Zeugnisse:331 neue Fachkräfte

Die Berufsschule Dachau ehrt ihre Absolventen

Von Marie Groppenbächer

Dachau - Schließt sich eine Tür, geht eine andere auf. In Mexiko gehen sprichwörtlich sogar zwei Türen auf. Wie viele sich für die 331 Absolventen der Nikolaus-Lehner-Schule in Zukunft öffnen werden, kann keiner so genau sagen. Die Schultür haben sie am Montagnachmittag bei ihrer Abschlussfeier auf jeden Fall feste hinter sich zugezogen. Die frisch gebackene Kauffrau für Büromanagement, Daniela Reger, ist sich sicher: "Jeder wird seine Tür finden".

Einen passenden Schlüssel in Form eines Abschlusszeugnisses erhalten die jungen Leute an diesem Nachmittag. Die 331 Absolventen setzen sich aus verschiedenen Berufsgruppen zusammen. Neben Bank-, Büro-, Automaten- und Einzelhandelskaufmännern und Frauen sind Anlagenmechaniker, Kfz-Mechatroniker, Maler und Lackierer, Schreiner und Verkäufer vertreten. Außerdem haben 77 Schüler eine Berufsintegrationsklasse besucht. In diesen lernen Asylsuchende und Jugendliche ohne Ausbildungsplatz gemeinsam.

Abschlussfeier

Schülersprecherin Daniela Reger, nun Bürokauffrau, ist sich sicher: Jeder findet seinen Platz.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Schulleiter Johannes Sommerer ist überzeugt, "dass aus Ihnen etwas geworden ist". Aus ihrer Bereitschaft sich anzustrengen und selbst aktiv zu sein, seien sie gewachsen und zu gereiften Persönlichkeiten geworden. Heute sei der Tag, an dem sie eine reichliche Ernte einführen, freut sich der Direktor. Die Wortwahl zeigt schnell, hier geht es um junge Erwachsene, die ein Handwerk oder einen Beruf gelernt haben, bei dem es darauf ankommt, mit anpacken zu können. Das erkennt auch Landrat Stefan Löwl (CSU), der nach einem kurzen Testschnalzer ins Mikrofon von seinem elfjährigen Sohn erzählt. Dieser spiele vorzugsweise Zivilisationsstrategiecomputerspiele. Beim über die Schulter gucken wurde dem Landrat klar: "Damit eine Zivilisation funktioniert, brauche man Menschen die etwas machen und nicht nur die, die wissen wie man es macht".

Mit einem mehrfachen "Vergelt's Gott" gratuliert er den Absolventen, insbesondere denen aus den Integrationsklassen zu einem "soliden Fundament, um Teil der Zivilisation zu sein". Er lässt es sich nicht nehmen auch auf den finanziellen Aufwand des Landkreises aufmerksam zu machen und spielt dabei auf den Neubau der Berufsschule an: "Sie sind uns lieb und teuer. Heute lieb und im ganzen Jahr teuer. Aber sie sind es uns wert". Vom Neubau hatten die Schulabgänger abgesehen von Baustellenlärm nicht so viel. Nur der bauarbeitsbedingte Ausfall des Sportunterrichts im Schuljahr 2016/17 erfreute einige, erzählt Daniela Reger in ihrer Abschlussrede schmunzelnd. Schon der erste Schultag, drei Jahre zuvor begann mit einem neidischen Blick auf das nagelneue Gebäude der staatlichen Dr.-Josef-Schwalber-Realschule nebenan. Dennoch erinnert sich die junge Frau an eine schöne, ereignisreiche Zeit, die wie im Flug verging.

Abschlussfeier

Zur Abschlussfeier an der staatlichen Nikolaus-Lehner-Schule haben sich die Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath (links) und Martin Güll eingefunden.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Neben Landrat Löwl, Landtagsabgeordnetem Bernhard Seidenath (CSU) und Landtagsabgeordnetem Martin Güll (SPD) ist auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) unter der anwesenden Prominenz. Er weiß wovon er spricht, wenn er sagt, dass der Beruf entscheidend für die Selbstverwirklichung und eigene Lebensfreude sei. Durch Anerkennung und angemessene Bezahlung müsse die Leistung der frisch Ausgebildeten gewürdigt werden, wie sie es verdiene.

Die Leistungen von 43 der 331 Schüler sind so herausragend, dass sie dafür geehrt werden. Absolventen mit einer Durchschnittsnote besser als 1,5 erhalten einen Staatspreis, einige andere Klassenbeste eine Schulurkunde. Gleich siebenmal wurde die Bestnote 1,0 erreicht. Die Glücklichen sind: Tobias Reisner, Jenny Fischer, Julia Kasper, Nathalie Milosch, Jennifer Mittenzwei, Daniela Reger und Timo Wacke.

Untermalt wurde das Programm aus Reden und Ehrungen von den Rocking Teachers. Oldies wie California Dreamin' von The Mamas & the Papas regen zum träumen an. Mit ihrem selbstgeschrieben Lied über Begegnungen und Freundschaft entlässt die Lehrerband ihre Schützlinge in die Welt der Berufstätigen. Einen Beruf haben sie gelernt. Arbeit finden sie bestimmt angesichts des Fachkräftemangels in der Region. Marie Groppenbächer

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