Deutschlandbesuch:Warum der Papst wohl nicht nach München kommt

Merkel zu Privataudienz bei Papst Franziskus

"Das nächste Mal gehen wir auf eine Piazza und essen Pizza": So verabschiedete sich Angela Merkel 2013 vom Papst. 45 Minuten nahm er sich damals.

(Foto: Gregorio Borgia/dpa)
  • Papst Franziskus will Deutschland besuchen: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck haben ihn eingeladen.
  • Als wahrscheinlich gilt, dass er 2016 kommt, ein offizielles Datum gibt es aber nicht - und ebenso wenig hat der Papst verraten, welchen Ort er besuchen will.
  • München hat eher schlechte Karten.

Von Jakob Wetzel

Dass er kommt, ist sehr wahrscheinlich. Aber wann? Und wohin? Papst Franziskus will Deutschland besuchen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck haben ihn eingeladen, der Pontifex nannte das eine "sehr gute Sache", er wolle etwas "für den Frieden in Europa" tun. Als wahrscheinlich gilt, dass er 2016 kommt, ein offizielles Datum gibt es aber nicht - und ebenso wenig hat der Papst verraten, welchen Ort er besuchen will. Und so blühen jetzt die Spekulationen. Doch wann und wohin Franziskus auch kommt, eins steht bereits fest: Es wird kompliziert. Und: München hat eher schlechte Karten.

Natürlich, völlig abwegig wäre ein Besuch an der Isar nicht. Das Erzbistum ist eines der Zentren des katholischen Deutschlands, überflügelt wird es nur vom reicheren und größeren Köln. In München amtiert Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und einer der engsten Berater des Papstes. Und an der Seestraße in Schwabing steht immerhin das Provinzialat der Jesuiten, ihre Ordenszentrale für Deutschland, Schweden und Dänemark. Dort harrt man auch der Heiligsprechung des Münchner Paters Rupert Mayer, der 1987 selig gesprochen wurde. Der Papst ist selbst Jesuit, auch wenn seine Ordenszugehörigkeit gewissermaßen ruht.

Berlin liegt in der katholischen Diaspora

Aber: München ist auch die Stadt, in der Benedikt XVI. Erzbischof war, und dessen Besuch liegt keine zehn Jahre zurück. Eingeladen haben auch weder die Jesuiten noch Marx, sondern die Spitzen der Bundesrepublik, und zum Staatsbesuch müsste der Regent des Vatikans im Grunde nach Berlin, selbst wenn das dortige Erzbistum in der katholischen Diaspora liegt. Und wenn dem Papst zudem eine Reise "für den Frieden in Europa" vorschwebt, dann bieten sich erheblich symbolträchtigere Orte an als München: Dresden etwa oder Leipzig, die Stadt der friedlichen Revolution von 1989 und 1990. Sachsens CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich sagte jüngst, er wolle Franziskus einladen. Mit einer Visite in Berlin ließe sich ein solcher Besuch ohne Weiteres verknüpfen, ebenso mit einer Fahrt etwa nach Danzig, dem Gründungsort der Gewerkschaft Solidarność. Dann hätte die Reise einen wahrhaft europäischen, keinen rein deutschen Charakter.

Noch dazu richtet Leipzig 2016 den Deutschen Katholikentag aus: Es ist bereits der 100., und käme zu diesem Jubiläum der Papst, wäre es ein starkes Signal der Wertschätzung für alle Laien in der Kirche. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte zuletzt, eine Reise des Pontifex zum Christentreffen in Leipzig könne er sich gut vorstellen. Allerdings wäre ein solcher Besuch eine üble Herausforderung für die Organisatoren: Ihre bisherigen Planungen wären obsolet, der Katholikentag würde zum Papst-Event.

Kollision mit Katholikentag

Problematisch wäre auch, dass Franziskus für Ende Juli 2016 eine Reise nach Polen plant, zum Weltjugendtag in Krakau. Millionen Jugendliche werden kommen, und der Papst meldete sich auch schon an. Mit Besuchen in Sachsen und Berlin ließe sich diese Fahrt zwar verbinden, aber erst im Juli. Käme der Papst wenige Wochen nach dem Katholikentag nach Leipzig, stähle er diesem wohl die Show. Wer fährt zum Katholikentag, wenn er wenig später den Papst sehen kann?

München dagegen spielt bei all diesen Spekulationen keine Rolle. Es sieht nicht gut aus für einen neuerlichen Papstbesuch nach 1782 (Pius VI.), 1980, 1987 (beide Male Johannes Paul II.) und zuletzt 2006 (Benedikt XVI.). Aber wer weiß - käme er doch, es wäre nicht die erste Überraschung seiner Amtszeit.

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