Zukunftsverein:Tandern lebt

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Der vor einem Jahr gegründete Zukunftsverein inszeniert den Innenhof des restaurierten Schlosses als kulturelles Idyll. Vorsitzender Hans Glas hofft auf wichtige Impulse für seine Gemeinde, damit die Jugend bleibt und Familien sich ansiedeln.

Von Sonja Siegmund

Fast die ganze Dorfgemeinschaft hat an den Vorbereitungen für diesen großen Tag mitgewirkt: Eintrittskarten mussten gedruckt werden, das Equipment bestellt, Gebäck und Getränke gekauft, das Podium für die Musiker aufgebaut, Stühle sowie Bistrotische organisiert und aufgestellt, Parkplätze für auswärtige Besucher ausgewiesen werden und noch vieles mehr. Der große Tag: Der ist für den rund 1200-Einwohner-Ort das erste Konzert im historischen Innenhof des ehemaligen Hofmarkschlosses Tandern. Die Idee ist dem 2013 gegründeten Verein Zukunft Tandern zu verdanken, dem 70 Einwohner angehören.

Der Verein mit seinem rührigen Vorsitzenden Hans Glas hat sich zum Ziel gesetzt, den Ort wieder attraktiver und lebenswerter zu gestalten. Wegen der Jugend verfolgt er dieses Ziel, die hier bleiben und nicht nach München ziehen soll. Vor allem möchte er die Dorfgemeinschaft für alteingesessene wie neu zugezogenen Familien fördern. Die Kultur soll neue Impulse setzen. Das alte Schloss liefert dazu das ideale Ambiente und Forum zugleich.

300 Zuhörer durften die Atmosphäre im im idyllisch gelegenen Innenhof sitzend genießen. Die übrigen Gäste, darunter Kinder und Jugendliche, mussten mit Stehplätzen an Bistrotischen vorlieb nehmen. Ssorgenvolle Blicke richteten Hans Glas und andere Vereinsmitglieder von Zeit zu Zeit nach oben, wo immer wieder dunkle Wolken am Abendhimmel auftauchten. Gottlob, blieb es dann doch - von einigen Regentropfen abgesehen - bis zum Ende des Konzerts weitgehend trocken.

So konnten denn auch ohne Verzögerung die Tanderner Saitentratzer, die fast allesamt der 50+-Generation angehören, als Vorgruppe in Aktion treten. Und ernteten entsprechend viel Applaus beim Publikum für ihre Version von Rainhard-Fendrich-Songs, die sie mit einer Mundharmonika und Gitarren begleiteten. Bei der Begrüßung der Gäste, darunter Prominenz aus Gemeinde und Landkreis, dankte Vorsitzender Glas für die tatkräftige Unterstützung zahlreicher Privatpersonen und Vereine aus dem Dorf und den Nachbarorten. "Unser Ziel ist nicht der finanzielle Erfolg dieses Konzertes, sondern dass wir uns alle treffen und gemeinsam feiern", so der Vorsitzende von Zukunft Tandern.

Schlossbesitzer Helmut Altmann, der den Innenhof für diese Veranstaltung geöffnet hat, lobte "das Bekenntnis zu Tandern und die guten Ziele des Vereins, dass es nach vorne geht". Der Kontakt zum Blasorchester Türkenfeld war über den stellvertretenden Vorsitzenden Gerhard Huber zustande gekommen, der mit Orchesterleiter Gerhard Müller in der gleichen Firma beschäftigt ist. Auch in Türkenfeld im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck gibt es ein Schloss, das sich für kulturelle Veranstaltungen bestens eignet. Dass der Innenhof des Tanderner Schlosses mit seinen schönen Arkaden ebenfalls eine perfekte Kulisse sein kann, davon ließen sich die Konzertbesucher gerne überzeugen.

Hübsch anzusehen ist vor allem das aufwendig restaurierte Schlossgebäude in Zartgelb, mit weiß abgesetzten Fensterlaibungen und moosgrünen Fensterläden. Eine vollendete Farbharmonie hierzu bildeten die dunkelroten Dirndlkleider und Trachtenwesten des Blasorchesters und die prachtvollen Hortensien in Altrosa, die um das Musikerpodium gruppiert waren.

Nicht weniger virtuos gestaltete sich das Konzert des rund 50köpfigen Orchesters, das im ersten Teil konzertante Blasmusik bis hin zu bayerisch-böhmischer Marschmusik zum Besten gab. In der Pause hatten die Besucher Gelegenheit sich mit Getränken und mit gebackenen Notenschlüsseln aus Brezenteig zu versorgen oder für einen kurzen Rundgang beziehungsweise Ratsch.

Der 24-jährige Sebastian Obeser, dessen Vater Mitglied der Saitentratzer ist, sowie Martin Krimmer, 25, sind froh, "dass sich in unserem Ort wieder etwas rührt". Rosmarie Henkel aus dem Nachbarort Pipinsried erklärte sich im Gespräch mit der Dachauer SZ als Liebhaberin von konzertanter Blasmusik. Sie freut sich darüber, "dass es für Tandern mit dem neuen Verein wieder aufwärts geht".

Alois Kammermeier, Besitzer des Bauernhofmuseums in Ebersbach (Gemeinde Weichs), und dessen Ehefrau waren auf Einladung ihres in Tandern lebenden Sohnes Matthias gekommen. Der Arzt im Ruhestand und Museumsbesitzer lobte die Initiative von Zukunft Tandern und freut sich, dass das alte Hofmarkschloss auf diese Weise "wieder zu neuen Ehren kommt". Zuvor waren in dem ehemaligen Adelssitz Tandern ein Mädchen-Fürsorgeheim (von 1910 bis 1970), eine Unterkunft für ledige Mütter und ein Übergangswohnheim für Aussiedler untergebracht. Kammermeiers Schwiegertochter Steffi, die mit anderen Frauen in den Arkaden beim Getränkeverkauf tätig war, gehört dem Verein seit der Gründung an.

Im zweiten Teil wurde ein Medley mit bekannten Verdi-Opern geboten sowie Filmmusik mit beliebten Westernmelodien. Dass das Blasorchester nicht ohne Zugaben verabschiedet wurde, versteht sich von selbst. Und dass sich später im nächtlichen Fackelschein noch gut miteinander ins Gespräch kommen ließ, dürfte ebenfalls im Sinne von Zukunft Tandern gewesen sein.

© SZ vom 02.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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