Denning:"Außerordentlich gute Werte"

Stadt informiert an der Fritz-Lutz-Schule und versichert den Eltern, dass die Container unbedenklich sind

Von Renate Winkler-Schlang, Denning

Zum zweiten Mal hat sich nun eine Expertenmannschaft der Stadtverwaltung aufgemacht in die Denninger Fritz-Lutz-Schule. Wieder hat sie Eltern erklärt, wie unbedenklich die neuen Schulcontainer für ihre Kinder seien. Diesmal ging es um das Ergebnis der zweiten Messung. Auch der kritische Vater, Roman Sedlmaier, lobt erneut den Einsatz der Stadt - und er schenkt den Einlassungen nun auch Glauben. Allerdings hat er das neue Gutachten noch nicht durchackern können, denn trotz seines Wunsches, es vor diesem Elternabend schon zu bekommen, hat die Stadt es erst nach der mündlichen Information herausgegeben. Sedlmaier wird es nun ganz genau studieren.

Der ganze Prozess hinterlässt bei ihm allerdings trotz der Mühe, die die Verwaltung sich gegeben hat, ein ungutes Gefühl. Er hätte sich gewünscht, dass die Eltern von Anfang an umfassend informiert worden wären. Die Stadt hatte nach dem ersten Gutachten schon erklärt, die leicht erhöhten Werte an flüchtigen organischen Verbindungen seien so unbedenklich, dass die Kinder dort unterrichtet werden könnten. Man müsse nur intensiv genug lüften. Sedlmaier, Vater eines Zweitklässlers, der mit seinen Mitschülern im Container untergebracht ist, war auch nach dem ersten Elternabend zunächst voll des Lobes über die Gesprächsbereitschaft der Stadt. Doch als er sich von Experten, die er selbst gesucht hatte, das den Eltern dort ausgehändigte Gutachten ausführlich erklären ließ, hatte die Sache wieder anders ausgesehen.

Zwischenzeitlich sprach Sedlmaier sogar davon, das Schulreferat habe die Eltern getäuscht. Zumindest ist es wohl Interpretationssache, wie der damalige Satz des Gutachters, die Container seien "nicht abschließend freigegeben", interpretiert werden kann. Die Stadt legte die Betonung auf das Wörtchen abschließend. Sie gab sie eben frei mit der Maßgabe, erst viel zu lüften und dann nochmals zu messen. Sedlmaier und seine Experten setzen im Gegensatz dazu den Fokus auf "nicht freigegeben".

Stets bemühte sich die Stadt, den Vater - dessen Sohn von seinen Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen mittlerweile genesen ist - zu beruhigen. Sie hatte ihn nach dem ersten Elternabend zum Gespräch eingeladen, er sah sich einer großen Runde von zehn Experten gegenüber: Vertreter der Stadt und des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie nicht zuletzt der Gutachter selbst. Doch Sedlmaier fand danach "nach wie vor keinen Anhaltspunkt für die Richtigkeit deren Interpretation". Denn die Kinder wären in diesem Falle eine Art Versuchskaninchen für die Zeit, bis die erhöhten Werte sich verflüchtigt haben. Ausgerechnet Kinder.

Er hatte sich dann bemüht, die Sache mit den Augen der Stadt zu sehen und sich erkundigt, ob denn dieses Lüften regelmäßig erfolgt und dies auch dokumentiert worden sei. Dazu habe er nur Ausflüchte zu hören bekommen. Die Baufirma sei dazu verpflichtet worden. Die Lehrer würden doch ohnehin nach jeder Stunde die Fenster öffnen. Hätte man zu viel Aufhebens gemacht um diese Auflage, hätte das eventuell zu seelischer Belastung der Kinder und Nachfragen der Eltern geführt, hieß es.

Gesagt wurde ihm auch, die Freigabe für den Unterricht sei eine Ermessensentscheidung gewesen, in die auch die Tatsache eingeflossen sei, dass es am Tag der ersten Messung sehr heiß war, was die Werte relativiere. Doch Seldmaier wendet ein, dass die Freigabe offensichtlich schon feststand am selben Tag, am dem das Gutachten erst beim Referat für Gesundheit und Umwelt einging, dem 9. September. Viel Zeit fürs Studieren des Gutachtens und fürs Ermessen könne man sich da wohl nicht genommen haben.

Die Fritz-Lutz-Schule braucht die Container, weil einige Klassen in der Vergangenheit wegen der Raumnot bereits im Musik-oder Werkraum unterrichtet werden müssen. Da diese Ausweichräume noch nicht wieder gemäß ihrer ursprünglichen Funktion umgerüstet worden seien, stünden sie noch zur Verfügung. Die Schulleiterin habe der Stadt angeboten, die Klassen nochmals für einige Wochen zurückzuholen. Die Stadt jedoch hielt das für unnötig.

Das machte Sedlmaier stutzig. Er hatte zwischendurch sogar angekündigt, die Blutproben seines Sohnes einfrieren zu lassen. Vielleicht sei die Wissenschaft in einigen Jahren soweit, dass sie Beeinträchtigungen auf Belastungen in der Grundschulzeit zurückführen könne.

Der Gutachter habe ihm erklärt, er werde die "missverständlichen Äußerungen" in künftigen Protokollen weglassen. Das, so Sedlmaier, sei wohl kaum hilfreich. Im Übrigen fand er es komisch, dass der Gutachter schon vor dem zweiten Gutachten relativierend erklärt hatte, die Räume hätten ja nun auch neue Tafeln, von denen Emissionen ausgehen könnten, und außerdem sei draußen gerade frisch asphaltiert worden.

Das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) erklärte der SZ, man weise den Vorwurf der Täuschung ausdrücklich zurück. "Die Kontroll-Messung bestätigt die Freigabe des Schulpavillons", sagte ein Sprecher. Und: "Ein Schulpavillon wird vom RGU nur dann freigegeben, wenn die Ergebnisse für Schüler/innen und Lehrer/innen unbedenklich sind." Regelmäßiges Lüften werde vom Referat "ohnehin immer empfohlen".

Sedlmaier hat am Elternabend wieder einmal ganz genau zugehört: Dort, so erzählt er, sei nun gesagt worden, die Werte für die Fritz-Lutz-Schule seien nun sogar ganz außerordentlich gut. Man sehe da ganz andere, habe es in einem Nebensatz geheißen. Sedlmaier sagt, er hoffe sehr, dass die Stadt damit nicht eine der anderen 17 Schulen gemeint habe, die in diesem Schuljahr neue Container bekommen haben.

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