Deutsches Museum:Fahrt über den Mond

"Mut zu Visionen" fordert der neue Verwaltungschef des Deutschen Museums, und ein Robotikforscher präsentiert erste Ideen

Von Martina Scherf

Diesmal wird es friedlich zugehen. Wenn am Montag das Kuratorium des Deutschen Museums zu seiner Jahrestagung zusammentritt, werden höchstens noch hie und da "Wunden geleckt", sagen Mitglieder. Wunden, die in der Auseinandersetzung um einen möglichen Konzertsaal auf der Museumsinsel geschlagen worden waren. Heftigste Attacken gegen den alten Verwaltungsrat hatte es auf der vorigen Sitzung noch gegeben, am Ende stand dessen Rückzug. Doch jetzt ist das Thema vom Tisch. Die Staatsregierung verfolgt die Pläne nicht weiter. Nun geht es also darum, in die Zukunft zu schauen.

Für den Neubeginn steht auch Wolfgang Reitzle, seit einem halben Jahr gewählter Verwaltungsratsvorsitzender des Museums. Gerade ist der Topmanager (BMW, Linde, jetzt Holcim-Lafarge) von einem Milliardendeal aus der Schweiz zurück. Dort hat er die Fusion des weltgrößten Baustoffkonzerns geregelt. Am Montag wird er nun seine Ideen fürs Deutsche Museum dem Kuratorium vorstellen. Zum einen gehe es darum, die 450 Millionen, die Bund, Freistaat und private Spender zur Verfügung gestellt haben, "effizient" für die Sanierung des Ausstellungsgebäudes einzusetzen, sagt er. "Es darf auf keinen Fall in ein paar Jahren der Vorwurf aufkommen, wir hätten Geld versenkt". Die Planer, die jetzt am Werk seien, würden allerdings hervorragende Arbeit leisten. Sein Stellvertreter im Verwaltungsrat, Axel Cronauer, und der neue Generalbevollmächtigte für die Sanierung, Dieter Lang, hätten schließlich schon mit der Planung des Münchner Flughafens "eine Punktlandung" vollzogen, weder Budget noch Kosten überzogen. Zu prüfen sei, ob der marode Kongresssaal vorübergehend als Depot dienen könne, was die Auslagerung der Objekte erleichterte. Zum anderen wird eine Gesamtplanung für die Museumsinsel erstellt. Dabei, so Reitzle, müsse man "Mut zu Visionen" haben und dürfe sich nicht von der jetzigen Anmutung der Insel beirren lassen, "wo es stellenweise aussieht wie im Vorhof eines DDR-Instituts". Man werde die Expertise internationaler Fachleute hinzuziehen. Dass Visionen eine Menge Geld kosten, ist allen klar. Doch schließlich sei das Deutsche Museum das berühmteste Technikmuseum der Welt mit mehr als einer Million Besucher pro Jahr. Jahrzehntelang sei es stiefmütterlich behandelt worden. "Die Sanierung der Berliner Museumsinsel kostet jetzt schon mehr als eine Milliarde, da wird man doch nicht sagen, man könne sich das Deutsche Museum nicht leisten?" Der Rückblick auf die bahnbrechenden Erfindungen der Ingenieure, "auf denen unser Fortschritt beruht", sei ebenso wichtig wie Kunst und Kultur. Weil es aber nicht nur um Rückblick, sondern auch um Zukunft und längst überfällige moderne Ausstellungstechnik geht, wird der Robotikforscher Gerhard Hirzinger Ideen präsentieren. Er will das Auto der Apollo 15 zum Leben erwecken, damit Besucher virtuell über die Mondoberfläche fahren können, oder Otto Lilienthal, dessen Flugmodell in der Luftfahrthalle zu bewundern ist, über die Berliner Hügel fliegen lassen.

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