Zu teuer:Sanierung des alten Schulhauses gestoppt

Altomünster entscheidet sich mehrheitlich gegen das Projekt, denn die Kosten sind explodiert. Die Gemeinde müsste 1,9 Millionen Euro selbst übernehmen. Die Regierung von Oberbayern will maximal 800 000 Euro zuschießen

Von Horst Kramer, Altomünster

Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes Schultreppe 4 im Ortszentrum von Altomünster ist gestoppt. 1,9 Millionen Euro müsste die Gemeinde aufbringen, um das Projekt voranzubringen. Doch das ist den Gemeinderäten zu viel. Die Regierung von Oberbayern fördert die Sanierung nur mit maximal 800 000 Euro. Zu wenig befand die Mehrheit des Rats.

Bürgermeister Anton Kerle (CSU) und sein Geschäftsleiter Christian Richter wirkten nach der Abstimmung schockiert. Damit hatten sie nicht gerechnet. Kerle wollte die Sanierung trotz der finanziellen Belastung, die sie für die Gemeinde bedeutet hätte, fortführen. Doch nur drei Gemeinderäte schlossen sich seiner Meinung an. Immerhin vier Jahre lang hatte man diskutiert und nach langem Ringen ein Konzept erarbeitet, das nun wieder null und nichtig ist. Denn 18 Gemeinderäte stimmten gegen eine Fortsetzung des Konzepts, darunter alle Vertreter der Freien Wählergemeinschaft (FWG) sowie der einzige Sozialdemokrat.

Zu teuer: Der alte Charme des Hauses Schultreppe vier bleibt wohl noch eine Weile so erhalten

Der alte Charme des Hauses Schultreppe vier bleibt wohl noch eine Weile so erhalten

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Grund für die explodierenden Kosten, mit denen sich die Gemeinde jetzt konfrontiert sah, ist vor allem die überraschend geringe Förderquote, mit der die Regierung von Oberbayern das Projekt unterstützt. Aber auch die Kostensteigerungen der vergangenen Jahre schlägt zu Buche. Zu Jahresanfang 2014 war noch von 1,5 Millionen Euro die Rede gewesen, nun liegen die Sanierungskosten bei etwa 2,7 Millionen Euro. Die Erklärung für diesen Preissprung ist einfach: Damals war die Nutzung des Gebäudes nach der Sanierung noch weitgehend unklar. Seitdem beschloss der Gemeinderat zahlreiche Maßnahmen, übrigens fast immer einstimmig: Zum Beispiel den Auszug des Jugendzentrums (das im alten Bahnhofsgebäude eine neue Heimat finden wird) und den Umzug der Bücherei von der gegenüberliegenden Schultreppe 3 ins Dachgeschoss der Schultreppe 4.

Zu teuer: 18 Gemeinderäte stimmten gegen eine Fortsetzung der Sanierung.

18 Gemeinderäte stimmten gegen eine Fortsetzung der Sanierung.

(Foto: Niels Jørgensen)

Noch schwerer trifft die Kommunalpolitiker jedoch die geringe Förderquote, mit der die Regierung von Oberbayern sich an dem Vorhaben beteiligen will. "Bei 800 000 Euro ist Schluss", berichtete der Geschäftsführer Christian Richter dem konsternierten Gremium. "Der staatliche Topf für Städtebauförderung ist viel zu klein", erklärte Richter. "Die Regierung von Oberbayern stellt nur zwei Millionen Euro für 44 Gemeinden zur Verfügung." Die Folge: Die Marktgemeinde müsste zirka 1,9 Millionen Euro selber stemmen.

Zu teuer: Eigentlich wollte der kommunale Kindergarten "Kleine Strolche" die frei werdenden Büchereiräume im Nachbarstockwerk übernehmen. Doch das geht jetzt wohl nicht mehr.

Eigentlich wollte der kommunale Kindergarten "Kleine Strolche" die frei werdenden Büchereiräume im Nachbarstockwerk übernehmen. Doch das geht jetzt wohl nicht mehr.

(Foto: Horst Kramer)

"Bis 1,2 Millionen gehe ich mit, darüber nicht", stellte Josef Obeser (FWG) sofort klar. Sein Fraktionschef Hubert Güntner zog die Grenze sogar schon bei einer Million Euro. Roland Schweiger (CSU), als Bauunternehmer ein Mann vom Fach, schlug vor, nur einen Teil des Gebäudes sanieren zu lassen und so nur 70 Prozent der Kosten zu haben. Vielleicht könne man dann 50 Prozent der Fläche nutzen.

Nun soll eine Arbeitsgruppe nach einer Lösung suchen. Dafür meldete sich Architekt Josef Obeser, sowie Bauunternehmer Roland Schweiger, dessen CSU-Parteifreunde Martina Englmann und Georg Huber junior sowie Elisabeth Glas, Markus Hagl und Michael Reiter (alle FWG). Natürlich werden auch Bürgermeister Kerle und Geschäftsleiter Richter mitarbeiten. Eines ist allerdings schon jetzt klar: Der Sprung zurück auf Start hat Folgen.

Eigentlich wollte der kommunale Kindergarten "Kleine Strolche" die frei werdenden Büchereiräume im Nachbarstockwerk übernehmen. Doch das geht jetzt wohl nicht mehr. Die Gemeinde hat sich deshalb aber schon Gedanken gemacht: "Eventuell müssen wir den Awo-Kindergarten ,Regenbogen' ausweiten", stellte Richter in Aussicht.

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