Denninger Anger:"Bodenlose Frechheit"

Denninger Anger

Sichtbarer Eingriff: Die Maschinen sind weg, aber bleiben wird ein verbreiteter Asphaltweg, der den Charakter des Denninger Angers stark verändert.

(Foto: privat)

Die Sanierung der Fuß- und Radwege im Denninger Anger durch Asphaltdecken empört Bezirksausschuss und Bürger. Die Stadt beruft sich auf den Ausbau des Radwegenetzes - und weist die Vorwürfe zurück

Von Nicole Graner, Denning

Bürger und die CSU-Fraktion im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen sind entsetzt: Wo im Denninger Anger einst beim Joggen oder Spazierengehen charmante Kieswege unter den Sohlen knirschten, ist nun ein durchgehender, asphaltierter Weg. Denn seit April saniert das Baureferat München die Rad- und Gehwege. Auf Schotterwegen seien, so teilt das Referat mit, "die schadhafte Trag- und Dreckschicht" ausgebessert, sowie Hauptrouten und Anschlüsse an übergeordnete Straßen und Wegesysteme asphaltiert worden. Von einer "bodenlosen Frechheit" spricht Roland Stolz, der dieses Stückchen Grün sehr liebt. Und fragt sich, ob wohl demnächst auf dieser "Autobahn" auch noch ein Mittelstreifen aufgemalt wird.

Der Park zwischen Denninger Straße und Schreberweg ist, so Roland Stolz, ein Spaziergängerpark, ein Paradies für Jogger und Gassi-Gänger, auch Radler nutzen den Anger als Durchgangsweg: "Diese Aktion war absolut unnötig." Auch CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller ärgert sich massiv über die erweiterte Asphaltierung. Die Stadt habe im Bezirksausschuss 2015 erklärt, bereits asphaltierte Teilstücke "ausbessern" zu wollen. Dem haben die Lokalpolitiker zugestimmt, im April begann die Sanierung. Plötzlich werden dann massive Beschwerden der Bürger an den BA darüber herangetragen, dass viele Wege regelrecht "überteert" worden seien. Xaver Finkenzeller: "Wir haben uns das daraufhin angeschaut. Asphaltiert wurden weit mehr Flächen, die nicht mit uns abgesprochen worden sind." Als Begründung habe die Stadt angegeben, dass es dem "Ausbau des Radwegenetzes" diene, und so nicht jedes Jahr Reparaturarbeiten anfallen würden. Tatsächlich betont die Stadt, dass Hauptrouten und übergeordnete Radwege "standardmäßig asphaltiert" würden. Nur so seien sie verkehrssicher und für den Winterdienst tauglich. Auch habe man Einzelmaßnahmen dem Bürgergremium auf Anfrage erläutert.

Roland Stolz betont, dass er nichts gegen Asphaltierungen an wichtigen Stellen habe, aber diese Maßnahme "zerstöre den Park". Auch sei sie ökologisch unsinnig, der Belag heize sich im Sommer auf, sei durch die Abstrahlung für die Natur schädlich und für Fußgänger, Sportler und Radfahrer "unangenehm". In einer Erklärung weist die CSU-Fraktion im BA Bogenhausen auch darauf hin, dass der Belag Radfahrer nun animiere, schneller zu fahren und für Jogger eine "intensivere Belastung der Gelenke darstelle".

Das Baureferat erklärt dazu, dass der "weitaus größte Anteil der Wege unverändert" geblieben sei, lediglich fünf Wege und Wegabschnitte seien asphaltiert worden: der bestehende Asphaltweg östlich der Anlage in Nord-Süd-Richtung (Grund: Asphaltdecke war dringend sanierungsbedürftig), die als übergeordneter Radweg ausgewiesen Strecke in West-Ost-Richtung , der Weganschluss zur Denninger Straße (Grund: Wegabschnitt sehr steil, stark erosionsgefährdet), der Weganschluss im östlichen Parkbereich (Grund: häufig stark verschlammt) und die Verbindung vom Schreberweg durch die Kleingartenanlage (Grund: verkehrssichere Nutzung der intensiv genutzten Hauptroute).

Auch seien, so teilt das Baureferat mit, die Wegeführung nicht verändert oder Wege verbreitert worden. "Das stimmt nun definitiv nicht", sagt Roland Stolz. In der Tat haben die bestehende Kieswege eine Breite von 2,50 bis 3,10 Meter, die jetzt asphaltierten Wege messen in der Breite 3,10 bis 3,60 Meter. Die CSU fordert die Stadt auf, zu klären, welche "Lösungen es gibt, die durch die Asphaltierung vorgenommene Beeinträchtigung des Naherholungscharakters des Denninger Angers" aufzuheben.

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