Zeitzeuge:Dachau gedenkt der Opfer des Novemberpogroms

Im Rathausfoyer spricht am Sonntag Shraga Milstein aus Israel. Als Zwölfjähriger hat er den Holocaust überlebt.

In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen in Brand gesetzt, jüdische Geschäfte zerstört und geplündert. Juden wurden schwer misshandelt und aus ihren Wohnungen verschleppt, ungefähr 11 000 in das Konzentrationslager Dachau. Die jüdischen Bürger Dachaus waren schon vorher vertrieben worden. Die Stadt Dachau gedenkt am Sonntag, 8. November, der Opfer der Pogromnacht. Auf der Veranstaltung im Foyer des Rathauses spricht um 19 Uhr ein Zeitzeuge aus Israel: Shraga Milstein, der 1933 in Polen geboren wurde und Ghetto, Arbeitslager und die Konzentrationslager Buchenwald und Bergen-Belsen überlebte. Er war zwölf Jahre alt, als er im April 1945 von britischen Soldaten befreit wurde, seine Eltern waren tot, und er musste für seinen neun Jahre alten Bruder sorgen. 1948 wanderte Shraga Milstein nach Israel aus. Er studierte in Jerusalem, London und Montreal. Von 1983 bis 1998 war er Bürgermeister der Stadt Kfar Schmaryahu, von 2005 an leitete er acht Jahre lang das Institut Massuah für Holocaust-Studien bei Netanya.

Es ist nicht der erste Besuch Shraga Milsteins in Dachau. Erste Kontakte knüpfte der ehemalige Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU). Seitdem unterstützt Shraga Milstein die Stadt in ihren Bemühungen um eine israelische Partnerstadt. Darüber wird er mit OB Florian Hartmann (SPD) auch sprechen. Auf der Gedenkfeier verlesen Schüler des Josef-Effner-Gymnasiums die Namen von Holocaust-Opfern, und das Jazz-Salonorchester der Schule unter der Leitung von Hans Blume spielt. Veranstaltet wird das Gedenken von der Stadt Dachau zusammen mit dem Dachauer Forum, der Evangelischen Versöhnungskirche, dem Förderverein für Internationale Jugendbegegnung, der Katholischen Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte, der Gedenkstätte selbst, der Lagergemeinschaft Dachau und dem Verein "Zum Beispiel Dachau".

Das Novemberpogrom, das waren geplante und spontane Gewaltübergriffe auf deutsche Juden, der Beginn des Terrors, der in den Holocaust mündete. Etwa 1000 Männer aus München wurden in das KZ Dachau verschleppt. Mehr als 30 von ihnen kamen nachweislich ums Leben. 22 jüdische Münchner nahmen sich in diesen Tagen in ihrer Verzweiflung das Leben. "Erinnerte Gegenwart - Dokumente und Installationen zu Theresienstadt" heißt eine Ausstellung, die am 8. November um 11 Uhr in der Versöhnungskirche eröffnet wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: