Der Advents-Paketwahnsinn - vom Schalter zur Haustür (1):Ab die Post

Der Advents-Paketwahnsinn - vom Schalter zur Haustür (1): Die private Postfiliale am Waldfriedhof betreibt ein ehemaliger Postler.

Die private Postfiliale am Waldfriedhof betreibt ein ehemaliger Postler.

(Foto: Robert Haas)

Warteschlangen gehören zum Adventsgeschäft, auch in vielen privaten Filialen

Von Günther Knoll

Das Paket soll ins Ausland: "Da müssen Sie diese Karten ausfüllen." Ganz nebenbei, während er gerade über seine Arbeit spricht, hat Herr Schuck die Unsicherheit einer Kundin bemerkt und hilft. Seinen Vornamen will er nicht nennen, sonst aber bleibt er keine Auskunft schuldig: Freundlich und sachkundig stellt er das dar, was man einen Vorzeigepostler nennen würde: Doch Herr Schuck ist gar nicht mehr bei der Post, obwohl er seine Kunden in entsprechender Uniform bedient und die Krawatte ein gelbes Posthorn ziert. Die Kleidung hat er selbst gekauft. Seit zehn Jahren ist er selbständig und betreibt vier Postfilialen, drei in München, eine in Tutzing. Das Geschäft läuft, wie er sagt. "Die Postkunden sind Gold wert". Die Post - von DHL spricht Herr Schuck nicht - wisse, dass ihre Kunden bei ihm in guten Händen seien, und er habe durch sie garantierte Basiseinkünfte und Boni. In seinen Filialen bietet er Schreibwaren an, kleine Geschenke, "was man eben so mitnimmt".

Während der "Kaffee- und Kuchenzeit" am Nachmittag sei es ruhiger, da könne man über das Geschäft reden, hatte es vorher geheißen. Doch es vergeht keine Minute, in der die beiden Mitarbeiterinnen am Tresen - natürlich auch in Postblau - nicht Pakete und Briefe annehmen. Wenn die Leute vom Arbeiten kämen, müsse man auch bei ihm schon einmal anstehen, sagt Herr Schuck, "doch länger als fünf Minuten wartet keiner". Für die Weihnachtszeit hat er Aushilfen eingestellt, insgesamt beschäftigt er 15 Mitarbeiter.

Solche Filialen wie die am Waldfriedhof kann sich die DHL Group nur wünschen, nicht überall in den rund 29 000 Einrichtungen bundesweit werden die Kunden so gut bedient. Die nähmen diese privaten Filialen oft nicht als "die Post " wahr und gingen lieber zu einem der Postbank-Finanzcenter, sagt Postsprecher Klaus-Dieter Nawrath. Dort komme es dann zu langen Warteschlangen, vor allem in der Adventszeit. Dabei seien allein in München mehr als 83 Post-Dienstleister und Filialen verzeichnet.

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