Zahl der Fahrzeuge im Ort drastisch gestiegen:Alles zugeparkt

In Karlsfeld hat allein ein Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung in einem Jahr 3869 Verstöße gezählt. Autos versperren Gehwege und stehen auf den Straßen sogar in zweiter Reihe. Die Gemeinde erwägt mehr Kontrollen

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Die Straßen in Karlsfeld sind zugeparkt, teilweise sogar in zweiter Reihe und auch auf Gehwegen stehen Autos. Die kommunale Verkehrsüberwachung gibt nun erstmals eine Vorstellung von den Ausmaßen des Problems. Seit Juni 2016 wurden 3869 Verstöße beim Parken im Gemeindegebiet festgestellt. In den zwölf Monaten davor waren es "nur" 1941 gewesen, allerdings wurden statt 80 Stunden im Monat auch nur 40 kontrolliert, das heißt: Die knapp 4000 Verstöße stellen nur die Spitze des Eisbergs dar. Man könnte noch viel mehr Parksünder erwischen, würde man entsprechend kontrollieren. "Es wäre schon Bedarf da", sagte Günter Rustler, Leiter der Verkehrsbehörde, bei der Vorstellung der Studie im Bauausschuss.

Binnen weniger Jahre ist die Zahl der Einwohner in Karlsfeld von 18 000 auf 22 000 Einwohner hochgeschnellt, auch die Zahl der Fahrzeuge hat drastisch zugenommen. Vor allem rund um das nordöstliche Zentrum an der Neuen Mitte und am Bahnhof herrschen immer wieder chaotische Zustände, aber auch am Parkplatz des Hallenbads, der regelmäßig von Gewerbetreibenden als Abstellplatz für Kleinlastwagen missbraucht wird. Ärger gibt es auch in den Wohnstraßen, wo viele Bürger statt auf dem eigenen, oft nicht sehr großen Grundstück, lieber auf der Straße parken. Verschärft wird die Situation durch Wohnmobile und Anhänger, die alle zwei Wochen ein Stück vor oder zurück geschoben werden. Das geschieht pro forma, weil die Gemeinde sie sonst abschleppen dürfte.

Kennzeichnen gepixelt

Da bleibt keine Lücke frei: Rund um den S-Bahnhof in Karlsfeld (Foto) ist wie in nahezu allen Gemeindeteilen alles zugeparkt.

(Foto: Toni Heigl)

Pro Tag ist nur ein Mitarbeiter für jeweils vier Stunden unterwegs. Die Kontrollen können an jedem Tag stattfinden, auch an Sonn- und Feiertagen. Unterwegs ist der Parkwächter zwischen 6 und 20 Uhr. Nächtliche Kontrollen finden nicht statt, weil der Parkverstoß fotografisch dokumentiert werden müsse, wie Günter Rustler erklärte, und im Dunkeln gehe das schwer. Solche Widrigkeiten schlagen sich wohl auch in der Statistik nieder, die seit Juni 2016 detailliert geführt wird. Während im Juni 2016 mehr als 500 Verstöße registriert wurden, waren es im bitterkalten Februar weniger als 100. Bei verschneiten und vereisten Scheiben ist schwer zu erkennen, ob die Parkscheibe abgelaufen ist. Das Hauptproblem ist aber, dass ein einzelner Parkwächter, der im weitläufigen Gemeindegebiet patrouilliert, nicht ausreicht. "Es gibt viele Straßen in Karlsfeld, in denen überhaupt nicht kontrolliert wird", beklagte Verkehrsreferent Johann Willibald. Manche nutzten das auch schamlos aus und stellten sich ins Halteverbot, im Vertrauen darauf, dass ihnen dort sowieso keine Strafe droht. Tatsächlich hat die Parküberwachung, die ein externer Dienstleister und Mitarbeiter der Stadt Dachau für die Gemeinde leisten, alle Hände voll damit zu tun, an den Brennpunktstellen für Ordnung zu sorgen. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU): "Ich neige dazu, die Stundenzahl auf 12o zu erhöhen."

Ein Beschluss dazu ist zwar noch nicht gefallen, aber das gilt nur als Frage der Zeit: Spätestens wenn die Gemeinde ihr Parkraummanagement im Zentrum und am Bahnhof einrichtet, wird Karlsfeld die Kräfte aufstocken, damit die Autofahrer sich auch wirklich an die neuen Regeln halten. In der lange Zeit völlig zugeparkten Theodor-Storm-Straße haben wiederholte Kontrollen und konsequente erhobene Bußgelder Wirkung gezeigt. Inzwischen sind Parkverstöße dort die Ausnahme. "Die Überwachung hat schon Erfolg", sagt Günter Rustler. Wenn einer immer wieder an der gleichen Stelle falsch parke, könne die Gemeinde erhöhte Bußgelder erheben. Schließlich könne man dann von einem Vorsatz ausgehen.

Zahl der Fahrzeuge im Ort drastisch gestiegen: Zunehmend werden nicht nur Pkws, sondern auch Wohnmobile zu einem Problem. Ihre Zahl steigt in der Gemeinde, und viele stellen sie auf der Straße ab.

Zunehmend werden nicht nur Pkws, sondern auch Wohnmobile zu einem Problem. Ihre Zahl steigt in der Gemeinde, und viele stellen sie auf der Straße ab.

(Foto: Toni Heigl)

Die Bußgelder decken die Ausgaben für die Parküberwachung im Wesentlichen, große Gewinne erzielt die Gemeinde damit nicht. Das herauszustellen war SPD-Gemeinderat Franz Trinkl wichtig. Die Kontrollen hätten nichts mit "Abzocke" zu tun, wie das immer wieder gerne behauptet werde. "Es geht darum, dass wir Gefahren abwenden", sagte er. "Wir wollen das Verhalten der Menschen ändern, gutes Zureden allein hilft nicht." Bündnis-Fraktionschefin Mechthild Hofner sprach von einer "Art erzieherischer Maßnahme."

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