Windkraft im Landkreis Dachau:Genug Strom für alle

Im Landkreis Dachau sind laut einem Gutachten 60 Windkraftanlagen möglich, die Strom für 60 000 Haushalte erzeugen könnten. Der Bauernverband fordert noch mehr Windmühlen.

Wolfgang Eitler

Im Landkreis Dachau sind an die 60 Windkraftanlagen mit einer Kapazität von jeweils zwei Megawatt zulässig. Damit könnten sämtliche 60 000 Haushalte einschließlich der Stadt Dachau das ganze Jahr über mit Strom versorgt werden.

Windpark Repperndorf

Auch im Landkreis Dachau könnte es schon bald viele Windräder geben.

(Foto: Symbolbild: dpa)

Diese Schlussfolgerung präsentierte Sachverständige Irene Burkhardt vom gleichnamigen Büro für Landschaftsarchitektur in München-Pasing als zentrale Botschaft auf der ersten öffentlichen Präsentation des offiziellen Windkraftgutachtens von Kreistag und sämtlichen 17 Bürgermeistern in Markt Indersdorf.

Die Bürgerinitiative "Unser Wald" in Hohenzell muss einen gehörigen Dämpfer hinnehmen: Das umstrittene Waldgebiet ist demnach geeignet für Windkrafträder.

Nicht nur mit der Initiative deuteten sich am vergangenen Freitagabend weitere heftige politische Konflikte an. Denn der Bauernverband kritisierte die von Burkhardt vorgelegte Zahl an möglichen Anlagen als viel zu gering. Dessen Vorsitzender Anton Kreitmair hält nicht nur die vorgelegten 190 Hektar im Landkreis für zulässig.

Er sagte in der Diskussion im Gasthof Doll in Ried, dass seiner Einschätzung und die des Bauernverbands nach mindestens zusätzliche 600 Hektar in Frage kommen. Im Gespräch mit der SZ bewertete er das Windkraftgutachten als unzureichend, denn es seien bei weitem nicht alle möglichen Flächen eruiert worden. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei dem Betrag von 34 000 Euro der gesamte Landkreis erfasst wurde."

Gemeinden sollen kooperieren

Hintergrund dieser Kritik und der Forderung nach mehr Flächen ist das Bestreben des Bauernverbands, im Landkreis massiv in die Windkraft investieren zu wollen. Darauf zielte auch die Frage des Bauernsprechers Kreitmair an die Landschaftsarchitektin Burkhardt ab, ob sie bei ihrer Studie politische Vorgaben berücksichtigt habe.

Dies verneinte die Autorin. Auf Nachfrage der SZ präzisierte Kreitmair, dass er Landrat Hansjörg Christmann (CSU) und auch Teile der Bürgermeister für Windkraftskeptiker halte. Der Landrat erwarte wohl große Bürgerproteste, wenn es darum gehen wird, solche Anlagen zu genehmigen.

Indersdorfs Bürgermeister Josef Kreitmeir (Freie Wähler) und die Zuhörer nahmen den gegenteiligen Eindruck mit. Das Plädoyer des emeritierten Professors für Luftfahrt- und Raumtechnik und deutschen Pioniers der Windkraft, Ralf Cuntze aus Indersdorf, quittierten die Zuhörer mit Applaus. Kritische Fragen berührten den Bereich der Wirtschaftlichkeit in einer eher windarmen Lage wie dem Landkreis Dachau. Daran zweifeln weder Burkhardt noch Kreitmeir.

Das Gutachten hat noch keine genauen Standorte eruiert, sondern in einem Ausschlussverfahren dargestellt, wo überhaupt im Landkreis zulässige Flächen vorhanden sind; mithin Bereiche, in denen Siedlungen, Gewerbegebiete, wichtige Straßen, Naturschutzbereiche und vieles mehr in einer Abwägung nicht massiv beeinträchtigt werden. Das sind etwa drei Prozent der Fläche des gesamten Landkreises.

Zulässig bedeutet aber nicht, dass die Anlagen schon genehmigt wären. Darauf wies Gutachterin Burkhardt ausdrücklich hin. Denn die Einzelfallprüfungen, die jetzt jede Gemeinde für ihre Flächennutzungspläne vornehmen müsse, könnten auch zu einem gegenteiligen Ergebnis gelangen.

Vor allem werden die einzelnen Gemeinden eng zusammenarbeiten müssen, weil viele Flächen, die sich über den Landkreis verteilen, an den jeweiligen Gemeindegrenzen liegen. Am Indersdorfer Beispiel: Richtung Hilgertshausen, Altomünster und Erdweg.

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