Deutsches Museum:Eine Perle ohne Glanz

Deutsches Museum: Deutsches Museum in München: Die Kosten der Modernisierung sind höher als gedacht.

Deutsches Museum in München: Die Kosten der Modernisierung sind höher als gedacht.

(Foto: Robert Haas)
  • Das Deutsche Museum zu sanieren, wird teurer als gedacht.
  • Für die vorhandenen 445 Millionen Euro lassen sich nur die Gebäudetechnik im Sammlungsbau und etwa drei Viertel der Ausstellungen erneuern.
  • Nun wollen die Verantwortlichen "sehen, was noch geht".

Von Martina Scherf

Die Sanierung des Deutschen Museums wird nicht der große Wurf, dafür reicht das Geld nicht. Für die vorhandenen 445 Millionen Euro lassen sich gerade einmal die Gebäudetechnik im Sammlungsbau und etwa drei Viertel der Ausstellungen erneuern. Die Gesamtsanierung der Museumsinsel würde wesentlich teurer werden, dies räumte Generaldirektor Wolfgang Heckl am Mittwoch ein. Deshalb bleiben Außenanlagen, Bibliotheksgebäude und vor allem das Forum der Technik im alten Kongresssaal zunächst unberührt.

Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Museum selbst, sondern es könnte die Konzertsaal-Debatte beeinflussen. Zwar sind die Pläne, den Kongresssaal zu einem Konzerthaus umzubauen, offiziell ad acta gelegt - auch weil sie Heckl und das Kuratorium des Museums vehement abgelehnt hatte. Doch Ministerpräsident Horst Seehofer hatte diesen Ort kürzlich wieder als Ausweichquartier ins Spiel gebracht. Angesichts der Finanzlage liebäugeln nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aber erste Verantwortliche damit, die ungeliebte Idee womöglich doch wiederzubeleben, um den alten Bau nicht vollends verfallen zu lassen. Dann flösse zusätzliches Geld vom Freistaat. Heckl äußerte sich dazu nicht.

"Wir müssen jetzt bescheiden bleiben. Mit den 445 Millionen kommen wir zurecht", betonte der Museumschef vor dem Wissenschaftsausschuss des Landtags. Die Summe setzt sich zusammen aus je 180 Millionen von Bund und Freistaat, inzwischen 45 Millionen an privaten Spenden und 40 Millionen Investitionsmittel aus dem Haushalt der nächsten Jahre.

Wofür das Geld ausgegeben wird

Den größten Teil, etwa 183 Millionen, verschlingt die Sanierung des Sammlungsbaus. Fast ebenso viel wird für die Erneuerung der Haustechnik, die Umzüge der Exponate und Personal veranschlagt. 60 neue Mitarbeiter seien eingestellt worden, allein 15 externe Planungsbüros sind inzwischen mit der Erneuerung der Ausstellungsbereiche beauftragt, erklärte Dieter Lang, der als Generalbevollmächtiger die Sanierung plant.

Steigende Baukosten seien berücksichtigt. Mehr als 20 Millionen Euro seien als "Reserve" veranschlagt, da bei einem denkmalgeschützten Gebäude, an dem nie etwas erneuert wurde, stets mit Überraschungen zu rechnen sei. Das Museum soll in zwei Abschnitten saniert werden, sodass immer eine Hälfte für Besucher offen steht - der erste dauert von Oktober an bis zum Sommer 2019.

Zahlen, die in den Medien und in Teilen der CSU kursierten - von 700 Millionen Euro an Kosten war die Rede - entbehrten jeder Grundlage, betonte Heckl. Zumindest für die jetzt geplanten Maßnahmen. Wie teuer die Sanierung der gesamten Museumsinsel würde, darüber gibt es bisher keine Aussage. Der ursprünglichen, auf einer McKinsey-Studie beruhenden Schätzung von 400 Millionen Euro habe keine bautechnische Analyse zugrunde gelegen, sagte Wolfgang Reitzle, der neue Verwaltungsratschef des Museums. Man werde jetzt umsetzen, was machbar sei, parallel einen Gesamtplan erarbeiten "und sehen, was geht".

Runderneuerte Museumsinsel könnte doppelt so viel kosten

"Wir werden mit sauber errechnete Zahlen kommen, wenn wir einen solchen Plan haben, frühestens in ein bis zwei Jahren", sagte Lang. Insider gehen davon aus, dass die Vision einer runderneuerten Museumsinsel mit ordentlicher Verkehrsanbindung und attraktivem Eingangsbereich tatsächlich das Doppelte der jetzt zur Verfügung stehenden Summe kosten würde. Die Berliner Museumsinsel, die noch längst nicht fertig ist, liegt inzwischen bei einer Milliarde Euro Sanierungskosten.

Heckl betonte vor den Abgeordneten, das Deutsche Museum, immerhin das größte Technikmuseum der Welt und als Leibniz-Forschungsinstitut vom Bund gefördert, verfüge verglichen mit anderen Museen über einen Mini-Etat. Die Cité des Sciences in Paris hat nur halb so viel Ausstellungsfläche, wie er den erstaunten Abgeordneten vorrechnete, aber mehr als das Doppelte an Etat und fast dreimal so viel Personal. "Wir brauchen mehr Unterstützung für unser Museum, eine Perle der Wissenschaft."

Diese Perle wird nun nicht auf Hochglanz poliert, wie erhofft. Nicht enthalten im Sanierungsplan ist auch das Depot, für das nach jahrelanger Suche ein Grundstück in Erding gekauft wurde. Gebaut werden kann aus Geldmangel nicht, obwohl ein funktionierendes Depot Miet- und Umzugskosten in Millionenhöhe sparen würde.

Pläne mit dem Forum der Technik

Dass das Forum der Technik, das extra zurück gekauft wurde, um dort den neuen Eingangsbereich fürs Museum einzurichten, weiter leer stehen wird, löste kritische Nachfragen aus. Dies sei eine "gewaltige Änderung der Geschäftsgrundlage" gegenüber dem ursprünglichen Masterplan, sagte Markus Blume (CSU). Sein Fraktionskollege Oliver Jörg schloss sich der Kritik an, wie überhaupt aus der CSU und dem Wissenschaftsministerium jüngst scharfe Kritik an der Museumsleitung zu hören war.

Das "Umschichten" der Mittel sei mit den Geldgebern abgestimmt, erwiderte Heckl; das Wissenschaftsministerium bestätigte das. Man habe die Vereinbarung mit dem Bund vorangetrieben, nachdem 40 Millionen Euro Spenden vorhanden waren - wohl wissend, dass keine konkreten Zahlen vorlägen: "Anders wäre es nicht möglich gewesen, ohne in absehbarer Zeit eine Schließung des Museums zu riskieren", sagte Ministerialdirigent Michael Mihatsch.

Michael Piazolo (Freie Wähler) zeigte sich verwundert über die "ungewohnte Schärfe" der Kritik: "Hoffentlich ist das keine Retourkutsche für die gescheiterten Konzertsaalpläne der Staatsregierung". Der ursprüngliche Plan Seehofers und des damaligen Kunstministers Wolfgang Heubisch (FDP), einen Konzertsaal an Stelle des alten Kongresssaals zu errichten, war auf erbitterten Widerstand des Museums gestoßen. "Diese Diskussionen haben uns drei Jahre der Planung gekostet", sagte Heckl.

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