Debatte um Stadtklinikum:Wenn sich der Bock zum Gärtner macht

Die städtischen Kliniken brauchen Geld, viel Geld. Die Politik reagierte empört, als sie die Forderungen hörte und spielt sich nun als Retter auf - dabei ist sie schuld ist an der Malaise.

Ein Kommentar von Stephan Handel

Groß war die Empörung, als der kaufmännische Geschäftsführer Ende Oktober die finanzielle Situation der Klinikums-GmbH öffentlich darstellte. Es empörten sich hauptsächlich jene, die sich von der Kritik gemeint fühlen mussten, also Oberbürgermeister, Aufsichtsratsvorsitzender und Stadtrat. Andere, die sich aus Profession oder Interesse mit dem Klinikum beschäftigen, dachten zumindest: Vielleicht hat er ja nicht so unrecht, der Bergmann.

Es dauerte keine vier Wochen, bis der Oberbürgermeister nun eine Entscheidung getroffen hat, dergestalt, dass er sozusagen persönlich die Geschäftsführung übernimmt und die im Amt bleibende, aber nur mehr so genannt zu nennende Geschäftsführung all ihre Angelegenheiten ihm oder dem neu installierten Lenkungskreis zur Genehmigung vorlegen muss.

Davon, dass irgendwo ein Bock zum Gärtner gemacht worden sei, hat man ja schon oft gehört - selten jedoch kommt es vor, dass der Bock sich selber befördert. Denn wer hat bei der Gründung der Klinik-GmbH vor bald zehn Jahren die erste Geschäftsführung nicht nach Kompetenz, sondern nach Parteibuch ausgesucht?

Wer hat jahrelang die Augen verschlossen und so getan, als wäre die Entwicklung ausschließlich positiv, bis ihm die positive Entwicklung im Hygiene-Skandal um die Ohren flog?

Wer verweigert der neuen Geschäftsführung alle Möglichkeiten, mit einer echten Sanierung der GmbH zu beginnen, mit Arbeitsplatz- und Standortgarantien, mit (Nicht-)Entscheidungen, die auf die nächsten Kommunalwahlen schielen, aber nicht auf das Wohl des Unternehmens?

Es war und es ist die Politik, die sich als Retter aufspielt, obwohl sie schuld ist an der Malaise. Der Bock hat jahrelang den Garten gerupft und verkommen lassen, nun sagt er, er werde ihn zur Blüte bringen? Absurde Idee.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: