Deutsches Museum:Flughafen-Lounge: Virtuelle Spritztour auf den Mond

Deutsches Museum: Flughafen-Chef Michael Kerkloh (rechts) und Museumsdirektor Wolfgang Heckl eröffnen die Lounge des Deutschen Museums im Münchner Flughafen.

Flughafen-Chef Michael Kerkloh (rechts) und Museumsdirektor Wolfgang Heckl eröffnen die Lounge des Deutschen Museums im Münchner Flughafen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Deutsche Museum hat jetzt im Flughafen eine Lounge, in der die Besucher per Simulator Lilienthals Flüge oder Apollo-Missionen nachempfinden können.

Von Jakob Wetzel

Fliegen ist eine wackelige Angelegenheit - und wenn es nur darum geht, so wie einst Otto Lilienthal mit dem Gleiter von einem kleinen Hügel zu hüpfen und dann dorthin zu steuern, wo man auch wirklich landen möchte. Wie schwer das ist, können Passagiere am Münchner Flughafen jetzt selbst ausprobieren: Das Deutsche Museum stellt dort ab sofort einen Simulator bereit, gespielt wird im Satellitenbau von Terminal 2. Wirklich gut schlägt sich dabei kaum einer - aber zumindest ein Flugzeugabsturz ist ausgeschlossen. Wenn sich der Gleiter dem Boden nähert, landet er automatisch. Es ist wohl eine vertrauensbildende Maßnahme. Die Spieler, die sich hier künftig im Fliegen üben werden, sollen schließlich alle selber bald in einen Flieger steigen.

Das Deutsche Museum hat am Donnerstag eine eigene Lounge im Satellitenbau eröffnet. Flughafen-Chef Michael Kerkloh sprach zur Eröffnung von einem "schönen Geburtstagsgeschenk" für den Flughafen, schließlich sei der Satellit nun exakt zwei Jahre alt. Umgekehrt biete die Lounge dem Museum nun eine internationale Bühne. Wer hier künftig lande, sagte Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, "der weiß jetzt, wo er in München gleich als nächstes hingehen kann".

Die Lounge am Flughafen lädt nun speziell dazu ein, sich mit den Anfängen und der Geschichte der Luftfahrt zu beschäftigen. Zu sehen ist etwa ein neunzylindriger Flugzeugmotor von BMW aus den Vierzigerjahren; Motoren dieses Typs waren unter anderem in der Junkers Ju 52, der "Tante Ju", verbaut. In einer Vitrine sind zudem 16 zum Teil riesige Propeller ausgestellt. Manche stammen von Zeppelinen, andere waren an Schulflugzeugen befestigt, die meisten sind aus Holz. Das älteste gezeigte Exemplar hat die Firma der Gebrüder Wright hergestellt und stammt aus den Jahren 1909 bis 1913. Der jüngste Propeller ist dagegen erst Baujahr 1983.

Ergänzt werden diese Ausstellungsstücke um Computerportale, an denen die Besucher einen Rundgang durch 15 Abteilungen des Deutschen Museums unternehmen können, darunter auch Abteilungen wie die "Moderne Luftfahrt", die im realen Museum derzeit umgebaut werden. Im Zentrum aber steht der Simulator: Hier können die Besucher mit den beiden Exponaten des Museums spielen, die das Museum aufwendig digitalisieren ließ. Von Lilienthals Gleiter gab es etwa bislang lediglich einen Nachbau zu sehen; das Haus besitzt zwar ein Original, doch dessen Zustand ist zu schlecht, um es zu zeigen.

Simulieren lässt sich neben Lilienthals Gleitflug außerdem eine Fahrt im Mondauto der Mission Apollo 17. Dieses Gefährt befindet sich nicht im Besitz des Museums, das Original parkt ja seit dem Ende der Mission im Dezember 1972 auf dem Mond. Im Deutschen Museum steht lediglich ein Modell, das allerdings derzeit wegen Umbaus nicht besichtigt werden kann. Die Mondlandschaft im Simulator entspricht dafür exakt der tatsächlichen Landezone von Apollo 17 auf dem Mond, inklusive Mondfähre und kleiner USA-Fahne.

Eines hat das Mondauto mit dem Gleiter gemein: Die Steuerung ist anspruchsvoll. Wer seine Runden drehen will, der muss gut balancieren und aufpassen, denn einen Unfallschutz wie beim Gleitflug gibt es hier nicht. Dafür kann der Pilot im Simulator einen der Irrwege der Geschichte korrigieren, zumindest aus Münchner Sicht: Wenn er auf dem Mond die amerikanische Fahne umfährt, verwandelt sich diese kurzerhand in eine bayerische.

Es gehe nicht ums Spielen, sondern um einen spielerischen Zugang, erklärte Generaldirektor Heckl am Donnerstag. Wenn man einen emotionalen Bezug zu etwas habe, bleibe das leichter im Gedächtnis hängen. Und es gehe dabei um Zukunftstechnologien: Vielleicht könne man ja auf diese Weise auch Kinder und Jugendliche für die Ingenieurwissenschaften interessieren.

Das Deutsche Museum wolle in Zukunft überhaupt stärker auf die spielerische Vermittlung von Wissen setzen, sagte Heckl. Gerade arbeite man daran, das Potenzial virtueller Welten auch auf der Museumsinsel zu nutzen. Die Lounge im Flughafen ist für das Deutsche Museum nur ein Testlauf; konkret werde es im Herbst, heißt es.

Zuvor aber, im Juni, werde Harrison "Jack" Schmitt am Münchner Flughafen landen, kündigte Heckl an - also derjenige Apollo-17-Astronaut, der mit seinem mittlerweile verstorbenen Kollegen Eugene Cernan den Rekord für die längste Fahrt im Mondauto hält. Vielleicht wolle Schmitt ja nach all den Jahren noch einmal "Lunar Rover" fahren, sagte Heckl. Auf den Mond wird er nicht mehr kommen; seit Apollo 17 war überhaupt kein Mensch mehr auf dem Mond. Aber Schmitt könne das ja jetzt am Münchner Flughafen tun.

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