Dritte Startbahn am Münchner Flughafen:Ausbauen oder ablehnen?

Dritte Startbahn am Flughafen München

Startbahngegner führen vor allem sinkende Flugzahlen als Argument gegen den Ausbau ins Feld.

(Foto: Robert Haas)
  • Im Landtag wird über eine Massenpetition gegen die dritte Startbahn am Münchner Flughafen abgestimmt.
  • Startbahngegner führen an, dass die Flugbewegungen in München in den vergangenen Jahren zurückgegangen sind.
  • Befürworter sehen den Wirtschaftsstandort München bedroht, wenn nicht ausgebaut wird.

Ein Pro und Contra von Marco Völklein und Kerstin Vogel

Contra

Die Landtagsabgeordneten können in der Abstimmung über die Massenpetition der Startbahngegner eines nicht länger ignorieren: Die tatsächliche Entwicklung am Münchner Flughafen ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich hinter allen zugrunde liegenden Prognosen der Firma Intraplan zurückgeblieben. Statt steil nach oben zeigte die Wachstumskurve in der Realität über Jahre hinweg ein Minus bei den Flugbewegungen. Inzwischen hat nicht nur ein Volkswirtschaftsprofessor der TU Chemnitz in den Intraplan-Gutachten einen "systematischen Fehler" kritisiert, ein Vertreter des Unternehmens selbst hat eingeräumt, dass sich das Verkehrsaufkommen nicht so entwickelt, wie prognostiziert. Nur mit echtem Bedarf aber ließe sich eine dritte Startbahn überhaupt rechtfertigen. Denn der Stadt Freising wird durch den näher rückenden Flughafen die Luft abgeschnürt.

In weiten Teilen des Stadtgebiets ist mit erheblicher Mehrbelastung durch Lärm und Schadstoffe zu rechnen, in Attaching verlieren Menschen Haus und Hof - und die Fläche, die für die Startbahn versiegelt würde, ist so groß wie der Tegernsee. Die Gesundheit der Menschen ist ein hohes, schützenswertes Gut, der Umweltschutz hat in Bayern Verfassungsrang. Diese Aspekte den rein wirtschaftlich begründeten Argumenten für einen Ausbau unterzuordnen, ist an sich schon fragwürdig. Wenn aber nicht einmal die Zahlen für den vorgeblichen Bedarf stimmen, dürfen die Abgeordneten nicht länger auf die Gerichte warten. Sie müssen das Projekt stoppen.

Pro

Es ist doch so: Niemand kann in die Zukunft schauen. Auch nicht die Gegner der dritten Startbahn am Münchner Flughafen. Und daher lässt sich auch nicht sagen, ob sich der Rückgang der Starts und Landungen tatsächlich fortsetzt - oder eben nicht. In anderen Regionen der Welt jedenfalls wächst der Flugverkehr. Dort werden komplett neue Flughäfen errichtet, bei denen es nicht darum geht, ob lediglich eine neue Bahn betoniert wird. Da geht es um drei, vier oder sechs neue Pisten.

Das alles kann sich zu einer Bedrohung für den Münchner Airport und die hiesige Wirtschaft auswachsen. Denn bislang profitiert München auch von seiner guten Fluganbindung. Die vielen Direktflüge führen dazu, dass ausländische Manager, wenn sie nach einem Standort für ihre Dependance in Europa suchen, auch München in die engere Auswahl nehmen. Diese Direktflüge gibt es aber nur, wenn der Flughafen als Drehkreuz erhalten bleibt. Bieten Airports in der Türkei oder in Arabien bessere Bedingungen, werden Fluggesellschaften abwandern aus München. Dann droht MUC, zumindest auf lange Sicht, zu einem Regionalairport zu verkümmern.

Das heißt nicht, dass morgen die Bagger rollen sollten. Das ginge ohnehin nur, nachdem die Stadtspitze erneut die Bürger dazu befragt hätte - das gebietet der demokratische Anstand. Um aber erneut urteilen zu können, sollte man abwarten. Vielleicht wächst die Zahl der Flugbewegungen bald tatsächlich in nennenswertem Umfang. Und belegt damit doch den Bedarf für die dritte Piste.

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