Dokumentarfilm:Plötzlich Pop-Prinzessin

Photo of Whitney HOUSTON

"One Moment in Time": Einst überzeugte Whitney Houston auch live mit ihrer Jahrhundertstimme.

(Foto: Arsenal Filmverleih)

Der Film "Whitney - Can I Be Me" zeigt das Leben und den Tod der Sängerin Whitney Houston.

Von Rüdiger Sturm

"War Whitney Houston bisexuell?" Wer Nick Broomfield verärgern will, der sollte ihm genau diese Frage stellen. Denn in Whitney - Can I Be Me entwirft der Dokumentarfilmregisseur ein packendes Porträt der Popdiva, das sich eben nicht auf diesen Aspekt reduzieren lässt.

Vielmehr zeichnet er mit schicksalsschwerer Konsequenz den Weg aus dem prekären Milieu von Newark über eine Rekordserie von Nummer-1-Hits bis hin zum Drogentod im Jahr 2012 nach. Angeblich ging er "ohne vorgefertigte These" an sein Sujet heran, wurde dann aber "emotional hineingezogen," wie er "das nicht erwartet hatte".

In seiner Darstellung ist die Vita Houstons ein tragisches Melodram, in dem die Rollen klar verteilt waren: Die unbefangene Sängerin wurde jung zum Drogenkonsum verleitet, der dann unter dem immensen Erfolgsdruck eskalierte. Treu zur Seite stand ihr die geliebte lesbische Freundin Robyn Crawford, während sie gleichzeitig eine Amour fou mit dem ebenfalls drogensüchtigen Ehemann Bobby Brown auslebte.

Der Part des Bösewichts ist mit den Vertretern ihrer Familie besetzt, unter anderem Mutter Cissy Houston, die sich von der Tochter ein Luxusleben finanzieren ließ, aber alle Warnungen über ihre Suchtprobleme in den Wind schlug.

Verständlicherweise versuchte dieser Kreis auch den Film zu stoppen: "Sie kontaktierten alle Leute, die mit Whitney in den letzten 30 Jahren zu tun hatten und warnten sie, Interviews zu geben." Das Verdienst dieser Doku liegt aber vor allem darin, die gebrochen-nuancierte Persönlichkeit hinter der Maske der "amerikanischen Prinzessin" zu vermitteln.

Und für wen Whitney Houston nur noch ein Name in einer Spotify-Playlist ist, der lernt hier eine einzigartige Performerin kennen, für die die Eingangsfrage nun wirklich irrelevant ist.

Whitney - Can I Be Me, Regie: Nick Broomfield und Rudi Dolezal, Spielplan München

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