Denning:Antennen-Aufstand

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Umstritten: Denninger fürchten Strahlenbelastung durch die Antenne.

(Foto: Simon)

360 Anwohner in Denning wehren sich vehement gegen einen neuen Mobilfunkmast. Die Stadt kann der Telefónica den Standort nicht verwehren - der Konzern sucht mittlerweile nach einer Alternative

Von Ulrike Steinbacher, Denning

Juristisch haben sie keine Chance, die Anwohner der Posener Straße in Denning, und das wissen sie auch. Trotzdem wehren sie sich dagegen, dass die Telefónica Deutschland, der Betreiber des Handy-Netzes O₂, auf dem Mietshaus an der Posener Straße 12 einen Mobilfunkmast installiert. Noch einen Mobilfunkmast, besser gesagt. Denn in dieser Ecke von Denning stehen schon eine ganze Menge: fünf im Umkreis von 500 Metern um die Posener Straße 12, zehn im 900-Meter-Radius. Inzwischen scheint sich der Protest auszuzahlen: Die Telefónica prüft Alternativstandorte.

360 Bewohner der Siedlung in Denning haben einen Protestbrief gegen den Mobilfunkmast in ihrem Wohngebiet unterschrieben. Sie versuchen, auf kommunalpolitischer Ebene Druck aufzubauen: Zunächst baten sie im Oktober den Bezirksausschuss Bogenhausen um Unterstützung für ihre Forderung, den Mast um einige hundert Meter zu verlegen und auf einer Gewerbe- oder Freifläche aufzustellen. Als konkrete Standort-Beispiele nannten sie seinerzeit den Zamilapark, den Buswendeplatz am Daglfinger Bahnhof und die Freiflächen nördlich der Carl Stahl Süd GmbH an der Daglfinger Straße. Bei der Bürgerversammlung fanden sie dann ebenfalls eine Mehrheit, auch für die Idee, das Umweltinstitut München an der Suche nach einem "strahlenminimierten Standort" zu beteiligen.

Grund für den Protest der Anwohner ist die Sorge um ihre Gesundheit. Ihr Sprecher Konrad Lösch führt an, dass von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern Gefahren ausgingen, dass diese Schlafstörungen, aber auch Krankheiten wie Leukämie verursachten oder verschlimmern könnten. Die Betreiber von Mobilfunknetzen weisen dies zurück und versichern, die vorgeschriebenen Grenzwerte einzuhalten.

Statt mit der Gesundheit argumentiert Angelika Pilz-Strasser (Grüne) mit der Mobilfunk-Versorgung: Es wolle zwar jeder überall mit seinem Handy telefonieren können, sagt die Vorsitzende des Bezirksausschusses Bogenhausen, und dafür sei die Infrastruktur mit den Masten nun einmal notwendig. Andererseits aber seien an manchen Standorten in München inzwischen drei- bis viermal so viele Sendemasten aufgestellt, wie eigentlich erforderlich wären. Geschuldet ist das der Konkurrenz der Mobilfunk-Anbieter. Nach Ansicht der Grünen-Politikerin braucht die Stadt ein Konzept, das Überkapazitäten verhindert und zudem vorgibt, wie viele Antennen zur Vollversorgung eines Gebiets notwendig sind. "Ich baue ja auch nicht drei Häuser auf dasselbe Grundstück", sagt sie.

Einen Standort einfach verbieten kann die Stadt aber nicht, Kommunen haben nur ein Anhörungsrecht. Die notwendige Standortbescheinigung bekommt ein Mobilfunkbetreiber von der Bundesnetzagentur, wenn er mit dem Mast die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände zum Schutz vor elektromagnetischer Strahlung einhält. Dann braucht er nur noch einen Partner, der ihm sein Hausdach für einen solches Projekt vermietet.

Im Fall Posener Straße 12 war das der Eigentümer des Mietshauses, die Vonovia SE mit Sitz in Düsseldorf. Früher firmierte der Konzern unter dem Namen Deutsche Annington und stand in dem Ruf, seine Immobilien zu vernachlässigen und seine Mieter zu ignorieren. Ignoriert fühlten sich zunächst auch die Gegner des neuen Mastes: Dreimal habe der Anwalt sich an die Vonovia gewandt, berichtet Lösch. Eine Antwort sei dann aber erst einen Monat nach Ablauf der gesetzten Frist gekommen.

Die Telefónica wiederum teilt auf Anfrage der SZ schriftlich mit: "Telefónica Deutschland benötigt für die Mobilfunkversorgung in Denning in der Umgebung des Bahnhofs Daglfing einen neuen Mobilfunkstandort, da mit den bestehenden Standorten keine zeitgemäße Versorgung möglich ist. Infolge der stetig stark zunehmenden mobilen Datennutzung ist der Standort zudem für die Bereitstellung der erforderlichen Kapazitäten notwendig." Man habe seit Oktober 2015 mehr als ein Dutzend Standorte geprüft, erklärt Klaus Schulze-Löwenberg, Head of Network & Product Communications, "die jedoch nicht geeignet oder verfügbar sind". Nachfragen dazu lässt Schulze-Löwenberg unbeantwortet.

Mittlerweile aber zeigt sich das Mobilfunkunternehmen gegenüber den Denningern offenkundig gesprächsbereit. Dem Vernehmen nach prüft Telefónica jetzt noch Alternativstandorte, obwohl für das Haus an der Posener Straße inzwischen bereits eine Baugenehmigung vorliegt. Auf Vorschlag der Anwohner aus Denning werden demnach Standorte am Rand des Wohngebiets auf der östlichen Seite der Bahngleise in Augenschein genommen. Es soll um das Haus Daglfinger Straße 56 gehen und um das Gebiet nördlich der Carl Stahl Süd GmbH. "Da wäre uns sehr geholfen", sagt Konrad Lösch.

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