Wie sicher ist Isar 1?:Eon: Verantwortung liegt beim Staat

Dachaus CSU wollte sich über die Sicherheit des Atomkraftwerks Isar 1 informieren - doch die Mitglieder erfahren lediglich, für was sich der Betreiber Eon sich nicht zuständig fühlt.

M. Staudinger

Peter Strauch, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Dachau, war sich einer Tatsache durchaus bewusst: Dieser Mittwochabend wird kein Abend werden, der sich gegen Atomkraft wenden wird. Zum CSU-Stammtisch hatte er Herbert Liebhaber eingeladen. Und der ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Eon-Kernkraftwerk Isar 1 in Landshut.

Isar I

Die Dachauer CSU wollte sich über die Sicherheit des Kernkraftwerks Isar 1 bei Landshut informieren.

(Foto: dpa)

Es sollte bei der Veranstaltung, so erklärte Strauch zumindest, auch gar nicht um die Vor- und Nachteile von Kernenergie gehen: "Die Argumente sind weitgehend gesagt." Vielmehr wollten sich die Christsozialen über die Sicherheit von Isar 1 und 2 informieren - ein Kraftwerk, dass die Dachauer direkt betreffe.

Über die Sicherheit an sich haben sie jedoch nicht allzu viel erfahren. Das Thema streifte Liebhaber in seinem fast zweieinhalbstündigen Vortrag nur am Rande. "Wir würden die Kraftwerke nicht betreiben, wenn sie nicht sicher wären", sagte der PR-Profi.

Die Betreiber würden alle Vorkehrungen treffen, die in ihrem Verantwortungsbereich lägen. Doch es gibt unterschiedliche Ansichten, worin der genau besteht.

Das zeigt sich an diesem Abend zum Beispiel in der Endlagerfrage. Laut Liebhaber bezahle Eon als Verursacher des Atommülls auch dessen Entsorgung. Für die Errichtung der Endlager, deren Betrieb und Kontrolle aber sei der Bund zuständig. Deshalb müsse der auch haften, wenn dort etwas schief laufe, wie im Fall Asse.

Das funktioniere analog zu einer gewöhnlichen Mülldeponie, erzählte Liebhaber. Die Verbraucher bezahlten lediglich ihre Müllgebühren. Passiert auf der Deponie etwas Unvorhergesehenes, müssten die Kunden dafür schließlich auch nicht aufkommen. "Die Risikopflicht der Unternehmen hört also mit der Abgabe des Atommülls auf", resümierte Christian Stangl, Fraktionsvorsitzender der CSU im Dachauer Stadtrat, ein wenig ernüchtert.

"Irgendwo werden wir uns verschlechtern"

Auch bei der Terrorabwehr, nach der CSU-Stadtrat Wolfgang Moll fragte, sah Liebhaber den Großteil der Verantwortung nicht bei den Kernkraftwerksbetreibern. "Gegen Abstürze von Düsenfliegern sind wir gesichert", berichtet er. Auch gebe es Brandschutzvorkehrungen und Vernebelungsmaschinen.

"Der Hauptschutz liegt aber beim Staat", erklärte der Eon-Referent. Der müsse dafür sorgen, dass Passagierflugzeuge erst gar nicht in die Hände von Terroristen gerieten. "Wir können doch keine Flugzeugentführungen verhindern", so Liebhaber. Darum müssten sich etwa der Betreiber der Allianz-Arena oder ein Wiesn-Wirt schließlich auch nicht kümmern. Was denn geschehen würde, wenn wirklich einmal ein Großflugzeug in die Isar-Kraftwerke kracht, sagte er nicht.

Eine wirkliche Antwort gab er auch nicht auf die Frage von Strauch: "Was passiert denn, wenn wir morgen alle Atomkraftwerke abschalten?" Liebhaber erwähnte öfter, dass das ein rein theoretisches Problem und er kein Hellseher sei. Aber drei Szenarien seien denkbar: Entweder stiegen die Strompreise, man werde abhängiger vom Ausland oder die Klimaziele der Bundesregierung ließen sich nicht mehr erreichen. "Irgendwo werden wir uns verschlechtern", sagte er.

Konkretes blieb er allerdings schuldig, vor allem, dass es sein Unternehmen wohl treffen werde. Denn obwohl Eon plant, bis 2012 rund acht Milliarden Euro weltweit in regenerative Energien zu investieren, beträgt der Anteil der Kernkraft an der Stromerzeugung laut einer Folie, die Liebhaber zeigte, 48 Prozent.

Für ihn ist das kein Problem - Kernenergie sei kohlenstoffdioxidfrei und damit klimafreundlich. Und die Sicherheitsfrage ist ja ohnehin trivial, wenn man ihm glauben darf. Solange nichts passiert, kann er auch schlecht widerlegt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: