Dienstwagen-Scherz mit Oberstaatsanwalt:Nötzels Grill

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Manfred Nötzels Behörde hat schon viele Manager vor Gericht gebracht, "gegrillt" sozusagen. Umso skurriler ist die Gravur, die der Münchner Oberstaatsanwalt nun in seinem neuen Dienstwagen fand - und die, vorsichtig formuliert, für Verwirrung sorgte.

Bernd Kastner

Manfred Nötzel leitet eine Behörde, die in Wirtschaftskreisen einen Ruf wie Donnerhall hat, die Staatsanwaltschaft München I. Lang ist die Liste der Unternehmen, deren Manager Nötzels Leute vor Gericht gebracht haben. Da darf man als Leitender Oberstaatsanwalt schon mal stolz sein.

Manfred Nötzel, Leitender Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft München I. (Foto: Catherina Hess)

Im April bekam Münchens oberster Strafverfolger einen neuen Dienstwagen. Der Audi A6 trug auf der Einstiegsleiste der Beifahrerseite, also an Nötzels Platz, die Aufschrift "Nötzels Grill". Beim Abholen des Wagens in Ingolstadt erhielt Nötzel auch noch eine Art Urkunde, die er sich später in sein Büro hängte. Auf manchen Besucher soll sie wie eine Art Speisekarte gewirkt haben, auf der auch die Worte "Nötzels Grill" stehen sollen sowie Namen von Unternehmen, gegen die Nötzels Staatsanwälte ermittelt hatten. Firmen also, die "gegrillt" wurden.

Es dauerte nicht lange, bis "Nötzels Grill" zum Gesprächsthema in der Justiz wurde; auch Staatsanwälte sollen sich heimlich mokiert haben: Welches Amtsverständnis steckt dahinter, wenn sich der Chef als oberster Grillmeister fühlt?

Von der SZ auf den A6 angesprochen, will Nötzel zuerst selbst was sagen, dann lässt er seine Sprecherin von einem harmlosen "Joke" sprechen, und schließlich übergibt er an seinen Vorgesetzten. Innerhalb weniger Tage wird der "Joke" zur heißen Kartoffel, die Christoph Strötz, der Generalstaatsanwalt, aus dem Feuer holen darf.

Die Gravur an der Einstiegsleiste, nur bei geöffneter Tür zu sehen, sei keine 20 Zentimeter lang. Und die "Urkunde", ein "einfacher Computerausdruck", der sich "mit einem verfremdeten Text" auf Fälle aus Nötzels Haus beziehe, habe Nötzel "als Persiflage angesehen und den Text eine Zeit lang in der Memorabilia-Ecke seines Büros neben anderen Karikaturen aufgehängt", schreibt Strötz.

Nötzel jedenfalls habe beiden Dingen keine besondere Bedeutung beigemessen. Vielmehr habe er "mit dem ihm eigenen Humor, der bei der Staatsanwaltschaft bekannt ist, die beiden Gegenstände angenommen".

Inzwischen sei, um "Missdeutungen" zu vermeiden, beides entfernt, die Urkunde von der Wand, die Leiste vorige Woche vom Auto. Auf Nachfrage heißt es bei der Generalstaatsanwaltschaft, die Idee zu den Extras stamme nicht von Nötzel, die "Urkunde" sei auch keine Speisekarte mit Firmennamen. Offenbar hat der Leitende Oberstaatsanwalt aber inzwischen gemerkt, dass nicht alles, was lustig gemeint ist, auch bei anderen so ankommt.

© SZ vom 13.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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