Der Eingang zum Jugendzentrum in Markt Schwaben ist verstellt. Vor der Türe breitet sich großflächig ein Durcheinander aus vielen Einzelteilen aus: dünne Schläuche, Stofflappen, Kartonagen, Farbdosen und -kartuschen, Papier und jede Menge Plastikfolie. Zehn Kinder und Jugendliche wollen sich in den kommenden Stunden hier an der Kunstform des Airbrush versuchen.
Bei dem im Rahmen des Markt Schwabener Ferienprogramms veranstalteten Schnupperkurs können die Kinder ihre künstlerische Seite ausleben - oder sich einfach nur kreativ beschäftigen. "Künstlerische Kreativität ist so ein hohes Wort. Nicht jeder, der hier mitmacht, arbeitet sofort kreativ", sagt Siegfried Eder, der das Seminar leitet. Vor 30 Jahren hat er als Graffiti- und Airbrushkünstler begonnen und sich dann immer mehr in Richtung Erwachsenenbildung orientiert, bis er nun schließlich seit Jahren Kinder unterrichtet. Inzwischen ist er jedoch eher desillusioniert und sieht seine Arbeit recht nüchtern: Die Kinder sollen in den Sommerferien schlichtweg unterhalten werden, erklärt er, das primäre Ziel sei es aber nicht, das künstlerische Potenzial der Kleinen zu entdecken.
Das Programm macht ihnen aber trotzdem Spaß. "Mir gefällt am besten, dass ich hier wirklich machen kann, was ich will", erklärt die elfjährige Xenia Hartung. Sie sitzt vor einem weißen Blatt im Din-A 4-Format und macht sich daran, es bunt zu bemalen. Als Werkzeug benutzen die Jugendlichen aber keine Pinsel, sondern füllerähnliche Pistolen, die mit einer Farbkartusche ausgestattet sind und mit Druckluft betrieben werden. Inzwischen hat Xenia schon zwei T-Shirts gestaltet - eines mit Totenkopf und Skorpion für ihren Vater, das andere mit türkisfarbenem Salamander und dem Schriftzug "Love" für die Mutter. Auch alle anderen Kinder haben weiße Oberteile dabei, die sie mit den bunten Farben aus den Airbrush-Pistolen gestalten. Ob mit bunten Regenbogenfarben, oder im Stil eines selbst gemalten Fußballtrikots, jedes T-Shirt wird hier zu einem Unikat.
"Jeder kennt aus der Schule den Malkasten. Hier im Seminar haben wir aber keine Pinsel, sondern Farbpistolen in der Hand, das werden die Kinder daheim nicht mehr machen können", sagt Eder. Trotz der ungewöhnlichen Arbeitsweise, die sie hier kennenlernen, können sich die meisten Teilnehmer über einen schnellen Erfolg freuen. So geht es auch den Brüdern Paulo und Antonio Neumüller. Die zehnjährigen Geschwister tun sich zu Beginn des Seminars noch sehr schwer, lernen dann aber schnell dazu. Dabei sind vor allem die vielen Schablonen hilfreich, die Siegfried Eder zur Verfügung stellt. Die Kinder können zahlreiche Motive wählen, es gibt Sterne, Aliens, Weltkugeln, Herzen, Teddybären, Fußballspieler und Schriftzeichen. Auf diese Weise können sie ihre Kunstwerke individuell gestalten.
Während die sechs Jungen und vier Mädchen an ihren Bildern arbeiten, geht Eder umher und gibt wichtige Tipps. Mit warmer und weicher Stimme ermuntert er die Kinder und macht Scherze mit den Schülern, so dass für diese die Zeit wie im Flug vergeht. Am Ende des Schnupperkurses hängen viele bemalte T-Shirts zum Trocknen in der Sonne, bevor die Kinder sie mit nach Hause nehmen können. Für Eder ist das die Hauptsache: "Jeder geht heim und hat einen Erfolg vorzuweisen. Die Kinder sind glücklich, was will ich denn mehr."
Auch der zwölfjährige Luca Beslmüller ist engagiert. Knie und Hände mit Farbe beschmiert, so sitzt er auf dem Boden und arbeitet akribisch an seinem Werk. "Es ist echt cool hier, nur blöd, dass man so dreckig wird", erklärt er. Die Farbe wird man abwaschen, doch die Erinnerung an das Ferienprogramm bleibt.