Doppelmord von Krailling:Thomas S. weist jede Schuld von sich

Vor seinem Anwalt bestreitet der mutmaßliche Täter von Krailling die Tat. Die Blutspur erklärt der Verdächtige mit Nasenbluten. Auch ist es laut Verteidigung nach wie vor unklar, ob es in der Mordnacht nur einen Täter gab.

Christian Deussing, Starnberg

München/Krailling - Während er vor der Polizei hartnäckig schweigt, hat der mutmaßliche Doppelmörder von Krailling, Thomas S., im Gespräch mit seinem Verteidiger die Tat bestritten. Der Münchner Anwalt des 50-jährigen Postzustellers, Karl Peter Lachniet, sagte zur Süddeutschen Zeitung, sein Mandant sei zwar tatverdächtig, aber "nicht überführt". Für die Blutspur in der Kraillinger Wohnung hat Thomas S. nach Angaben seines Anwaltes eine Erklärung. Er habe sich dort zwei Wochen vor der Tat aufgehalten und Nasenbluten bekommen. Über die 44-jährige Ehefrau des Inhaftierten sagte der Verteidiger, die "arme Frau" sei "sehr mitgenommen".

Krailling gedenkt der beiden ermordeten Maedchen

Ein Foto und Blumen liegen in Krailling vor dem Haus, in dem am Donnerstag (23.03.11) zwei Maedchen tot aufgefunden worden waren.

(Foto: dapd)

Von seinem Mandanten hat der Anwalt ein ganz anderes Bild als die Nachbarn in Peißenberg, die Thomas S. als unsympathisch, derb und rabiat beschreiben. Der Postbote sei vielmehr ein "braver Familienvater und emotional zugewandter Mensch", der auch anderen helfe. Das unfassbar brutale Verbrechen an den acht- und elfjährigen Mädchen passe überhaupt nicht zu dem Wesen des Mannes, der selbst Vater von vier Kindern sei. Womöglich handele es sich bei dem Doppelmörder um einen "Psychopathen", sagte Lachniet. Für den Verteidiger ist es auch keineswegs sicher, dass es in der Mordnacht nur einen Täter gegeben habe.

Für die Ermittlungsbehörden ist Thomas S. dagegen weiterhin der einzige Tatverdächtige. Das betonte am Mittwoch der Münchner Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich auf Anfrage der SZ. Zu weiteren Ermittlungen wollte er sich nicht äußern. Wie berichtet, geht die Soko "Margarete" anhand einer Blutspur, die dem 50-jährigen Onkel der getöteten Geschwister zugeordnet werden konnte, davon aus, dass sie den richtigen Täter gefasst hat. Er befindet sich seit sechs Tagen in Untersuchungshaft in Stadelheim.

Zu den vier Kindern des Tatverdächtigen macht das zuständige Jugendamt Weilheim keine Angaben. In derartigen Fällen sei es wichtig, dass die Kinder "vertrauensvoll geschützt, psychologisch betreut und nicht auseinander gerissen werden", erläutert der Starnberger Jugendamtsleiter Bernhard Frühauf.

Die 41-jährige Mutter der getöteten Sharon und Chiara, Anette S., hatte unweit des Tatortes in der Musikkneipe "Schabernack" gearbeitet, die derzeit mit Hilfe von acht Stammgästen weitergeführt wird. Am Tresen befinden sich Sterbebildchen von den Opfern. Anette S. und ihr Lebensgefährte Klaus P., Betreiber der Kneipe, bedanken sich auf einem Zettel für die große Unterstützung und Anteilnahme.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: