Wo dürfen Hunde frei laufen?:Gezerre um den Leinenzwang

Bruck: Leinenzwang am Pucher Meer

Wo müssen große Hunde in Pfaffenhofen an die Leine?

(Foto: Johannes Simon)

Wie viele Bäume sind ein Wald? In der Diskussion um die umstrittenen Verordnung zur Hundehaltung gerät der Gemeinderat Pfaffenhofen immer tiefer ins Unterholz.

Von Renate Zauscher, Pfaffenhofen an der Glonn

Wann und wo müssen Hunde in der Gemeinde Pfaffenhofen künftig an der Leine geführt werden? Diese Frage wird an diesem Montag erneut im Gemeinderat diskutiert. Die Gemeinde hatte Anfang Februar eine Hundehaltungsverordnung erlassen. Diese sah vor, dass "Kampfhunde", Hunde bestimmter Rassen wie Labradore oder Schäferhunde und Hunde ab einer Schulterhöhe von 50 Zentimetern auf öffentlichen Plätzen, Straßen und Feldwegen nicht mehr frei herumlaufen dürfen. Allerdings hatte die Gemeinde beim Erlass der Verordnung übersehen, dass im Falle einer so umfassenden Regelung gleichzeitig definierte Freilaufflächen ausgewiesen werden müssen, damit die Tiere ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben können.

Zur erneuten Behandlung des Themas Hundehaltung und Leinenzwang drei Wochen später waren zahlreiche Hundebesitzer in die Gemeinderatssitzung gekommen, die dort auch zu Wort kamen und ihre Sicht der Dinge darstellen konnten. Man einigte sich zuletzt darauf, dass bei einem Gespräch mit Vertretern der Jägerschaft, der Hundebesitzer und der Gemeinde nach einer für alle verträglichen Lösung gesucht werden sollte. Dieses Gespräch hat inzwischen stattgefunden. Es sei "sehr konstruktiv und harmonisch" verlaufen, sagt Martin Baur, einer der geladenen Pächter aus den drei betroffenen Jagdrevieren. Die Jäger hätten vorgeschlagen, dass Hunde im Wald und hundert Meter entfernt davon angeleint werden sollten, um das Wild nicht zu stören.

Im übrigen, erläutert Martin Baur, sei das Betreten von Wiesen und Äckern durch das Naturschutzgesetz geregelt. Wiesen dürften während der gesamten Wachstumsperiode von März bis zum letzten Schnitt im Oktober weder von Menschen noch von Hunden betreten werden. Ähnliches gelte für Äcker. Auch hier gebe es ein Betretungsverbot während der Zeit von der Einsaat, die unter Umständen bereits im Herbst erfolgt, bis hin zur Ernte. Auch entlang von Gewässern dürften Hunde nicht frei laufen. Vielen Hundebesitzern seien diese gesetzlichen Vorgaben bislang offenbar nicht bekannt gewesen, sagt Baur. Grundsätzliche Einwände gegen das freie Laufen von Hunden auf Feldwegen hätten die Jäger nicht.

Die Hundebesitzer sehen das Ergebnis des "Dialoggesprächs" deutlich kritischer. Es sei "nicht wirklich befriedigend", sagt Stefan Klotz aus Unterumbach, der bei dem Treffen ebenfalls dabei war: "Was hier als Kompromiss verkauft wird, ist in meinen Augen keiner". Angesichts der "Horrormeldung" von angeblich fünf in letzter Zeit von Hunden gerissenen Rehen seien die Vertreter der Hundebesitzer "eingeknickt". Letztlich seien alle Forderungen von Jägern und Gemeindevertretern durchgesetzt worden.

In der Frage, in welchem Radius ein innerhalb der Ortschaften vorgesehenes Anleingebot für große Hunde auch außerhalb des Ortes gelten soll, ist man laut Stefan Klotz und Martin Baur bei dem Gesprächstreffen noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Hierüber müsse der Gemeinderat entscheiden, habe es bei dem Treffen geheißen. Gemeinderat Andreas Riedlberger habe für eine 200-Meter-Zone plädiert - ein Vorschlag, der für die Hundebesitzer laut Klotz jedoch nicht akzeptabel ist, weil dann bis zum nächsten Wald nur noch kurze Strecken übrig blieben. Unklar ist offensichtlich auch die Definition von Wald. Eine größere, zusammenhängende, mit Bäumen bewachsene Fläche? Oder auch schon jede kleine Baumgruppe, jedes Gebüsch? Auch die Frage, ob eine ganzjährige Leinenpflicht für größere Hunde im Wald überhaupt rechtskonform ist, wolle die Gemeinde noch prüfen lassen, sagt Stefan Klotz.

Es gibt also noch einigen Klärungsbedarf in der Frage der künftigen Anleinpflicht in Pfaffenhofen. In der Gemeinderatssitzung wird es laut Tagesordnung darum gehen, "Fragen aus dem Gemeinderat zu beantworten" und die erst vor kurzem erlassene Hundehaltungsverordnung fürs erste aufzuheben. In weiteren drei Wochen soll dann über eine neue Verordnung entschieden werden. Dabei dürfte auch die Frage geregelt werden, ob und wo die Gemeinde Hundetoiletten aufstellt und wer sie künftig leeren soll. Die Sitzung im Egenburger Rathaus beginnt heute Abend um 19.30 Uhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: