Disko-Betreiber wütend auf Gema:Teure Beats

Die Gema ändert ihre Gebührenstruktur - und das Wehklagen bei den Clubs ist groß. Denn die Betreiber sollen künftig deutlich höhere Tarife für die Musik zahlen. Nun warnen sie vor gravierenden Folgen für das Nachtleben - und für die Künstler, die die Gema eigentlich schützen will.

Dirk Wagner

"Wir sind nicht gegen die Gema. Wir bekennen uns zum Urheberrecht. Künstler sind unsere Partner, die wir angemessen beteiligen wollen", betont Alexander Wolfrum, Präsident des Verbands der Münchner Kulturveranstalter (VDMK) auf einer Pressekonferenz des Vereins zur geplanten Tarifänderung der Gema.

Diese folgt laut Peter Hempel, Redakteur in der Presseabteilung der Gema, "nur dem Wunsch vieler Diskothekenbetreiber nach einer starken Vereinfachung der Tariflandschaft". Statt der bis dato geltenden elf Tarife würde es künftig nur noch zwei geben. Da diese sich linear an der wirtschaftlichen Größe der Veranstaltungen ausrichten, würden dabei kleine Veranstaltungen deutlich entlastet.

Die Podiumsgäste der Pressekonferenz sowie weitere Veranstalter, die dazu gekommen sind, legen indes andere Rechnungen vor. Demnach würde schon ein 80 Quadratmeter kleiner Club, der drei Tage in der Woche geöffnet hat und fünf Euro Eintritt kassiert, statt 3417,71 im Jahr stolze 11.700,00 Euro zahlen müssen.

Bei größeren Clubs gehe die Schere noch weiter auseinander. So berechnet Dierk Bayer vom VDMK für eine Großraumdisko mit 1200 Quadratmeter, die nur zwei Tage in der Woche geöffnet hat und sieben Euro Eintritt verlangt, statt der derzeitigen 22.389,67 pro Jahr künftig 131.040,00 Euro.

"Nach der Kalkulation zahle ich künftig mehr an die Gema, als ich überhaupt erwirtschaften kann", sagt der Harry- Klein-Betreiber David Süß, der es zudem bedauert, dass die von ihm gezahlten Pauschalen die für ihn relevanten Künstler in der Ausschüttung ohnehin kaum berücksichtigt würden: "Techno findet fast nur in den Clubs statt. Im Radio kommt er kaum vor, und die paar Platten, die in dem Bereich verkauft werden, sind nicht erwähnenswert. Also verdienen unsere Künstler an der DJ-Gage. Wenn deren Produktionen auch von anderen DJs gespielt und zum Club-Hit werden, kriegt der Produzent entsprechend mehr und besser bezahlte DJ-Aufträge."

Doch genau jene höheren DJ-Gagen könnte sich Süß nicht mehr leisten, weil er künftig selbst dann noch ein Drittel mehr Gema-Gebühren zahlen muss, wenn er auf einen Eintritt ganz verzichtet. Damit hätte die Gema genau den Künstlern geschadet, die sie eigentlich schützen möchte.

Um nicht länger mit Pauschalen andere Hit-Fabrikanten zu finanzieren, überlegen die Clubbetreiber gar, künftig Song-Listen zur exakten Abrechnung bei der Gema einzureichen. Eine entsprechende Software macht das möglich.

Rechtsanwalt und VDMK-Mitbegründer Franz Erlmeier begrüßt zudem den Vorschlag, Abende mit Gema-freier Musik zu gestalten, um der Zahlungspflicht zu entgehen. "Allerdings musst du dann nachweisen, dass du auch keine Sekunde an diesem Abend gebührenpflichtige Musik gespielt hast", räumt der Jurist ein und setzt darum lieber auf eine Klärung durch das Schiedsgericht am Patentamt.

Solche Preissteigerung sei laut Clubbetreiber Konstantin Wahl durchaus auch ein Fall für das Bundeskartellamt. Immerhin hat aber auch die Gema selbst mit VDMK ein klärendes Gespräch vereinbart. "Ich glaube an das Gute im Menschen", begrüßt VDMK-Präsident Wolfrum solche Anfrage.

Einige Teilnehmer der Pressekonferenz unterstellen gar, die aberwitzigen Forderungen sollen nur kaschieren, dass später runtergehandelte Tarife auch noch zu hoch seien. Letzten Endes würden auch diese den Fortbestand der Münchner Clublandschaft gefährden. Zumindest für die Clubbesucher wird es absehbar teurer werden.

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