Zukunft MD:Die Mischung macht's

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Die Dachauer wissen, was sie nicht wollen: Ein Gewerbegebiet wie in Dachau-Ost soll nach ihrem Willen auf dem MD-Gelände nicht entstehen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Große Gewerbeflächen auf dem MD-Gelände? Lieber nicht, fanden die Teilnehmer der Bürgerbeteiligung. Einige Politiker sind ganz anderer Meinung. In der Stadtratssitzung müssen sie sich den Empfehlungen stellen.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Frage, wohin mit dem Gewerbe auf dem MD-Gelände, ist eine der wichtigsten in der Diskussion um den neuen Stadtteil. Die Dachauer haben in der Bürgerbeteiligung dazu keine klare Antwort gefunden. Nun ist es wieder an den Stadtpolitikern, die an diesem Dienstag in der Stadtratssitzung über die Ergebnisse der Beteiligung diskutieren. Fest steht und stand schon immer: Platz für ein reines Gewerbegebiet ist im städtebaulichen Entwurf, auf dessen Grundlage geplant wird, für das MD-Gelände nicht vorgesehen. Das gesamte Konzept müsste verändert werden, wenn ein Gewerbegebiet beschlossen wird.

Die Stadt hatte die Dachauer gefragt: "Sind statt Misch- und Kerngebieten Gewerbegebiete vorzusehen?" In Mischgebieten gibt es Wohnungen und Arbeitsstätten. Kerngebiete sind für den Handel, Verwaltung und Kulturbetriebe gedacht. Eindeutig positioniert hatten sich in dieser Frage vorab die Fraktionsmitglieder des Bündnis für Dachau. Gewerbegebiet ja und zwar zu 100 Prozent, lautet ihre Forderung. Oberbürgermeister Florian Hartmann hatte zum Auftakt der Bürgerbeteiligung am 11. Juni formuliert: "Ich wünsche mir, dass nicht unerhebliche Flächen für Gewerbe entstehen". Mindestens ein Drittel für Gewerbe, daran hielten selbst die Grünen fest. Auf mindestens 40 Prozent "Nicht-Wohnen" hatten sich die Stadträte geeinigt. An den Thementischen war 2010 einmal ein Entwurf entstanden, der getrennte Wohn- und Gewerbenutzung vorsah. Die Betriebe sollten sich demnach an der Bahnstrecke des etwa 16 Hektar großen Gebiets ansiedeln.

Der städtebauliche Entwurf der Architekten Trojan, Trojan und Partner, der die Grundlage für die Planungen ist, sieht großflächige Mischnutzung der Gebäude vor. Zwar sollen für etwa 1200 Menschen Arbeitsplätze entstehen, jedoch nicht in getrennten Gebieten. Ziel der Architekten ist ein lebendiges Stadtviertel, das nicht in Teilen nach Geschäfts- und Büroschluss in Dunkelheit und Stille versinkt. Im zentralen Mühlenforum wie auch an der geplanten Bahnrandstraße soll Wohnen und Arbeiten möglich sein. Das sei alles eine Frage des guten Lärmschutzes, erklärt Verena Trojan. Sie beruft sich bei den Ideen für die Bebauung an der Bahnrandstraße auf die Gründerzeit Ende des 19. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit sei die flexible Nutzung von Gebäuden mit Büros, Kontoren, Verkaufsflächen und Wohnungen zugleich bekannt. Sie funktioniere ohne größere bauliche Veränderungen bis heute.

Die Bürger stellten vor allem die Frage nach der Art des Gewerbes. Die Stadt solle selbst aktiv Ansiedlungspolitik betreiben, empfahlen die Teilnehmer der Planungswerkstatt im Thoma-Haus. Ihr Auftrag ist: Die Stadt soll entscheiden, welches Gewerbe gut ist für Dachau. Welches Gewerbe sie auf dem MD-Gelände nicht sehen wollen, wissen die Bürger auch: jenes, das es in Dachau-Ost gibt. Entscheidend für die Entwicklung soll die tatsächliche Nachfrage nach Wohnen und Gewerbe sein.

Die Nachfrage nach Gewerbeflächen sei so hoch, dass Betriebe abgewiesen werden müssen, sagte Oberbürgermeister Hartmann in einem SZ-Interview. Das Bündnis für Dachau hatte argumentiert, die Folgekosten, die durch Neubürger entstehen, seien für die Stadt eine Schuldenfalle. Den Antrag, eine Prognose über die Folgekosten erstellen zu lassen, hatten die Stadträte jedoch im Februar im Bauausschuss mit acht zu sieben Stimmen abgelehnt. Zumindest die Teilnehmer der Planungswerkstatt fanden, dass Dachau bereits genug Gewerbeflächen hat, sie sprachen sich eher für Mischgebiete aus und pochten auf eine gute Nahversorgung durch Einzelhändler. Kulturstätten, Restaurants, Cafés und Wohnungen können sie sich im Viertel eher vorstellen als Betriebe.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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