Dokumentation:Schmerzpunkte

Robert Voit reist regelmäßig nach Japan, um das Land nach der Atom-Katastrophe zu fotografieren. Auf seine Fragen, wie die Leute mit dem Unglück umgehen, bekommt er wenig Antworten. Deshalb sucht er bildliche Lösungen, findet Details, die ihm das Menschliche näher bringen

Von Sabine Buchwald

Die Katastrophe schleicht sich nachts in seinen Schlaf. Wenn der Mut erschöpft ist, dann träumt Robert Voit von Flutwellen und Verstrahlung. Die Bilder, die ihn im Dunkeln packen, sind solche, die er in Fukushima nicht fotografieren kann. Sie sind in seinem Kopf. Vergangenes Jahr, als er dort unterwegs war, traf er einen Harvard-Professor. Der fragte ihn, wie er es nur alleine in dieser Gegend aushalten könne. Man müsse doch unbedingt mit jemandem sprechen, über das, was man sehe und erlebe. Der Professor reiste mit einer Partnerin, Voit in der Begleitung von Kamera und Tagebuch. Seine Frau war bei den beiden Kindern in München geblieben. Sie schrieben sich E-Mails, wenn er von 16-Stunden-Trips zurück war in einer Unterkunft. Voit weiß, dass sich seine Familie um ihn Sorgen macht. Auch er kennt Angst, es ist eine grundsätzliche Angst. Sie stiehlt ihm den Schlaf. "Fukushima könnte auch bei uns passieren", sagt er. Es sei ein Wunder, dass uns unsere Atomkraftwerke noch nicht um die Ohren geflogen seien. Diesen Juni war er das vierte Mal in Fukushima, seit 1997 seine elfte Reise nach Japan. Das Land lässt ihn nicht los.

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