Dreikönigstreffen der CSU München:Besuch von der lieben Ilse

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Ilse Aigner beim Dreikönigstreffen der CSU München (Foto: dpa)

Bundesagrarministerin Ilse Aigner gilt als neue starke Frau der CSU. Auf dem Münchner Dreikönigstreffen ihrer Partei gibt sie sich bescheiden. Das kommt an.

Von Marco Völklein

Altkanzler Helmut Kohl war schon da, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auch, und Horst Seehofer hatte 2006 als Gastredner einen großen Auftritt beim Dreikönigstreffen der Münchner CSU. Damals war Seehofer allerdings noch nicht CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident sondern Bundeslandwirtschaftsminister. Etwa zwei Jahre später löste er seine glücklosen Vorgänger Erwin Huber und Günther Beckstein ab. "Damit ist der Nachweis erbracht, liebe Ilse", zieht der Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer am Sonntag bei der diesjährigen Veranstaltung daraus seinen Schluss: "Eine Rede beim Dreikönigstreffen wirkt nicht karriereschadend."

Denn diesmal schaut wieder eine Bundeslandwirtschaftsministerin bei den Münchner Parteifreunden vorbei. Die "liebe Ilse" eben, wie sie von allen Rednern angesprochen wird. Ilse Aigner, 48, Chefin der Oberbayern-CSU - und vielleicht in Zukunft die neue starke Frau in Bayern.

Im Herbst hatte Seehofer sie dazu überredet, nach Bayern zurückzukehren, sich hier einzuschalten in den Wahlkampf. In Oberbayern, dem CSU-Stammland, soll sie die Stimmen zurückholen, die die Partei dort 2008 verloren hatte. Gelingt ihr das, wer weiß, könnte sie irgendwann mal Seehofer folgen.

Jeder im Saal weiß das natürlich. Und jeder weiß auch, dass Seehofer die liebe Ilse mit genau diesem Köder gelockt hat. Doch die gibt sich bescheiden. "Sehr sehr gut überlegt" habe sie sich den Wechsel in die Landespolitik, sagt sie. Und er sei ihr auch nicht leicht gefallen, habe das Amt in Berlin ihr doch "viel Spaß gemacht". Doch die CSU sei ihre "politische Familie", sagt sie. Und von dieser Familie habe sie so viel bekommen, "da gehört es sich, dass man auch etwas zurückgibt. Das nennt sich Verantwortung". Da schwillt der Applaus im Saal sofort an.

Bei ihrer Tour d'Horizon durch die Landes-, Bundes- und Europapolitik allerdings gelingt es ihr nicht mehr ganz so, die Zuhörer zu begeistern. Die Angriffe gegen die SPD und Grüne, die sich gegen Steuervergünstigungen sperrten und "die Landwirtschaft schlecht reden", plätschern eher dahin. Dass es "stabile Haushalte, eine stabile Wirtschaft und stabile Finanzmärkte" brauche, um Europa aus der Krise zu führen - das haben sie hier so oder so ähnlich schon viel zu oft gehört.

Am Ende allerdings wird sie dann noch mal persönlich. "Bayern bleibt meine Heimat", sagt sie - und ein Herr vorne links ruft laut "Bravo" zum Rednerpult. Dann berichtet sie, wie sie sich gegen den Widerstand des Betriebsrats und gegen die Linken im Parlament durchgesetzt und die kirchliche Segnung eines Ministeriumsanbaus ermöglicht habe.

"Wir haben auch Werte" ruft sie den CSUlern zu, und die danken es mit viel Applaus. "Wir sollten zu unseren Werten und Traditionen stehen. Das macht Bayern aus." So mögen sie sie, die liebe Ilse.

© SZ vom 07.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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