Drinnen:Geschichte in Scheinen

Kann Geld interessant sein, auch wenn es einem gar nicht gehört? Bevor da jetzt ein kategorisches Nein kommt, empfiehlt sich der Besuch der Staatlichen Münzsammlung in München, wo gerade die Sonderausstellung "Die doppelte Mark" zu sehen ist. Es ist gerade einmal 14 Jahre her, dass der Euro eingeführt wurde. Und dabei ist fast ein wenig in Vergessenheit geraten, dass es vorher nicht nur die deutsche Mark, sondern die West- und die Ost-Mark gab. Noch bis 24. April widmet sich die Ausstellung der HVB Stiftung Geldscheinsammlung diesem besonderen Aspekt der deutsch-deutschen Geschichte von 1948 bis zur Wiedervereinigung 1990. Banknoten und Münzen zeigen Kultur und Zeitgeist der beiden deutschen Staaten und sind damit ein Stück Historie. Sie drücken Unterschiede wie Gemeinsamkeiten aus: hier der "Silberadler", die D-Mark, dort die "Aluchips" der DDR, hier Clara Schumann auf dem Hunderter, dort Karl Marx.

Die Ausstellung zeigt auch so manch kuriose Entwicklung: So hat man beispielsweise in Ostdeutschland nach der Währungsreform 1948 lange noch einfach Couponmarken auf alte Reichsmarkscheine geklebt, die so zu gültiger Währung wurden. Neben den damals gängigen Münzen und Geldscheinen zeigt die Ausstellung zudem viele Gedenkmünzen, mit denen sich auch die Geschichte der beiden deutschen Staaten gut nachvollziehen lässt. Und wer weiß, wer eigentlich auf dem Tausend-D-Mark Schein abgebildet war? Die Vorderseite des Scheins zierte ein Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren. Doch es ist gar nicht sicher, ob es den Magdeburger Domherr Johannes Scheyring oder den Mathematiker und Astronom Johannes Schöner porträtiert. Geld kann also in vielerlei Hinsicht spannend sein.

© SZ vom 22.01.2016 / kg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: