Dreharbeiten am Viktualienmarkt:Marktfrauen gegen Rikschafahrer

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Franz Xaver Bogner dreht am Viktualienmarkt für "München 7" mit einer furiosen Christine Neubauer. Nur eines stört bei den Aufnahmen.

Von Franz Kotteder, München

"Christine Neubauer schlägt Rikschafahrer": So einen Text möchte die Schauspielerin gewiss nicht lesen. Wenn's nun aber stimmt? An diesem Sonntag auf dem Viktualienmarkt ist die Neubauer jedenfalls eine wahre Furie. Mit resolutem Griff holt sie den jungen Mann aus dem Sattel, wirft ihn mit beherztem Schwung elegant aufs Pflaster. Szenenapplaus brandet auf: Die Komparsen sind begeistert. Gott sei Dank sind wir erst bei der Probe und noch nicht beim Dreh zum Höhepunkt der Folge 34 von "München 7", der Fernsehserie von Franz Xaver Bogner um den Münchner Innenstadt-Polizisten Xaver Bartl, dargestellt von Andreas Giebel.

Bis Mitte Oktober dauern die Dreharbeiten für die fünfte Staffel, sechs neue Folgen wird es geben. Und immerhin wird ja auch ein gewisser Aufwand betrieben, so wie heute beim Sonntagsdreh am Viktualienmarkt. Zweieinhalb Szenen stehen auf dem Programm, das dauert etwa von neun Uhr morgens bis 19 Uhr am Abend. Es geht darum, dass die vom Marienplatz vertriebenen Rikschafahrer spontan den Aufstand proben. Ihr Anführer Tommy (Arnd Schimkat, trotz Grippe extra aus dem Griechenland-Urlaub eingeflogen) skandiert Parolen von der autofreien Innenstadt, die bei den Marktfrauen gar nicht gut ankommen. Denn die Rikschas versperren ja schließlich der Kundschaft den Weg.

Drehort München
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Punktlandung bei der letzten Szene

Da ist die Neubauer als Markt(voll)weib Elfi Pollinger ganz in ihrem Element. "Die Christine spielt, als ob sie hier zu Hause wär'", sagt Bogner und schiebt dann noch nach: "Na ja, ist sie ja auch." Schließlich sind wir ja schon bei den Folgen 33 bis 38.

Bogner wirkt ganz entspannt, zeitweise fast wie ein amüsierter Beobachter. Regieassistent Frank Müller hat den Set im Griff, eine gewisse Routine ist dem Team anzumerken: Giebel und seinem Kollegen Felix Kandler (Florian Karlheim) sowie den beiden anderen Marktfrauen Moni Riemerschmidt (Monika Gruber) und Lisa Heckmeier (Sarah Camp) sowieso. Bei Szene 17 gelingt sogar eine Punktlandung: Erst als der letzte Satz abgedreht ist, beginnen die Kirchenglocken zu läuten.

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Lebensnahe Geschichte vom stillen Viktualienmarkt

"Der einzig richtige Titel für unsere Dreharbeiten am Viktualienmarkt ist eigentlich: ,Zwischen den Glocken'", sagt Bogner und lacht. Immer, wenn irgendwo eine Kirchenglocke läutet, erschallt der Ruf "Aus!" über den Platz, denn dann kann nicht gedreht werden. Glocken kommen bestenfalls vor, wenn beide Kameras gleichzeitig laufen, denn dann ist die Tonspur identisch. Franz Xaver Bogner sagt, er habe schon einmal mitgestoppt: "An einem Drehtag läuten die Glocken insgesamt eine Stunde und 55 Minuten lang."

Wenn die Folge 34, Titel: "Einfach weg", Mitte nächsten Jahres ausgestrahlt wird, dann wird man also wieder einmal sehr lebensnahe München-Geschichten genießen dürfen. Nur leider mit einem völlig unrealistischen Viktualienmarkt, auf dem man kaum jemals eine Glocke wird läuten hören.

© SZ vom 31.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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