Derblecken auf dem Nockherberg:Das große Zerzausen

Auf dem Nockherberg bekommen die Politiker wieder ihr Fett ab. Im Jahr eins nach Stoiber werden sich dieses Mal andere besonders warm anziehen müssen.

Beate Wild

Am Donnerstag bekommen sie wieder ihr Fett ab: die Politiker beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg. Doch mit dem Humor ist das so eine Sache. Der eine verträgt was, der andere ist gleich eingeschnappt und mancher ist gekränkt, wenn er wegen Bedeutungslosigkeit überhaupt nicht derbleckt wird.

In diesem Jahr ist es besonders spannend, weil es nach Edmund Stoibers Abgang aus der Politik auch auf dem Bierberg einige Neuheiten gibt. Nach fast einem Vierteljahrhundert als Stoiber-Double erscheint der Schauspieler Michael Lerchenberg heuer als neuer Bruder Barnabas in der Mönchskutte, um erstmals die berühmte Fastenpredigt zu halten.

Trotz Stoibers Abgang verspricht Lerchenberg jede Menge Spaß beim diesjährigen Derblecken. "Wir waren nicht in der Situation zu sagen: Mein Gott, jetzt ist es ohne Stoiber in Bayern so langweilig, dass uns gar nichts einfällt", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

Warm anziehen müsse sich auf jeden Fall CSU-Chef Erwin Huber. Der Skandal um die Bayerische Landesbank werde selbstverständlich in die Aufführung eingearbeitet. "Das Thema wird in der Rede natürlich entsprechend vertieft", sagte Lerchenberg. Auch die bevorstehende OB-Wahl in München und die Streitigkeiten unter den Kandidaten der Parteien werden sicherlich in der Fastenpredigt vorkommen, kündigte Lerchenberg an.

Das Orakel vom Nockherberg

Der neue Bruder Barnabas bescheinigt dem Derblecken außerdem prophetische Kräfte: "Der Nockherberg hat, ohne dass er das beabsichtigt, eine orakelhafte Wirkung. Ich habe das ja über Jahrzehnte beobachten können." Angela Merkel beispielsweise sei schon im Programm aufgetaucht, als sie noch nicht einmal CDU-Bundesvorsitzende war. Ihr zukünftiges Gewicht im politischen Zirkus hätten die Autoren damals schon vorhergesehen. "Vielleicht liegt das Orakelhafte an den Bierdünsten", meint Lerchenberg.

Wie jedes Jahr wird auch dieses Mal wieder viel Politprominenz anwesend sein. An Ort und Stelle Hohn und Spott über sich ergehen lassen wollen SPD-Chef Kurt Beck und die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird dagegen dieses Jahr erneut nicht dabei sein.

"Dort wird man gewaltig zerzaust"

Für die Staatsregierung und führende Oppositionspolitiker ist der Starkbieranstich dagegen Pflichttermin. "Ich muss ja befürchten, dass es einige kleine Hiebe gegen mich gibt", sagte CSU-Chef Erwin Huber. "Aber das gehört ja zum Nockherberg dazu." Ministerpräsident Günther Beckstein äußerte sich ähnlich: "Selbstverständlich weiß ich, dass man dort gewaltig zerzaust wird."

Zum Leidwesen der Traditionalisten wird der Nockherberg 2008 nicht mehr ganz so bayerisch, sondern eher bundespolitisch daherkommen - offensichtlich mit Merkel und SPD-Chef Kurt Beck als Protagonisten.

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