Debatte über Olympia in München:Des Sportlers grünes Herz

Olympioniken, Umweltschützer und Politiker diskutieren im Stadtforum über Münchens Bewerbung für die Winterspiele 2018 - und deren Folgen für die Natur. Widerstand regt sich im Publikum.

Anna Fischhaber

"Das werden die umweltfreundlichsten Winterspiele der olympischen Geschichte." Geht es nach Michael Vesper, Grünenmitbegründer und Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, hat München das beste Konzept für Olympia 2018.

Debatte über Olympia in München: Ex-Skirennfahrer Christian Neureuther (links) diskutiert mit SZ-Chefredakteur Hans Werner Kilz über Münchens Olympia-Bewerbung.

Ex-Skirennfahrer Christian Neureuther (links) diskutiert mit SZ-Chefredakteur Hans Werner Kilz über Münchens Olympia-Bewerbung.

(Foto: Foto: Rumpf)

Der Bund Naturschutz befürchtet dennoch Schaden für die Natur. Unter dem Motto "Jubel, Trubel, Ernüchterung" diskutierte Hans Werner Kilz, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, am Mittwoch im Münchner Stadtforum mit Gegnern und Befürwortern der Bewerbung.

Im Publikum haben zahlreiche ehemalige Olympioniken Platz genommen. Skilegende Rosi Mittermaier, zweimal Gold, einmal Silber, unterstützt die Bewerbung ebenso wie Ruderer Jürgen Schröder, der 1964 Zweiter wurde. Skirennfahrer Christian Neureuther freut sich auf die vielen Emotionen und betont, auch Sportler hätten ein "grünes Herz" - in seiner Heimat Garmisch müsse kein einziger Baum weichen. "Verlogen", ruft eine Zuschauerin. Ein aufgebrachter Umweltschützer verteilt Vorher-Nacher-Fotos von Pisten in Garmisch.

Auf der Bühne lässt man sich davon nicht beirren. Begeistert erzählt Vesper nun vom deutschen Interesse am Wintersport und den vielen Sportstätten, die es hier praktischerweise schon gebe. Immer wieder verweist er auf das "grüne Erbe", das die Winterspiele hinterlassen könnten. Vesper geht sogar soweit, Olympia könnte als Medium für den Umweltschutz dienen - ähnlich wie die Spiele in Peking eine Debatte über Menschenrechte ausgelöst hätten.

Münchens Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder von den Grünen hofft auf Investitionen wie sie die Olympiade 1972 für die Stadt brachte. Er ist der Meinung, gerade aus ökologischer Sicht dürfe man die Spiele nicht ablehnen. "Ich kenne keinen Ort, wo man sie nachhaltiger machen könnte", sagt er. "Wir können uns vor dieser Aufgabe nicht drücken." Allerdings sehen das nicht alle Grünen so: Während die Partei im Stadtrat mehrheitlich für das Projekt stimmte, hat ein Landtagsabgeordneter ein Bündnis gegen die Spiele ins Leben gerufen.

An diesem Mittwoch ist jedoch Christian Hierneis vom Bund-Naturschutz der einzige Olympiagegner auf der Bühne - auch wenn er "nicht prinzipiell gegen Olympia" ist. Konstruktive Vorschläge für die Bewerbung liefert er nicht. "Garmisch ist nicht geeignet", sagt er nur. Und: "Ich wünsche mir, dass sich die Alpen positiv entwickeln." Er hofft vielleicht auf die starke Konkurrenz: Auch Frankreich und Südkorea haben sich beworben.

Über 500 Tage sind es noch, bis das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Zuschlag vergibt. Deren Entscheidung sei nicht immer rational, warnt nun Kilz - und drängt zur Lobbyarbeit: Vielleicht könnten die Münchner Stadträte herausfinden, was den Herren vom IOC schmeckt. "Wie wäre es mit Butterbrezn?" Skirennläufer Neureuther nimmt es sportlich: "Korea ist stark. Aber je besser der Gegner, desto schöner ist es, wenn man ihn schlägt."

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