Der Flüchtling:Etappenziel Uni

Portrait syrischer Flüchtling,Lost Places, ifp-Projekt Semesterstart

Bald stehen ihm alle Türen offen: Majd Bakar an der LMU.

(Foto: Steffen Leiprecht)

Ein letzter Sprachkurs fehlt Majd Bakar noch zum Studium

Von Larissa Niesen

Der Münchner Akzent sitzt, wenn er will: Sprachlich hat sich Majd Bakar an seine neue Heimat bereits angepasst. Der gebürtige Syrer ist seit 16 Monaten in Deutschland, er scherzt mit seinen Betreuern und unterhält sich ohne Stocken. Seit zwei Semestern sitzt er in den Sprachkursen der "Students4Refugees", wo er gerade auf die Abschlussprüfung zusteuert. Die Organisation bietet Mentoring, Deutschkurse und gemeinsame Aktivitäten für jeden Flüchtling an, der eine Hochschulzugangsberechtigung vorweisen kann, selbst wenn er noch keine Aufenthaltserlaubnis hat.

"Die deutsche Sprache ist schwierig, aber wir wollen hier wohnen, also müssen wir lernen", so pragmatisch sieht Bakar das. Im kommenden Semester soll an der Ludwig-Maximilians-Universität noch ein weiterer Sprachkurs folgen - die letzte Hürde vor dem Studienbeginn. Danach will der Zwanzigjährige Soziale Arbeit studieren und dabei auch seine eigenen Erfahrungen nutzen. "Ich möchte gerne mit anderen Flüchtlingen arbeiten", sagt er.

Bereits jetzt hilft er als Übersetzer im Jobcenter. Leben kann er von diesem Ehrenamt nicht, seit April hat er einen Minijob in einem Max-Planck-Institut. Für die Zukunft zieht er eine bezahlte Ausbildung in Kombination mit der Uni in Betracht, ein Duales Studium. Das erste Ziel ist eine eigene Wohnung, die Suche danach aber langwierig und anstrengend. "München ist wunderschön, aber teuer", seufzt Bakar. Zurzeit teilt er mit einem anderen Flüchtling ein Zimmer in einem Wohnheim in Poing - nicht gerade die beste Atmosphäre zum Lernen.

Im Gegensatz zum Hürdenlauf im Vorfeld macht Bakar das eigentliche Studium keine Angst. Er hat bereits zwei Semester Uni-Erfahrung in Damaskus gesammelt, dort hat er Englisch studiert. Der deutschen Sprache fühlt er sich gewachsen, die Sprachkurse haben ihn gut vorbereitet. "Ein fester Studienplatz ist das Beste, was mir passieren kann", meint Bakar. Angst hat er eher, dass es im Bürokratiedschungel zu lange dauert, bis er tatsächlich einen Studienplatz bekommt. Er weiß aber, dass er bei Fragen jederzeit Phi Tran, Projektleiter von "Students4Refugees", um Hilfe bitten kann: "Er ist nicht nur ein Betreuer für mich, er ist ein Freund." Genau das will Majd Bakar nach seinem Studium auch für andere Flüchtlinge sein. Deshalb macht er sich wieder ans Lernen - es ist schließlich Prüfungszeit.

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