Drinnen: Keine Scheu vor der Kunst

Wer in diese Ausstellung geht, darf seine heilige Scheu vor dem Kunstwerk getrost zu Hause lassen. Denn hier darf, ja soll man etliche Kunstwerke betasten, betreten, belagern. Im Kunstbau unter der U-Bahn-Station am Königsplatz hat das Lenbachhaus Lea Lublin, dieser zwischen 1960 und 1990 so bekannten, heute fast vergessenen argentinisch-französischen Künstlerin, eine Retrospektive ausgerichtet. Und sie zeigt, wie vielfältig und wie sehr dem Betrachter zugewandt Lublin gearbeitet hat. Die mit Bällen befüllten Kinderspielecken, die man aus schwedischen Möbelhäusern kennt, oder die von einem Luftstrom aufrecht gehaltenen Hüpfburgen - Lublin hat sie in gewisser Weise als künstlerischen Entwurf vorweggenommen. Im Environment "Fluvio Subtunal", dieser synästhetischen Installation, gilt es, sich durch einen vom Winde durchwehten Tunnel aus transparentem Kunststoff vorwärts zu kämpfen oder in ein Becken mit Bällen einzutauchen. Zuvor bilden überdimensionale Plastikröhren eine Barriere, durch die man sich wie auf einem Fitnessparcours hindurchschlängeln kann, indem man die von der Decke hängenden Pendel beiseite schubst. Es ist nicht das Original-Environment von 1969, das hier betreten werden kann. Um aber die Maßstäbe, in denen Lublin gedacht und gearbeitet hat, deutlich zu machen, hat man sich entschieden, "Fluvio Subtunal" zu rekonstruieren. Daneben sind Fotografien, Zeichnungen, Wandinstallationen und Videos sowie ihr Rechercheprojekt auf den Spuren von Marcel Duchamp in Buenos Aires zu sehen. Außerdem ein Teil von Lublins langjährigem Projekt zur Kunst-Befragung, mit dem sie durch viele Länder der Welt tourte. Und im Garten des Lenbachhauses steht eine besondere Attraktion: Lea Lublins Blumendusche.