Drei Asylbewerberheime schließen:"Muss man uns das Leben noch schwerer machen?"

Weil die Flüchtlingszahlen rückläufig sind, schließen drei Asylbewerberheime - wer bleibt, muss innerhalb weniger Tage in die Sammelunterkunft ziehen.

Monika Maier-Albang

Heute wird Uche Akpulu in der Messestadt Riem einziehen. Nicht in eines der schönen neuen Häuschen mit Garten. Nicht in ein nettes Appartement mit Balkon.

Ihm wird ein Zimmer in einer Flüchtlingsunterkunft zugewiesen werden, das er bis gestern nicht gesehen hat. Und von dem er auch bis gestern nicht wusste, wie er seine Habseligkeiten dorthin befördern soll.

Uche Akpulu stammt aus Nigeria, er lebt seit vier Jahren in München in dem Asylbewerberlager an der Emma-Ihrer-Straße. Uche Akpulu ist einer von rund 300 Menschen, die ihre bisherige Unterkunft verlassen müssen, weil die Regierung von Oberbayern aufgrund der rückläufigen Asylbewerberzahlen drei Lager in München schließt.

Bis zum 30. September wird die Gemeinschaftsunterkunft an der Emma-Ihrer-Straße geschlossen, Ende Oktober die Unterkunft am Rosa-Luxemburg-Platz und zum Jahreswechsel die Wohnanlage in der Ernsbergerstraße.

Seit einem Jahr sei der Umzug geplant, doch die Bewohner würden erst jetzt darüber informiert, wohin sie umziehen sollen, kritisiert Andrea Naica-Loebell von der Organisation "Karawane".

Uche Akpulu erhielt am 19. September ein Schreiben der Regierung von Oberbayern, dass er seine Unterkunft am 24. September Richtung Riem zu verlassen habe. Vier Tage Zeit, um einen Umzug zu organisieren? "Das ist Stress", sagt Akpulu.

Dabei hätte der Mann, der perfekt Deutsch spricht, gerade an diesem Wochenende auch so genug zu tun gehabt. Am Samstag organisierte er einen Panafrikanismus-Tag im Goethe-Forum. Also bat er einen Freund, der ebenfalls in die Messestadt umziehen soll, in die neue Unterkunft zu fahren und zu klären, ob man auch schon am Sonntag dort einziehen könne.

Dann hätte ein Bekannter Zeit gehabt, der sich extra ein Auto für den Umzug ausleihen wollte. Viel besitzt Uche Akpulu zwar nicht, ein paar Dinge aber eben doch. Die Musikanlage, "30 Bücher", Kleidung und eine Bettcouch, die er geschenkt bekommen hat.

Sein Freund, Sunny Ebilueye, der nur Englisch spricht, wandte sich an den Verwaltungsleiter in Riem - und nun unterscheiden sich die Versionen. Akpulu zufolge habe der Leiter unwirsch reagiert, habe gesagt, er sei momentan zu beschäftigt, um sich um Sonderwünsche kümmern zu können.

Der Sprecher der Regierung von Oberbayern, Heinrich Schuster, stellt den Gesprächsverlauf anders dar. Demnach habe der Unterkunftsleiter angeboten, dass die beiden Asylbewerber ihre Sachen bis Montag, bis sie in ihr endgültiges Zimmer einziehen, in der neuen Unterkunft unterstellen könnten.

"Entweder es gab da ein Kommunikationsproblem oder ein zwischenmenschliches", sagt Schuster.

Knappe Zeit

Schuster räumt allerdings ein, dass die Zeit zwischen Benachrichtigung und Umzug "tatsächlich knapp bemessen ist".

Allerdings sei es wegen der ständigen Zu- und Wegzüge leider sehr schwierig, langfristig zu planen, zumal die Mitarbeiter erst klären müssten, wer mit wem in eine Unterkunft gehen kann: "Damit es zwischen den Ethnien keine Konflikte gibt." Staatliche Hilfen sind für einen solch erzwungenen Umzug übrigens nicht vorgesehen.

Ache Ukpulu sagt, ihm hätte "etwas mehr Entgegenkommen" schon gereicht: "Uns muss man das Leben doch nicht noch ein bisschen schwerer machen."

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