Diskussionen:Fremd unter Freunden

Europa-Flagge

Warum werden "Europäische Werte" nicht immer und überall in die Realität umgesetzt?

(Foto: Jens Kalaene/dpa)

Was trennt und was eint Europa und seine Menschen? Darüber wird in diesen Wochen in München nicht nur im Literaturhaus diskutiert.

Von Antje Weber

Es pocht und pocht und pocht - an jedem Sonntag kann man derzeit in München den Puls Europas hören, er pocht dann aus Lautsprecherboxen auf dem Max-Joseph-Platz. Doch nicht nur bei Demonstrationen der Europa-Befürworter ist die Staatenunion derzeit ein großes Thema.

Dass die Römischen Verträge, deren Unterzeichnung vor 60 Jahren gerade erst gefeiert wurde, noch mindestens weitere 60 Jahre für Frieden sorgen werden, ist ja nicht garantiert; dass Populisten wie eine Marine Le Pen in Frankreich die Union binnen Kürze sprengen könnten, nicht ausgeschlossen. Und so wird in diesen Tagen an vielen Orten über Europa diskutiert; unter anderem im Literaturhaus.

Eine "Gebrauchsanweisung für Populisten" liefert dort zum Beispiel am 2. April Heribert Prantl. Über den schwierigen Begriff "Heimat" und eine europäische Identität diskutiert der deutsch-französische Publizist Alfred Grosser am 3. April mit dem tschechischen Autor Jaroslav Rudiš ("Nationalstraße"), der sein Enkel sein könnte.

Über das gleiche Thema sprechen übrigens auch tschechische und deutsche Autoren am 31. März im Tschechischen Zentrum (19 Uhr, Prinzregentenstraße 7): Neben Lena Gorelik aus München und Jörg Bernig aus Radebeul sind Petra Hůlová und Magdaléna Platzová aus Prag eingeladen. Und auch spanische Identität wird ein Thema sein, wenn Almudena Grandes am 1. April im Literaturhaus liest.

Das Motto "Fremde Freunde", womit in diesem Fall Frankreich gemeint ist, beschäftigt am 5. April dann eine weitere illustre Runde: Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger diskutiert mit dem in Tunesien geborenen Hédi Kaddour und der in Bulgarien geborenen Albena Dimitrova - beide Autoren leben heute in Frankreich und schreiben auf Französisch.

Zum Thema Heimat und Europa haben sie also auch eine Menge zu sagen, ebenso wie die nach Deutschland geflüchteten syrischen Autoren Ramy Al-Asheq, Lina Atfah und Aref Hamza, die am 30. März im Literaturhaus vom schwierigen Ankommen in Europa erzählen. Ob sie die oft beschworenen "Europäischen Werte", über die dann am 6. April diskutiert wird, für glaubwürdig halten? Warum diese Werte nicht immer und überall in die Realität umgesetzt werden? Der Puls Europas, er müsste noch viel lauter pochen.

Mitten in Europa, u. a. 30. März, 2./3./5./6. April, Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 089/29193427

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