Drinnen: Bewegungsspuren am Himmel

Mauersegler bei ihren tollkühnen Flugmanövern, ein Mäusebussard, der seine Kreise in der Thermik zieht - Vögel im Flug üben eine besondere Faszination auf den Betrachter aus. Sichtbare Spuren ihrer mühelosen Bewegungen hinterlassen sie nicht. Der Münchner Fotokünstler Lothar Schiffler hat dieser Tatsache ein Projekt gewidmet, "Airlines - Vogelspuren in der Luft" nennt er es. Die ungewöhnlichen Ergebnisse sind jetzt in der gleichnamigen Ausstellung im Museum Mensch und Natur zu sehen zusammen mit wissenschaftlichen Ergebnissen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie, welche die globalen Bewegungsmuster von Vögeln zeigen. Während die Forscher mit Beringung, Radarverfolgung, GPS und Satellitentelemetrie arbeiten, um die Bewegungen der Vögel festzuhalten, zeichnet Schiffler mit Hilfe komplexer foto- und videotechnischer Verfahren deren Flugbahnen nach und erzeugt so Bilder, wie sie trotz ihrer Alltäglichkeit noch nie zu sehen waren. Auf den ersten Blick wirken die Darstellungen wie Bänder, die, in den Himmel geworfen, sich zu Bögen, Kreisen, Spiralen und anderen Figuren formen. So wie Musik in Notenpartituren festgehalten wird, werden in den Werken die Spuren fliegender Vögel sichtbar. Die Aufzeichnung längerer Bewegungen dunkler Objekte vor hellem Grund ist fototechnisch nicht möglich. Dazu bedarf es des Gegenteils der Fotografie, der Iskiografie, ein Begriff aus der Pionierzeit der Fotografie, der Schreiben mit Schatten bedeutet. Schiffler experimentierte lange, bis es ihm mithilfe modernster Digitaltechnik gelang, aus Tausenden von Einzelbildern Bewegungsspuren zu erzeugen. So entwickelte er eine neue Art von Tierfotografie, deren Ergebnisse jetzt erstmals in einer Einzelausstellung in München präsentiert werden.