Doppelt so viele Verkehrstote in München:Straßenverkehr fordert mehr Todesopfer

24 Menschen kamen 2007 bei Unfällen in München ums Leben - doppelt so viele wie im Vorjahr.

Bernd Kastner

24 Menschen sind 2007 im Straßenverkehr in München ums Leben gekommen - doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums München, zu dem auch der Landkreis und ein Teil des Kreises Starnberg gehören, kamen 35 Personen zu Tode. 860 wurden bei knapp 50.000 Unfällen schwer verletzt - ein Anstieg um rund 30 Prozent. "Nicht zufrieden" mit der Verkehrsstatistik zeigte sich deshalb auch Hans-Jürgen Notka, Chef der Verkehrsabteilung.

Doppelt so viele Verkehrstote in München: Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Verkehrstoten in München verdoppelt.

Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Verkehrstoten in München verdoppelt.

(Foto: Foto: dpa)

Der deutliche Anstieg liegt auch daran, dass 2006 mit zwölf Toten der niedrigste Wert in München überhaupt erreicht worden war. Im vergangenen Jahr starben in der Stadt allein 16 Fußgänger, zwölf von ihnen waren Senioren. Diese Gruppe macht Notka besonders Sorgen: Immer öfter werden ältere Menschen Opfer schwerer Verkehrsunfälle.

Während der Anteil der Personen, die 65 Jahre oder älter sind, an der Gesamtbevölkerung bei 17,7 Prozent liegt, sind 57 Prozent der Verkehrstoten Senioren. Rund zwei Drittel der Unfälle, an denen Ältere beteiligt waren, wurden auch durch sie verursacht - ein Anstieg von gut acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Notka rechnet damit, dass sich der Anteil verletzter und getöteter Senioren weiter erhöhen werde, da in Zukunft immer mehr ältere Menschen in Besitz eines Führerscheins sein werden.

Sie entstammten einer Generation, in der Auto fahren schon in jungen Jahren selbstverständlich gewesen sei. "Das wird ein Problem", prophezeit Notka. Er rechne damit, dass der Führerschein bald nur noch befristet ausgegeben werde, so dass regelmäßige Gesundheitskontrollen nötig würden.

Zu den Sorgenkindern der Polizei gehören nach wie vor die jungen Autofahrer. Zwar habe das Alkoholverbot für Fahranfänger Wirkung gezeigt, und ihr Anteil an allen Unfällen sei nicht auffällig hoch - aber nach wie vor gelte: Je schwerer die Folgen eines Unfalls, desto höher der Anteil von beteiligten jungen Leuten. Die Ursachen seien typisch: Zu hohe Geschwindigkeit, generell zu hohe Risikobereitschaft im Verkehr.

Alkohol, Raserei, Drogen und Rotlicht-Verstöße ziehen die schlimmsten Unfälle nach sich. Während diese Ursachen bei nicht einmal fünf Prozent aller Crashs ausgemacht wurden, sind sie bei mehr als 45 Prozent der Unfälle mit Toten festzustellen. Vor allem mit den Alkoholsündern ging Notka hart ins Gericht: Betrunken Auto zu fahren sei wie "versuchter Totschlag".

Ins Gewissen redete Notka auch den Radfahrern, von denen fünf im vergangenen Jahr in der Stadt zu Tode kamen. Sie alle würden wohl noch leben, wenn sie einen Helm getragen hätten. Zudem rät er ihnen "im eigenen Überlebensinteresse" zu defensivem Verhalten. Sie sollten nicht auf ihrer Vorfahrt bestehen: "Der Radler zieht gegen einen 30-Tonner immer den Kürzeren, auch wenn er im Recht ist." So sei es äußerst riskant, an einer Ampel neben einem Lkw in dessen totem Winkel auf Grün zu warten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: