Wundervolle Klänge:Der Gesang der Holzbläser

Wundervolle Klänge: Mozart im Ludwig-Thoma-Haus, exklusiv gespielt von Hans Blumes Holzbläser-Ensemble.

Mozart im Ludwig-Thoma-Haus, exklusiv gespielt von Hans Blumes Holzbläser-Ensemble.

(Foto: Toni Heigl)

Hans Blume und seine historische Version der "Zauberflöte"

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Nach der erfolgreichen Aufführung seiner Oper "Die Entführung aus dem Serail" schrieb Mozart aus Wien seinem Vater in Salzburg: "Nun habe ich keine geringe arbeit - bis Sonntag acht tag muss meine Opera auf die harmonie gesezt seyn - sonst kommt mir einer bevor - und hat anstatt meiner den Profit davon." Mit dem Arrangement einer Erfolgsoper für die Harmoniemusik - das ist ein Holzbläserensemble - waren offenbar gute Geschäfte zu machen. Bei der "Zauberflöte" war Mozart zu keiner Bearbeitung mehr fähig, denn er lag nach den ersten bejubelten Aufführungen schon auf dem Totenbett.

Viele Komponisten haben sich das Werk zunutze gemacht, der prominenteste: Ludwig van Beethoven, der sowohl über Papagenos "Ein Mädchen oder Weibchen" als auch über das Duett "Bei Männern, welche Liebe fühlen" Variationen für Violoncello und Klavier geschrieben hat. Das Arrangement für Harmoniemusik, das nach Mozarts Tod in ganz Europa verbreitet war, besorgte noch 1791 ein sonst unbekannter Musiker namens Johann Christian Stumpf. Heute wäre es so gut wie verschollen, wäre das nicht der Dachauer Klarinettist Hans Blume.

Er hat es mit viel Mühe aus in verschiedenen Bibliotheken verstreuten Einzelstücken wieder zusammengefügt, wobei er einige Nummern selbst neu arrangieren musste, damit sie auf den verfügbaren historischen Instrumenten aufführbar werden. Jetzt machte das der Verein Musik erleben in Dachau möglich. Blumes Klassische Harmoniemusik spielte Mozarts Oper "Die Zauberflöte" nach Originalarrangements von 1791 (und 2017) für Bläsersextett (mit Kontrabass) im Stockmann-Saal des Ludwig-Thoma-Hauses. Eine schönere, würdigere Stätte hätte Mozarts wunderbare Musik in diesem neu gewonnenen Arrangement und seiner ausgezeichneten Aufführung gewiss verdient.

Dieses Konzert hätte mit Unterstützung durch das Dachauer Kulturamt in den Festsaal des Dachauer Schlosses vor das Publikum der Dachauer Schlosskonzerte gehört. Es war eines für Kenner. Die weihevollen und wunderbaren Klänge der Ouvertüre sind jedem Opern- oder Konzertbesucher geläufig, aber dann hört man Mozarts geniale Musik, kennt gewissermaßen jeden Ton und ist ohne gesungenen und gesprochenen Text doch mehr oder minder unsicher, wessen Arie oder welches Ensemble-Stück die Harmoniemusik gerade spielt. Hans Blume half diesem wenig erfreulichen Zustand ab, indem er vor jeder Nummer eine launige Erklärung der bevorstehenden Situation gab. Dabei konnte man eine ganz neue Qualität seiner Begabung entdecken.

Hans Blume ist als hervorragender Klarinettist und Lehrer bestens bekannt; er ist aber auch ein bewährter Arrangeur und er wäre auch ein höchst beachtenswerter Opernregisseur im Sinn des zur Zeit modernen Regietheaters. Seine Vision der ersten Szene: Der Vorhang öffnet sich, und man blickt in ein Großraumbüro, wo ein Angestellter gerade verzweifelt seinen Computer sucht: "Zu Hilfe, zu Hilfe, ich hab' ihn verloren!" Die Arie "Dies Bildnis ist bezaubernd schön" singt Tamino, indem er fasziniert auf sein Handy oder Smartphone blickt, und die "Königin der Nacht" wird vor allem als künftige Schwiegermutter Taminos dargestellt. Wann und wo wird Blumes Inszenierung der "Zauberflöte", in der er sich über schwachsinnige Opernregie lustig macht, zu sehen sein?

Im Ludwig-Thoma-Haus sang aber weder Tamino noch Tamina, weder Papageno noch Papagena, auch nicht Taminos Schwiegermutter und der weise Sarastro, hier "sangen" ausgezeichnete Bläser auf ihren Instrumenten, nämlich zwei Klarinetten, zwei Hörnern und zwei Fagotten. Die Mitspieler sind: Ijiri und Monica Behnke (beide Fagott), Tom Peschel (Kontrabass), Simon Zehentbauer und Peter Ternay (Horn) und Hans Ernst (Klarinette) . Die drei Knaben kamen zwar nicht zu Wort, doch zu ihrer herrlichen Musik. Es war erstaunlich, wie viele charakteristische Farben die sechs Holzbläser anstelle eines vom Streicherklang dominierten vollen Orchesters hervorbrachten. Hans Blume blies fast alles auf seiner schönen B-Klarinette, doch für das bekannte Lied des Papageno "Der Vogelfänger bin ich ja" wählte er eine C-Klarinette, die spritziger klingt und so dem Charakter des Papagenos angemessen ist. Flötentöne aber gab es nicht, Mozarts "Zauberflöte" musste ohne Flöte auskommen.

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