Zeit für Bayern:Das Paradies und das Bier

Zeit für Bayern: Maria Reiter begleitet die kurzweilige Erzählung von Huber nicht nur, sie malt die Worte in Tönen aus.

Maria Reiter begleitet die kurzweilige Erzählung von Huber nicht nur, sie malt die Worte in Tönen aus.

(Foto: Toni Heigl)

Mit viel Witz und Wissen erzählt Gerald Huber seine Menschheitsgeschichte

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Was ist das Paradies? Eine Frage, die die Menschheit seit Jahrtausenden beschäftigt und auf die es wohl so viele Antworten wie Religionen gibt. Am vergangenen Freitag lösten die Akkordeonistin Maria Reiter sowie der BR-Redakteur und Autor Gerald Huber in einer intelligenten, witzigen und kenntnisreichen Reise durch die Menschheitsgeschichte im Pfarrheim von Heilig Kreuz das Rätsel: Das Paradies ist ein Biergarten. "Helles Lujah" heißt diese fröhliche Menschheits-Bier-Geschichte. Sie entpuppte sich als echtes musikalisch-kabarettistisches Schmankerl.

Die gebürtige Tölzerin Maria Reiter ist in fast allen musikalischen Genres erfolgreich unterwegs, mit ihrem Quartett "nonSordino" oder mit Friedrich von Thun in Sachen "Wiener Geschichten". Der gebürtige Landshuter Gerald Huber ist auf BR 2 die Stimme von "Zeit für Bayern". Seine profunden und humorvollen Ausflüge in die bayerische Kultur und Sprache gehören für seine Fans zum Sonntag wie Frühschoppen und Schweinsbraten. Dass das Duo in Dachau zu Gast war, ist übrigens Barbara Asselborn und Gabriele Haszprunar zu verdanken, die in der Pfarrei die Erwachsenenbildung organisieren.

Was also haben Maria Reiter und Gerald Huber über die kulturhistorisch so oft verkannte Bedeutung des Biers in zwölf Kapiteln "von Adam bis Zapfhahn" zu erzählen, respektive musikalisch darzustellen? Alles begann, so Huber, mit dem Ende der letzten großen Eiszeit vor etwa 12 000 Jahren. Die Jäger fanden reichere Beute und hatten mehr Zeit. Da kamen sie auf dumme Gedanken, zum Beispiel ein Gelage zu veranstalten. Samen von wilden Gräsern und natürlich vorkommende Hefepilze waren die Grundzutaten für das "Urbier". Es folgen ein kleiner Exkurs über die chemische Wirkung dieser Ingredienzien, ein Ausflug ins historische Mesopotamien und ins türkische Göbekli Tepe, dem ältesten bislang bekannten Heiligtum der Menschheit. Fazit: Zum Bierbrauen braucht es "Energie, Entschlossenheit und Erfindungsgabe", alles was man auch zur Entwicklung einer Kultur benötigt. Die Schlussfolgerung: "Am Anfang war das Bier" und "wer Kultur hat, ist erst richtig Mensch geworden - und sauft sich einen an". Wobei der Mensch Letzteres gerne einen Akt zu Ehren der Götter apostrophiert. Huber hat sich warmgeredet. Wenn er die Herkunft von Wörtern erklärt, läuft er zu Hochform auf. So wird aus dem vorzeitlichen "Pff" über viele Umwege "Feuer", "Feierabend" und "Fest", was wiederum mit dem Bier zusammenhängt. Mit einem "Pff" wurde das Feuer angeblasen, auf dem es vor sich hinköchelte.

Weil Huber eine gehörige Portion Witz und großes Erzähltalent hat, kommt sein Wissen so leichtfüßig daher, wie der Mensch nach einer wohldosierten Menge Bier. Es macht Spaß, dieser Zeitreise zu folgen. Und was erfahren die Zuhörer nicht alles: Dass die Göttermütter Demeter und Ceres in Maria ihr christliches Spiegelbild haben, dass der Grieche Xenophon das Bier als "Wein, der aus Gerste hergestellt wurde", lobte, um nur einiges zu nennen. Zwischendurch singt Huber mit seiner sonoren Stimme das Hohe Lied des Bieres. Die Couplets haben er und Reiter in alten Wirtshauslieder-Sammlungen entdeckt.

Maria Reiter erzählt die Geschichten auf ihrem Akkordeon mit. Sie malt die Worte in Tönen aus. Mal ist sie sanft und zärtlich, dann wieder übersprudelnd vor Leidenschaft und Lebenslust. Schließlich feiern sie und Huber mit "Helles Lujah" nicht das Bier, sondern das Leben und die Gemeinschaft nach dem Motto "Wein hebt uns an Festtagen in den Himmel, an den einfacheren Tagen kommt der Himmel mit Bier auf die Erde". Darauf ein "Helles Lujah"!

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