Die Zukunft des Olympiaparks:Eine Liebeserklärung, die verpflichtet

Die Zukunft des Olympiaparks: Der Park wurde zu den Olympischen Spielen 1972 erschaffen.

Der Park wurde zu den Olympischen Spielen 1972 erschaffen.

(Foto: Claus Schunk)

Soll der Olympiapark Weltkulturerbe werden? Stadtbaurätin Elisabeth Merk jedenfalls gibt ein weitreichendes Bekenntnis ab

Von Gerhard Matzig

Am Ende ist es ein Literat und kein Architekt, Gert Heidenreich, dem die schönsten Satzbauwerke gelingen. Der Münchner Olympiapark sei ein Zeichen des Friedens - erbaut auf den Resten des Krieges. Auf dem Schutt nationalistischen Wahnsinns sei nach dem Krieg eine Stätte internationaler Weltoffenheit errichtet worden. Und, fragte Heidenreich am Sonntag ins fröhlich-feierliche Dunkel des Münchner Volkstheaters hinein, verlange eine Welt, die gerade wieder längst überwunden geglaubte Mauern und Grenzen schaffe, nicht dringender denn je nach einem inspirierenden Ort der Grenzenlosigkeit? Nach einem Zeichen der Hoffnung also in einer Ära, die von Pegida, Brexit und Trump erzählt?

Es war eine eher rhetorische Frage. Im Gegensatz zur Frage, ob und wann der bis 1972 zu den Olympischen Spielen erschaffene Park als singuläre Symbiose aus Architektur, Landschaftsgestaltung und politischem Willen den Ehren-, aber auch Schutztitel "Weltkulturerbe" erhalten soll. Heidenreich meinte: "Nach all dem heute Gesagten und Gehörten wundert man sich, wie es denn sein kann, dass der Olympiapark noch nicht zum Weltkulturerbe zählt."

Um das zu erreichen wurde der Verein "Aktion Welterbe Olympiapark" ins Leben gerufen. Der stellte sich und sein Anliegen auf einer Matinee vor. Sie geriet zur Feierstunde des Bürgersinns, zu einem Moment kultureller Selbstvergewisserung. In Reden, Lesungen und Diskussionen wurde klar, dass der Wunsch nach einem Welterbe Olympiapark in der Stadt vital ist. Besonders aufmerksam wurde deshalb dieser Satz von Stadtbaurätin Elisabeth Merk als Verpflichtung begriffen: "Der Stadtrat liebt den Olympiapark."

Um das Olympiagelände in die Welterbe-Liste der Unesco aufzunehmen und dadurch den Erhalt, aber auch die "gesellschaftliche, künstlerische und sportliche Nutzung" sicherzustellen, so der Verein, muss die Stadt aktiv werden. Anfang 2017 soll im Stadtrat entschieden werden. Vereinzelt soll es noch Bedenken gegen einen Welterbe-Antrag geben. Aus bürokratischen Gründen einerseits, aus finanziellen Erwägungen andererseits.

Die Mühe und Kompliziertheit des Antrags wischte der Ehrenpräsident des Welterbekomitees beiseite. Michael Petzet zufolge ist kaum etwas so unstrittig und so wohldokumentiert in der Welt der Baukultur wie der Rang des Münchner Olympiaparks. Die Frage, wie teuer so ein Erbe geraten könne, zerpflückte dann der Schirmherr des Vereins, Hans-Jochen Vogel. Der bald 91-Jährige, der die Spiele seinerzeit mit Mut und visionärer Kraft nach München geholt hatte, erzählte, dass die Stadt 1972 mit Kosten von 19 Millionen Mark rechnete. Für ein innovatives, konstruktiv-kühnes Bauwerk, von dem man nicht mit allerletzter Gewissheit wusste, wie es sich bewähren würde. Am Ende wurden aus den 19 Millionen 140 Millionen Mark. "Und trotzdem war es ein Geschäft für München, obwohl der kommerzielle Wert der Spiele damals nicht so bedeutend war wie heute. Damals ist es um Sport, Ideale und Menschen gegangen."

Übrigens spricht auch heute niemand davon, dass der Park zum Museum werden solle. Er soll weiter genutzt werden als das, was die Stadt dringend braucht: als öffentlicher Raum der Begegnung. Als ein Raum, der schon jetzt fraglos für viele zum Welterbe zählt. Sie finden, dass es Zeit wird, dies amtlich zu machen.

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