Zeugen gesucht:Brandanschlag auf Umzugswagen

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Die Gefährte des Karlsfelder Burschenvereins brennen ab. Bislang fehlt jede Spur auf einen oder mehrere Täter. Die Polizei ermittelt.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Verkohlte Gerippe auf Fahrgestellen - mehr ist nicht übrig geblieben von den beiden Umzugswagen des Burschenvereins Karlsfeld. Wie erst jetzt bekannt wurde, hatten Unbekannte am vergangenen Samstag die beiden Wagen angezündet. "Anfangs hatten wir befürchtet, dass dies der Anfang einer Serie werden könnte", sagt ein Sprecher der Polizeiinspektion Dachau. Nachdem eine Woche vergangenen ist ohne neue Brandstiftung, wächst die Zuversicht, dass es sich um eine Einzeltat handelt. Von dem oder den Tätern fehlt bislang allerdings jede Spur. Deswegen macht der Burschenverein den Vorfall nun selbst publik, "um eventuelle Zeugen oder ähnliches zu finden, welche uns helfen, dem Übeltäter auf die Spuren zu kommen".

Die beiden Wagen waren hinter dem Rewe-Getränkecenter in Karlsfeld auf einer abgesperrten, nicht öffentlichen Straße abgestellt. Dort stehen sie das ganze Jahr über, weil der Burschenverein keine Unterstellmöglichkeiten für die selbstgezimmerten Gefährte hat. Kleinere Sachbeschädigungen hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben; in jüngster Zeit häuften sie sich. So wurden immer wieder Bretter von den frei stehenden Wagen abgetreten. Sowohl die Polizeiinspektion Dachau als auch die Feuerwehr Karlsfeld gehen derzeit von Brandstiftung aus. "Ringsum ist ja sonst nichts Brennbares", sagt ein Polizeisprecher. Passanten bemerkten den Brand und alarmierten die Feuerwehr.

Am Ende sind die liebevoll zusammengezimmerten Umzugswägen völlig zerstört. (Foto: Freiwillige Feuerwehr Karlsfeld)

Hinweise, dass sich die Tat gezielt gegen den Burschenverein gerichtet haben könnte, gibt es nicht. Davon geht auch Andreas Klein nicht aus. Vermutlich wurde der Burschenverein Opfer blinder Zerstörungswut. "Es wäre zu viel gesagt, wir seien geschockt", sagt Klein. "Aber Feierstimmung herrscht bei uns jetzt natürlich auch nicht gerade. Wir sind schon sehr traurig." Die Nachricht vom Brand wurde von Besuchern der Facebook-Seite des Burschenvereins mehr als 120 Mal geteilt, viele Karlsfelder zeigen sich wütend und bestürzt. "Wir waren selber überrascht, welche Wellen das schlägt", sagt Klein.

Mehrere hundert Stunden Arbeit

Auch die Feuerwehr Karlsfeld, die vergeblich versucht hatte, noch irgendetwas von den Wagen zu retten, meldete sich zu Wort: "Sorry, Burschen. Wir hoffen, der oder die Täter werden bald geschnappt." Bei der Dachauer Polizei ist man allerdings skeptisch. "Da wird wohl eher nichts rauskommen", fürchtet der Sprecher. Die Untersuchung des Tatorts hätten keine verwertbaren Spuren ergeben, Zeugen vom Tathergang gebe es bislang auch nicht. Die Polizei sowie die Feuerwehr Karlsfeld gehen dennoch von gezielter Brandstiftung aus. Die beiden Wagen dürften nur noch Schrottwert haben. Für die Karlsfelder Burschen, die dieses Jahr das sechsjährige Bestehen ihres Vereins feiern, ist das ein harter Schlag: "Da stecken, verteilt über die vergangenen Jahre, mehrere hundert Stunden Arbeit drin", sagt Andreas Klein. Einer der Wagen kommt bei den Faschingsumzügen in Indersdorf und Olching zum Einsatz, den anderen verwenden die Burschen für den traditionellen Umzug auf dem Karlsfelder Siedler- und Seefest. Beide Wagen sollen schnell neu gebaut werden und schon in diesem Jahr wieder einsatzbereit sein. "Da lassen wir uns nicht lumpen", sagt Klein. Und kämpferisch fügt er an: "Wir lassen uns nicht unterkriegen."

Den entstandenen Schaden schätzen Polizei und Feuerwehr auf etwa 10 000 Euro. Andreas Klein hält diese Summe für zu hoch gegriffen. Er geht eher von der Hälfte aus. Aber 5000 Euro sind für den Burschenverein auch eine Menge Geld, eine Versicherung gibt es nicht. Und natürlich wäre der Burschenverein nun froh "über den ein oder anderen Euro", wie Klein sagt - als Spende für das Baumaterial.

Die Polizei nennt den Brandanschlag in Karlsfeld "ungewöhnlich". Einzigartig ist er im Landkreis aber leider nicht. Vor zwei Jahren fiel die von Jugendlichen selbstgebaute Hütte auf dem Indersdorfer Freizeitgelände ebenfalls einer Brandstiftung zum Opfer.

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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