Daglfing/Johanneskirchen/Aschheim:Beim Geld hört die Freundschaft auf

Daglfing/Johanneskirchen/Aschheim: Klare Ansage: Große Plakate an der Salzstraße manifestieren den Ärger.

Klare Ansage: Große Plakate an der Salzstraße manifestieren den Ärger.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Widerstand gegen die städtischen Wohnbaupläne bei Daglfing und Johanneskirchen wächst.

Von Ulrike Steinbacher, Daglfing/Johanneskirchen/Aschheim

Den Slogan kennt man schon - bisher allerdings nur aus dem Norden der Stadt. Neuerdings ist aber auch auf sechs Doppelplakaten, die in den Feldern zwischen Daglfing und Johanneskirchen stehen, "Stoppt SEM-Wahnsinn" zu lesen. Die Kampagne zeigt, dass sich unter den Grundbesitzern im Nordosten des Stadtbezirks Bogenhausen nach Jahren latenter Unzufriedenheit jetzt der Widerstand gegen die dort geplante Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) konkretisiert.

In dem neuen Viertel im Münchner Nordosten sollen einmal 30 000 Menschen wohnen

Zwei solche Projekte verfolgt die Stadt München zurzeit: die SEM Nordost in Bogenhausen seit September 2011, die SEM Nord in Feldmoching erst seit diesem Februar. Im Norden will die Stadt eine etwa 900 Hektar große Fläche zwischen Ludwigsfeld, Feldmoching und der Fasanerie-Nord auf eine mögliche Bebauung hin untersuchen. Im Nordosten geht es um knapp 600 Hektar östlich der S 8-Trasse zwischen Riem, Daglfing, Englschalking, Johanneskirchen und der Stadtgrenze. Dort wird inzwischen konkret geplant; entstehen soll ein Viertel, in dem einmal 30 000 Menschen wohnen und 10 000 arbeiten sollen.

Der größte Teil der Grundstücke in diesem Gebiet gehört zwar der Stadt, es gibt aber insgesamt etwa 500 private Eigentümer, große und kleine. Von ihnen ist schon seit Jahren immer wieder leises Grummeln zu hören über die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Man fühlt sich schlecht informiert, beklagt Intransparenz, vermisst Gesprächsbereitschaft. Doch organisiert hat sich dieser Widerstand in all den Jahren nie, ganz anders als bei den Grundstückseigentümern in Feldmoching: Kaum hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bekanntgegeben, dass die Gegend im Norden auf ihre SEM-Tauglichkeit untersucht werden soll, gründete sich Anfang April die Bürgerinitiative "Heimatboden München". Nach Angaben von Pressesprecher Josef Glasl vertritt sie etwa 220 Landwirte, Gemüsebauern und andere Grundstücksbesitzer, denen zusammen knapp 400 der 900 Hektar SEM-Gebiet um Feldmoching gehören.

Glasl betont die Kooperationsbereitschaft der Initiative: "Wir sind nicht gegen alles." Aber speziell das Verfahren der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme selbst, bei dem der Bodenpreis eingefroren wird, um Spekulation zu verhindern, ist den Mitgliedern ein Dorn im Auge, da es aus ihrer Sicht zu wirtschaftlichen Nachteilen für die Grundeigentümer führt. Stattdessen setzen sie sich für das Verfahren der sozial gerechten Bodennutzung (Sobon) ein.

Der Protest in Feldmoching weckte auch die Grundstückseigner bei Daglfing

Der Protest in Feldmoching hat nun auch die Unzufriedenheit im Nordosten kanalisiert: Ende Mai kamen nach Pressesprecher Glasls Angaben 80 bis 90 Bogenhausener Grundstückseigentümer zusammen und gründeten unter dem Dach der Bürgerinitiative Heimatboden eine eigene Sektion für die SEM im Nordosten; man will Synergieeffekte in der juristischen Beratung und der Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Dazu gehören die sechs Plakate in den Feldern, die zwar einerseits das unverkennbare Heimatboden-Design zeigen, andererseits aber auf die SEM Nordost abgestimmt sind. "München soll München bleiben", ist da zu lesen, und: "Gerne ohne Perlenkette und Küstenlinie." Unter diesen Namen firmieren zwei der drei Bebauungsvarianten für das Gebiet.

Geplant sei jetzt, erst einmal den Kommunikationsverlauf aufzuarbeiten, sagt Glasl, und meint damit die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren: "Es ist nicht alles gut gelaufen."

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