Dissens von CDU und CSU über die AfD:Die garstige Schwester aus München und der rechte Rand

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Der Umgang von Ministerpräsident Horst Seehofer mit der Partei verwundert einige

"AfD schreckt die CSU auf" vom 12. September:

Der blinde Fleck der CSU

Ein blinder Fleck ist ein Teil von uns, den wir selbst nicht wahrnehmen (wollen), die anderen aber sehr deutlich mitbekommen. Und der blinde Fleck der CSU ist, dass sie sich, besonders durch ihre Leitung, mit ihren Aussagen und ihrem Verhalten Asylsuchenden und Flüchtlingen gegenüber selbst in die Nähe der AfD gebracht hat. Jeder Mensch steht für sich in der Dynamik zwischen Beharren und Verändern, zwischen Ausgrenzen und Zusammengehören. Wo jeder steht, pendelt jeder für sich aus. Und die CSU hat weitgehend auf Beharren und Ausgrenzen gesetzt. In weiten Teilen der Bevölkerung entstand so eine Geistesverwandtschaft zwischen den Ideen der CSU und derer der AfD.

Die CSU erkennt das erschreckt und zieht die falschen Schlüsse, wenn sie noch mehr auf Beharren und Ausgrenzen setzt, statt auf Verändern und Zusammengehören durch die Zusicherung an die Bürger: "Wir werden das schaffen mit den Menschen, die aus oft extremen Notlagen zu uns kommen. Wir werden das mit ihnen schaffen, weil wir zusammenhelfen." Ob die CSU das Ruder noch in diesem Sinne herumreißt? Hans Michael Miller, Freising

Seehofers Stolpersteine

Da sind sie wieder, Horst Seehofers Stolpersteine für Angela Merkel. "Die Union bröckelt und die AfD legt zu", sorgt sich der bayerische Ministerpräsident zwei Wochen vor der Wahl, womit er die Rechtspopulisten ohne Not aufwertet und die Union nach unten drückt. Überflüssig wie ein Kropf, das Ganze. Während Angela Merkel auf der Zielgeraden einen guten Job macht, gibt Seehofer also einmal mehr seinen zähen bayerischen Weißwurstsenf dazu - getarnt als wohlmeinende Wahlkampfhilfe, versteht sich -, mit dem er den Schlussspurt der Kanzlerin erneut behindert. Ich hoffe, Angela Merkel bleibt nicht daran kleben. Wenn sie die Wahl gewinnt, dann sicher nicht wegen, sondern trotz der permanenten Querschüsse von der bayerischen Schwesterpartei. Si tacuisses, Horst Seehofer! Manfred Fischer, München

Geißler hat's klar benannt

Die Medien haben keine Mitschuld am Aufstieg der AfD. Statt sich von Anfang an mit den Themen der Rechtspopulisten auseinanderzusetzen und gegenzusteuern, ignorieren die etablierten Parteien diese. Der leider verstorbene ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler hat schon 2016 in einem Interview mit der SZ die Schuld am Aufstieg der AfD dem CSU-Chef Horst Seehofer und dessen Granden gegeben. Geißler äußerte unter anderem, dass erst die CSU die Wahlerfolge der AfD in den Bundesländern ermöglicht habe. Er sah im Herbst 2016 eine durchaus kritische, aber dennoch positive Stimmung in Deutschland, die sich auch im unglaublichen Aufwand der Freiwilligen in der Flüchtlingshilfe gezeigt habe. Doch dann habe es von Horst Seehofer Parolen gegeben, die später als Stichworte für Pegida und die AfD gedient hätten. Die Querschläge aus München hätten den politischen Gegner der CDU befähigt, die eigenen Leute gegen die Kanzlerin auszuspielen. Und eine Partei, die ihrer eigenen Kanzlerin in den Rücken fällt, wird von den eigenen Anhängern dann nicht mehr gewählt. Besonders nicht von Konservativen. Und: Recht hat der Mann! Ingo G. Adams, München

Geister, die sie riefen...

"Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los." Dieses Zitat aus Goethes Ballade "Der Zauberlehrling" spiegel mehr als deutlich das derzeitige Gejammer der CSU wider. Mit seinem ständigen Gehetze gegen die Kanzlerin und deren Flüchtlingspolitik, mit erpresserischem Beharren auf der "Obergrenze", mit provokativen Sypathiekundgebungen für den ungarischen Flüchtlingsfeind Orbán und weiteren fremdenfeindlichen Forderungen hat Seehofer den Rechtspopulisten das Wort geredet und das Aufstreben deren Partei nachhaltig gefördert. Jetzt, wo die AfD vor dem Einzug in den Bundestag steht, rudert er zurück und schiebt die Schuld auf "die Medien", die der AfD angeblich zuviel Aufmerksamkeit schenken. Gauland, Höcke, Weidel, Petri & Co. haben alle Grund, sich bei der CSU herzlich bedanken. Claus Lehner, München

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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