Die Bagger sind angerückt:Neuer Pavillon kommt auf den Müll

Die Bagger sind angerückt: Der Anfang vom Ende: Der Pavillon an der Flurstraße muss abgerissen werden, weil niemand seine Standfestigkeit garantieren konnte.

Der Anfang vom Ende: Der Pavillon an der Flurstraße muss abgerissen werden, weil niemand seine Standfestigkeit garantieren konnte.

(Foto: Catherina Hess)

Der dreigeschossige Bau für die Adalbert-Stifter-Realschule an der Flurstraße muss abgerissen werden. Nun hofft der Bezirksausschuss, dass die Stadt die alten Pläne für die Schulerweiterung nicht wieder aus der Schublade holt

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Nun wird er also abgerissen, der Schulpavillon der Adalbert-Stifter-Realschule an der Flurstraße. Keine einzige Unterrichtsstunde wurde seit der Fertigstellung des Pavillons im Februar 2016 in dem dreigeschossigen Bau gehalten. Für das Projekt insgesamt bereitgestelltes Geld: 4,1 Millionen Euro. Ein gerichtlich bestellter Sachverständiger hat nun aber endgültig bestätigt, dass "die von der Baufirma vorgelegte Statik für das Gebäude weder prüffähig ist, noch den anerkannten Regeln der Technik entspricht", teilt das Baureferat mit. Daran habe auch die "Nachrüstung durch die Baufirma" nichts geändert, ergänzt das Referat für Bildung und Sport (RBS). Gesprächsstoff liefert darüber hinaus auch der Ersatz-Container, der auf dem Sportplatz der Schule aufgestellt wurde.

Bereits Mitte Oktober begannen die ersten Abbrucharbeiten im Inneren des Schulpavillons. Seit Montag rücken die Bagger an, um den Bau abzureißen. Anfang 2018 soll der Pavillon vollständig abgebaut sein. An gleicher Stelle wird anschließend ein neuer Schulpavillon errichtet. Ein Bauunternehmen ist bereits gefunden und beauftragt, informiert das RBS. Zum Schuljahresbeginn 2018/19 soll der neue Pavillon eröffnen.

Während der nie genutzte Pavillon abgerissen wird, streitet sich die Stadt mit dem damals beauftragten Bauunternehmen vor Gericht über die Rückerstattung des bereits überwiesenen Geldes. Denn 40 Prozent der sogenannten Auftragssumme wurde bereits an das Bauunternehmen gezahlt. Die Auftragssumme ist laut Baureferat etwa die Hälfte der Gesamtprojektkosten von 4,1 Millionen Euro. Der Restbetrag beziffert unter anderem die anfallenden Kosten für Planung, Möblierung, Erschließung und Risikoreserve.

Kritik an dem Vorgehen des Baureferats wird trotzdem laut. Adelheid Dietz-Will (SPD), Vorsitzende des Haidhauser BA, kritisiert das Prozedere der Bauaufsicht. Dass die eklatanten Mängel bei dem Schulpavillon nicht früher erkannt worden sind, "kapiere ich einfach nicht". Sie hofft, dass nun nicht noch einmal alte Pläne für die Erweiterung des Schulbaus an der Flurstraße hervorgeholt werden. Diese hätten vorgesehen, dass entlang der Flur- und Kirchenstraße "zubetoniert wird", wie Dietz-Will sagt. So sollten Räume für Grundschule, Realschule und Kindertagesstätten geschaffen werden. Dafür hätten die Flächen der Sommerstockbahn oder des öffentlichen Bolzplatzes bebaut werden müssen. Mit Blick auf die ohnehin knappen Naherholungsflächen im Viertel, die dadurch noch weniger würden, habe der BA das damals abgelehnt. Das RBS hat eine neue Vorlage angekündigt. Doch an der Haltung des BA habe sich nichts geändert, sagt Dietz-Will. Es sollen keine Naherholungsflächen geopfert werden.

Dabei wird die Raumnot auch nach Fertigstellung des neuen Schulpavillons bleiben. Denn sowohl die Kindertagesstätte an der Flurstraße als auch der Hort der benachbarten Grundschule suchen dringend neue Räume. Zumal eine Hortgruppe mit 50 Kindern derzeit auf einen Standort am Orleansplatz ausweicht. Spätestens mit dem Beginn der Bauarbeiten für die zweite S-Bahn-Stammstrecke ist das nicht mehr möglich, eine neue Bleibe unumgänglich.

Eine Überlegung war, den derzeit auf dem Sportplatz aufgestellten Ersatz-Container für die Kita und den Hort weiter zu nutzen. Seit dem Ortstermin am Mittwoch ist aber klar: So wird es nicht kommen. Denn einerseits läuft Ende 2018 der Mietvertrag für den Container aus. Andererseits sind die Zustände im Container gerade für Kindergartenkinder "unmöglich", wie die Vorsitzende des BA-Unterausschusses Soziales, Marga Kajanne (SPD), sagt. Weil sich die Heizung wohl nicht regulieren lasse, habe selbst bei den kühlen Außentemperaturen in dem Container eine "Saunahitze" geherrscht, berichtet sie.

Dass der Ersatz-Container Ende kommenden Jahres weg sein soll, freut Elternbeirätin Wiebke Kuhn-Kettenberger. Trotzdem sieht sie in der jetzigen Situation eine "Wahl zwischen Pest und Cholera". Entweder gebe es in Zukunft für die Hort- und Kita-Kinder keine Räumlichkeiten oder der öffentliche Bolzplatz müsse weichen. Sie tendiere für die letztere Alternative. "Hauptsache nicht auf dem Sportplatz." Der werde schließlich für den Sportunterricht und die Pausen dringend benötigt. Von einem Sportplatz würden alle Kinder profitieren - auch die Hortkinder. Sie hofft, dass der BA der neuen Planung des RBS zustimmt. Auch wenn diese nicht der "große Generalplan" sein wird.

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