Die Münchner SPD nach der Wahl:Bürgerkönig in neuen Würden

Die SPD feiert sich selbst: Wie Alt- und Neuoberbürgermeister Christian Ude am Tag nach der Wahl auf der CSU rumhackt, Franz Maget über Bänke klettert und Christine Strobl sich gegen Weißwürste wehrt. Eine fröhliche Nachlese.

Sarina Märschel

Franz Maget steht vor einem Problem. Schwere Wirtshaustische, rote Tulpen und Wasserkaraffen versperren ihm den Weg zu seinem Platz bei der Pressekonferenz. Erst schickt er sich an, unterm Tisch durchzukriechen - aber Siegern, das ist ja klar, gebührt ein anderer Weg: "Ich komm da hin" sagt der Münchner SPD-Chef entschlossen, steigt auf die Eckbank und klettert an Journalistenrücken vorbei zu seinem Platz.

Die Münchner SPD nach der Wahl: In Feierlaune: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude.

In Feierlaune: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude.

(Foto: Foto: ddp)

Und da sitzen sie dann in einer Reihe, allesamt gut gelaunt: Franz Maget, Oberbürgermeister Christian Ude, Bürgermeisterin Christine Strobl und Helmut Schmid, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Münchner Rathaus. "Ich sag mal ganz unbescheiden: Wir haben das gut gemacht", verkündet Maget, "der Teil der Ergebnisse, den wir kennen, stimmt uns sehr fröhlich". Und dann lobt Maget Ude und Strobl, Ude lobt Maget und das Wahlkampfteam und gemeinsam loben sie die Wähler.

Seitenhieb auf den CSU-Rivalen

Christian Ude hat 66,7 Prozent eingefahren, die Münchner SPD hat bei der Stadtratswahl nach vorläufigen Ergebnissen 41 Prozent geholt. Wie er dazu steht, dass er so weit vor der eigenen Partei liegt, wird Ude gefragt. Das sei fast ein Naturgesetz, winkt Ude ab - die Wähler von kleineren Listen wüssten schließlich, dass ihre Stimme verschenkt sei, wenn sie einen Nebenkandidaten wählen würden. "Peinlich" wäre es ihm hingegen, wenn er hinter der eigenen Partei zurückstehen würde - Ude freut sich über seinen Seitenhieb auf den CSU-Rivalen Josef Schmid, der mit 24 Prozent hinter dem Ergebnis für die CSU im Stadtrat mit rund 30 Prozent liegt.

Ude will gar nicht mehr aufhören mit dem Sticheln: Schmid habe sich aus Sicht der SPD bewährt. Außerdem hätte die SPD "mit Nostalgie und Wehmut" zur Kenntnis genommen, dass der Wahlkampfleiter der CSU von Bord geht.

Im nächsten Abschnitt: Magets Erklärung für das Debakel des CSU

Bürgerkönig in neuen Würden

Auch Maget frotzelt: "Der Sturm auf die roten Rathäuser ist gründlich in die Hose gegangenen." Eine Erklärung für das CSU-Debakel sei die fehlende Sachorientierung: "Der Wahlkampf war unanständig und vom Versuch der Diffamierung begleitet" - angefangen beim entlausten bayerischen Löwen bis zum Versuch, durch U-Bahn-Bilder "ein Zerrbild unserer Stadt zu zeichnen".

Dass auch die SPD Stimmen verloren hat und die Grünen ordentlich zugelegt haben, kommt in der fröhlichen Runde kaum vor. "Ich sehe es nicht so dramatisch, dass wir eine neue Rollenverteilung in der Koalition haben", sagt Ude. Und außerdem, etwas gegen den Klimawandel und für Umweltschutz zu tun, sei ja schließlich keine Marotte einer kleinen Partei. Helmut Schmid, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rathaus, pflichtet dem Oberbürgermeister eifrig bei: Die SPD wäre dankbar für Anregungen der Grünen, das Verhältnis sei sehr partnerschaftlich.

Einziger Streitpunkt: das Essen

Koalitionspartner bleiben in jedem Fall die Grünen. Mit den Verhandlungen wolle man sich bis April Zeit lassen und dann "nach guter Münchner Tradition" ein kurzes Koalitionspapier verfassen - keine Telefonbücher wie auf Bundesebene, meint Christian Ude.

Bekümmert ist der Oberbürgermeister nur darüber, dass wohl auch das "Bürgerinitiative Ausländerstopp" einen Sitz im Stadtrat haben wird. Ude kündigte an, er werde wegen des Rechtsextremisten Gespräche mit allen Initiativen und Gruppen im Rathaus führen. "Ich denke, dass jedwede Zusammenarbeit vermieden wird. Der wird erfahren, dass er im Rathausbetrieb keinen Fuß auf den Boden bekommt."

Der einzige Streitpunkt an diesem Morgen bleibt dann das Essen: Christian Ude setzt sich für Weißwürste ein, Christine Strobl ist dagegen: "alles, aber keine Weißwurst". Sie bekommt wenig später ein Fleischpflanzerl. Damit sind dann an diesem Vormittag wirklich alle glücklich.

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