenordnung Vaterstettens" in das Expressnetz einbezogen werden wolle. Die Express-S-Bahn sei jedoch für Orte wie Ebersberg gedacht, die auch künftig keinen 15-Minuten-Takt haben werden. Mittermeier und die SPD schätzen deshalb die Chancen Vaterstettens, von Wirtschaftsministerium und MVV erhört zu werden, als gering ein.

Der SPD-Gemeinderat warnte zudem davor, durch Egoismus andere Orte zu benachteiligen. "Wenn immer mehr Haltestellen aufgenommen werden, ist der zeitliche Vorteil der Express-S-Bahn irgendwann weg." Mit diesem Einwand scheiterte die SPD allerdings an den anderen Fraktionen. Aufgabe des Vaterstettener Gemeinderats sei, die Interessen der eigenen Bürger zu vertreten, hielten Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU), seine Parteifreundin Bettina Zetzl und auch Axel Weingärtner von den Grünen übereinstimmend entgegen.

An dieser Einstellung konnte auch Christl Mitterer nichts ändern, die an die Kollegen appellierte, "strategisch zu denken". Die SPD-Gemeinderätin verwies darauf, dass auch Vaterstetten einen Vorteil habe, wenn das S-Bahn-Angebot für das Hinterland attraktiver werde. "Dann wird vielleicht der Verkehr auf der B304 weniger." Am Ende stimmte nur die SPD gegen den Aufnahmeantrag.

Selbst wenn dieser Erfolg haben sollte, wird es bis zum ersten Halt der Express-S-Bahn noch eine ganze Zeit dauern: Die zweite Stammstrecke, die eine Voraussetzung ist, wird frühestens 2018 zu den geplanten Olympischen Winterspielen in München fertig.

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