Dinner zur Sicherheitskonferenz:Lieber Feinkost als Brezen

"Hello Wulfgäng": Anwalt Wolfgang Seybold lädt seit 27 Jahren namhafte US-Gäste der Sicherheitskonferenz zum Dinner bei Käfer.

Philipp Crone

Wie macht der Mann das nur? Von den US-Senatoren John McCain und John Kerry über Henry A. Kissinger und diverse amerikanische Vier-Sterne-Generäle bis zu Wirtschaftsgrößen wie Wolfgang Porsche, Liz Mohn von Bertelsmann oder Conrado Dornier kommen sie alle zu ihm, jedes Jahr, immer am Freitag, dem ersten Tag der Sicherheitskonferenz.

Dinner zur Sicherheitskonferenz: Wolfgang Seybold hat in diesem Jahr auch US-Sicherheitsberater James Jones (rechts) zu Gast.

Wolfgang Seybold hat in diesem Jahr auch US-Sicherheitsberater James Jones (rechts) zu Gast.

(Foto: Foto: Heddergott)

Der 63-jährige Münchner Anwalt Wolfgang Seybold lädt mittlerweile seit 27 Jahren zum privaten Dinner ins Käfer-Restaurant. So ist es auch an diesem Freitagabend um 20 Uhr, nur mit einem Unterschied, es haben acht Gäste abgesagt. "Das gab es noch nie", sagt Seybold.

In der Prinzregentenstraße sind vor dem Käfer-Restaurant nur dezente Hinweise auf die hochkarätige Veranstaltung sichtbar: Drei Polizeifahrzeuge, etwa 20 Polizisten, vier Absperrgitter und ein kurzer roter Teppich. Oben im ersten Stock herrscht Gedränge im Gang, man trinkt zunächst ein Glas Champagner. Der Gastgeber wird von seinen amerikanischen Freunden geherzt und mit einem lauten "Hello Wulfgäng!" begrüßt.

Das Gesprächsthema Nummer eins: Die acht fehlenden US-Senatoren. "Die sind zur Stunde noch in Washington und müssen über das Konjunkturpaket abstimmen", erklärt Seybold jedem seiner Gäste. Die stört das nicht weiter, sie warten beim Champagner auf den Start des Dinners. Wolfgang Porsche fragt so lange den ehemaligen US-Verteidigungsminister William Cohen, ob er auch einen Porsche fährt.

Die Idee zu diesem Dinner hatte Seybold Anfang der 80er Jahre, als er Büroleiter des späteren Verteidigungsministers Manfred Wörner (CDU) war, der ihm "die Türen nach Amerika öffnete". 1982 entschloss sich Seybold erstmals, die amerikanische Delegation zu einem privaten Abendessen einzuladen. Er fühlte sich seinen neu gewonnenen amerikanischen Freunden verpflichtet, denn "beim Rathausempfang gab es bis dato nur Wein und Brezen". Und so könne man Senatoren, die nur für zwei Tage aus den USA anreisen, nicht behandeln, fand er.

"Die Leute mögen die bayerische Gemütlichkeit"

Die Zahl der Gäste stieg von Jahr zu Jahr. 2006 war auch Kanzlerin Angela Merkel zum Essen im Käfer - und nicht zum offiziellen Empfang der Konferenz-Veranstalter. Der damalige Leiter der Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik, schimpfte über Seybolds "Trittbrettfahrerei". Der allerdings kontert: "Meine Einladung gibt es seit 27 Jahren." Statt Rivalität wie zu Teltschiks Zeiten ist Seybold dem neuen Konferenzchef Wolfgang Ischinger freundschaftlich verbunden.

Schon nach kurzer Zeit hallen angeregte Gespräche durch die Räume. Seybold sagt: "Die Leute mögen die bayerische Gemütlichkeit, das Urige." Vielleicht liegt es also nicht nur an seinen Fähigkeiten, Beziehungen über den Atlantik auf- und auszubauen, sondern vielmehr daran, dass er vor langer Zeit einmal mit der Wahl des Restaurants genau den Geschmack der Amerikaner getroffen hat.

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