Der Münchner Weißwurst-Streit:Neu-Ulm, um Gottes Willen!

Die Stadt will die Münchner Weißwurst schützen.

Von Sven Loerzer

Das darf doch nicht wahr sein! Will doch der bayerische Fleischerverband die Bezeichnung Münchner Weißwurst als geographische Angabe für in Altbayern (also Ober- und Niederbayern, Oberpfalz) und Schwaben hergestellte Ware EU-weit schützen lassen.

Ein Passauer Metzger, der Münchner Weißwurst produziert, "das kann nicht sein", beißt sich Wirtschaftsreferent Reinhard Wieczorek (SPD) fest. Eine Münchner Weißwurst, hergestellt in Neu-Ulm, "das wäre noch schlimmer", sagt OB Christian Ude (SPD) im Wirtschaftsausschuss zur besten Weißwurst-Frühstückszeit.

Doch im Rathaus wird nur theoretisch gezuzelt, denn in dem als Weißwurstzimmer bekannten Raum neben dem Sitzungssaal wird die Münchner Erfindung von 1857 nur kredenzt, wenn die Vollversammlung tagt. Auch ohne Weißwurst und -bier entscheidet der Ausschuss einstimmig, dass die Stadt der Schutzgemeinschaft Münchner Weißwurst beitritt und kämpferisch den Fleischerhaken gegen die Vereinnahmung durch Altbayerns Metzger schwingt.

Getreu dem fränkischen Vorbild bei der Bratwurst: "Ich verweise auf Nürnberg, die haben mit Verve gekämpft", ermuntert Ude seine Truppen. Nur die CSU hadert kurz mit diesem Marschbefehl. Brezn-Bäcker Vinzenz Zöttl hätte die Weißwurstgrenze lieber nicht so eng um Stadt- und Landkreis München gezogen, sondern den S-Bahn-Bereich genommen. "Münchner Weißwurst aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck? Das passt nicht", befindet SPD-Fraktionschef Helmut Schmid, wie auch Wieczorek: Schließlich assoziiere der Verbraucher mit dem Begriff "automatisch Münchner Lebensgefühl und Gemütlichkeit". Und das sei schutzwürdig, EU-weit, mindestens.

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